Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
Satz. »Es fühlt sich an wie ein Schlag ins Gesicht.«
    Wir sitzend schweigend eine Weile da.
    »Noch Kaffee oder Kuchen?«, frage ich ihn schließlich.
    »Dazu sage ich nie nein«, erwidert er und klingt schon wieder etwas heiterer. Ich schiebe ihm den Teller mit dem letzten Stück Kuchen zu. »Was ist mit Adam?«
    »Der hatte schon vier Stück. Ich denke, das reicht.« Ich stehe auf und stelle den leeren Teller auf die Ablage. »So viel, wie er zurzeit verdrückt, habe ich Schwierigkeiten, ständig für Nachschub zu sorgen.«
    »Es muss ganz schön hart sein, drei Kinder allein großzuziehen«, bemerkt Guy. »Ich weiß nicht, wie du das schaffst.«
    »Es kann manchmal hart sein, aber ich mag ohne sie nicht leben. Ich werde ohne sie nicht leben.« Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. »Ich werde für sie kämpfen – bis zum bitteren Ende. Darauf kann sich David verlassen.«
    Ich streiche eine Träne aus meinen Augenwinkeln. Meine Haut brennt. »Die Kinder sind für mich das Wichtigste auf der Welt. Ich liebe sie über alles.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben«, fährt Guy nachdenklich fort.
    »Es ist noch nicht zu spät für dich«, entgegne ich. »Ich habe dir schon mal gesagt, Männer sind in dieser Hinsicht Glückspilze. Sie können auch noch mit über siebzig Vater werden.«
    »Du hast Recht. Sag niemals nie.«
    »Die Chancen stehen gut, dass wenn du noch mal jemanden Besonderes triffst, diese Frau jünger sein wird als du und ihr dann noch Kinder bekommen könnt.«
    Wieder tritt Stille zwischen uns ein.
    Ich lehne meine Ellenbogen auf den Tisch, verschränke die Hände vor mir und versuche, Guys Worte zu deuten. Will er mir durch die Blume zu verstehen geben, dass er das Warten auf mich aufgegeben hat, weil er immer noch hofft, eines Tages Kinder haben zu können? Der Gedanke an meine langsam ablaufende biologische Uhr lässt ein absurdes Gefühl von Trauer in mir aufkommen und mich erkennen – auch wenn ich jetzt hier vorausgreife –, dass ich für eine Beziehung mit Guy zu alt bin. Selbst wenn wir sie beide wollen, würde ihm dadurch der Wunsch verwehrt bleiben, Vater zu werden.
    Er schiebt seinen Stuhl zurück und steht auf. Ich stehe auch auf, schaffe es allerdings nur noch so gerade.
    »Du bleibst hier, Jennie. Komm erst wieder, wenn du dich besser fühlst – du siehst blass aus!«
    »Und interessant?«
    »Das versteht sich von selbst. Ich werde das Rezept für dich suchen – aber vor Montag komme ich nicht dazu, denn den Rest des Tages bin ich noch mit den Äpfeln beschäftigt, und heute Abend findet das Fest mit den Teerfässern statt.«
    »Du gehst also hin?«, frage ich.
    »Als dem ältesten Sohn einer seit Generationen hier lebenden Familie von Landbesitzern kommt mir die ehrenvolle Aufgabe eines Fassrollers zuteil.«
    »Wirklich?« Adam hatte vorher schon einmal erwähnt, dass die Einwohner von Talyton St. George Holzfässer mit Teer, Stroh und Papier auskleiden, sie anzünden und dann mit ihnen durch die Stadt ziehen. »Ist das nicht gefährlich?«
    »Das gibt doch erst den Kick!«, sagt Guy grinsend. »Danke für den Kuchen.«
    Ich gehe später wieder hinüber und helfe noch mal für ein paar Stunden aus. Am Abend geht es mir dann um einiges besser, worüber ich froh bin, denn Adam will auf keinen Fall den Umzug mit den Teerfässern verpassen, ein jährlich stattfindendes traditionelles Fest von Talyton.
    »Guy meint, wir müssen zu Fuß in die Stadt«, sagt Adam, als wir uns fertigmachen, »denn es gibt nirgendwo in der Nähe Parkplätze – die Leute kommen von überall her, um den Umzug zu sehen. Wir müssen uns beeilen. Das Feuer wird um sechs auf dem Anger angezündet.«
    Wir kämpfen uns durch die belebten Straßen bis vor zum Rand des Marktplatzes, wo die Menschen in Dreierreihen stehen Unser Atem kondensiert, und im Schein der Straßenlampe sieht es aus, als würden wir Rauchfahnen ausstoßen. Ich ziehe meinen Schal enger um den Hals und schiebe die Mütze über meine Ohren. Das ist bisher die kälteste Nacht. Obwohl Devon auf einer Halbinsel liegt, die vom Golfstrom gewärmt wird, ist es ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit, und eine Änderung des Wetters ist laut Vorhersage für die nächsten Tage nicht in Sicht.
    »Ich kann nichts sehen, Mummy«, beschwert sich Sophie und zieht an meinem Mantel.
    »Ich auch nicht«, verkündet Georgia.
    »Mir geht’s genauso!«, murrt Adam.
    »Wir müssen aufpassen, dass wir zusammenbleiben«, sage ich.

Weitere Kostenlose Bücher