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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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zu tun als ob, gehört für mich zu den schwersten Dingen, die ich je in meinem Leben habe tun müssen.
    »Aber du musst«, entgegnet mir Adam. »Guy sagt, wir brauchen jede helfende Hand.«
    »Na gut.« Ich muss zugeben, neugierig bin ich schon. »Habt ihr alle Mäntel an?« Adam trägt einen sauberen Overall – er muss sich umgezogen haben. Mit den vielen Lagen an Pullovern darunter sieht er fast fettleibig aus. Ich schaue hinüber zu den Mädchen. Sophie hat ihre wattierte rosa Jacke an und Ohrwärmer aufgesetzt, Georgia trägt Jeans und einen Pullover.
    »Kommst du nicht mit?«, frage ich sie.
    »Ich bleibe hier«, erwidert sie. »Bracken braucht in einer halben Stunde neues Heu.«
    »Dafür kannst du doch einfach noch mal kurz zurückgehen.«
    »Ausmisten muss ich auch noch«, meint sie lächelnd.
    »Außerdem ist mir egal, wie man Apfelwein macht, denn ich will Tierärztin werden, so wie Alex, und nicht Bäuerin.«
    »Aha, Tierärztin willst du also werden! Dadurch könnten wir uns in Zukunft eine Menge an Kosten ersparen. Falls du uns brauchst, ruf nach uns!«, sage ich.
    Das Herstellen von Apfelwein ist eine ziemlich aufwendige Angelegenheit, die viel Dreck macht, stelle ich fest. Es findet im hinteren Teil in einem von Guys neueren Nebengebäuden statt, weshalb ich moderne Geräte erwarte, doch als wir hineingehen – es ist klirrend kalt – steht da eine Mischung aus Alt und Neu.
    »Hallo, Jennie.« Er begrüßt mich mit einem seiner typischen zaghaften Lächeln, und mein Herz zieht sich sehnsüchtig zusammen, denn es hat sich einfach nichts geändert. Meine Gefühle für ihn sind dieselben, und wenn ich ihn sehe, schmilzt mein Herz dahin, und meine Knie werden weich.
    »Jennie, hast du mich gehört?«, fragt er. »Ich sagte, wie findest du es?«
    »Ich weiß nicht«, erwidere ich seufzend. Dann wird mir klar, dass er vom Apfelwein spricht. »Das sieht alles ein bisschen primitiv aus«, fahre ich fort und schaue mir die Berge von Äpfeln an, die auf einem Bett von Heu liegen.
    »Was hast du erwartet? Edelstahlfässer?« Guy grinst. »Wir hier auf Uphill Farm stellen den Apfelwein noch traditionell her – dadurch erhält er seinen einzigartigen Geschmack. Und deshalb sind wir auch die Besten im Westen.« Er hält inne. »Leider musste ich ein paar der alten Holzfässer durch lebensmittelechte Kunststoffbehälter ersetzen, wie du siehst. Genauso wie den alten ›Zerstampfer‹, der die Äpfel zerkleinert, bevor sie durch die Presse gedrückt werden. Für den musste ich einen ziemlich teuren Zerkleinerer kaufen.« Er wendet sich Adam zu. »Sollen wir anfangen? Wer macht noch mal was?«
    »Sophie belädt die Eimer mit Äpfeln, Mum befüllt den Trichter des Zerkleinerers, du stehst an der Presse, und ich beaufsichtige alles«, verkündet er grinsend.
    »Du meinst wohl, du stehst an der Presse, und ich beaufsichtige alles«, lacht Guy in sich hinein, klaut sich Adams Mütze und zieht sie sich auf den Kopf. »Ich bin der Chef. Los geht’s!«
    Apfelwein zu machen ist harte Arbeit, und schon bald findet Sophie es so langweilig, dass sie zurück zum Haus zu Georgia geht, was für mich bedeutet, zuerst die Eimer mit den Äpfeln beladen zu müssen, um sie dann zum Zerkleinerer zu bringen. Eimer für Eimer befülle ich den Trichter, während Adam das Handrad dreht. Die Messer zerschneiden die Äpfel in kleine Stücke, die dann von den Walzen zerkleinert werden und schließlich als Maische in einem größeren Eimer darunter landen. Nach einer halben Stunde tropft Adam der Schweiß von den Augenbrauen, und er hat all seine Pullover bis auf ein T-Shirt ausgezogen.
    »Soll ich dich mal ablösen?«
    »Nein, geht schon«, sagt er und verzieht das Gesicht. Ich lächle still in mich hinein, als ich bemerke, wie er seine Armmuskeln spielen lässt.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Guy. Er war mit der Presse beschäftigt, doch jetzt kommt er herüber, stellt sich neben mich und betrachtet das Ergebnis unserer Arbeit. »Das sieht prima aus. Weiter so! Nein, warte eine Minute. Ich zeige dir, wie die Presse funktioniert.« Er nimmt den Eimer mit der Maische und trägt ihn zu dieser kompliziert aussehenden Vorrichtung. »Das ist eine Tuchpresse. Sie stammt von Uphill – ich meine Jennie’s Folly. Im Laufe der Jahre habe ich sie verändert. Man gibt den Trester – so wird die Maische auch genannt – auf dieses Stück Sackleinen hier.«
    Guy kippt eine Lage der Maische auf das Sackleinen, das auf einem quadratischen Holzrahmen

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