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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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ich mich gegen mein Bauchgefühl, sie einzuschläfern, um sie von noch mehr Leid zu erlösen, und bitte ihn, sie weiterzubehandeln. Er gibt ihr noch mehr Schmerzmittel und stülpt ihr einen besonderen Schuh über die Füße.
    »Haben Sie Heu?«, fragt er. »Sie braucht eine zuckerarme, ballaststoffreiche Kost. Ideal ist Wiesenheu, so zwanzig Minuten in Wasser getränkt, damit der Zucker entweicht, bevor Sie es ihr geben. Sie darf eine Zeit lang nicht auf die Koppel.«
    »Ich habe kein …«
    »Guy hat wahrscheinlich welches – Sie könnten ihn fragen«, sagt Alex. »Sollten Sie in der Klemme sitzen, rufen Sie mich an. Ich würde dann schauen, ob ich ein paar Ballen für Sie auftreiben kann, damit Sie über die Runden kommen.«
    »Danke.« In meinem Kopf dreht sich alles. So viele Anweisungen. Ein Rezept zur Behandlung eines kranken Ponys. Vier Mal am Tag abgewogenes Heu. Frisches Wasser. Viel frische Luft – das dürfte kein Problem sein, denn durch die Löcher in der Wand und unter dem Dachvorsprung wird der Stall gut belüftet.
    »Sie wird auch viele Streicheleinheiten brauchen«, fährt Alex fort. »Ach so, haben Sie vielleicht einen Pass für sie?«
    »Ich habe nicht vor, mit ihr ins Ausland zu reisen«, erwidere ich amüsiert, bevor mir einfällt, dass Delphi mir einen gab. »Jetzt, wo Sie’s sagen – ich habe einen. Er muss irgendwo im Haus liegen.«
    »Ich werde einen Blick hineinwerfen, wenn ich das nächste Mal hier bin. Sollte irgendetwas sein, dass Sie beunruhigt, rufen Sie mich an. Ansonsten komme ich heute Abend auf meinem Weg zurück nach Hause noch einmal vorbei.«
    Noch mehr Geld, denke ich, und mir wird es noch schwerer ums Herz. Warum um alles auf der Welt habe ich sie nicht versichert?
    Kurz nachdem Alex das zweite Mal wegfährt und ich die verkohlten Überreste eines Kirschkuchens mit Walnüssen aus dem AGA herausnehme – das ist eins der Probleme mit dem Herd, man riecht nicht, wenn etwas verbrennt, außer man steht in Windrichtung draußen vor dem Rauchabzug – tauchen Adam und Guy auf.
    »War das nicht das Auto vom Tierarzt?«, fragt mich Guy, als er in die Küche kommt und ich den verbrannten Kuchen in den Mülleimer werfe.
    »Bracken ist krank.«
    »Hat sie Hufrehe?« Ich nicke, während Guy fortfährt. »Das habe ich kommen sehen … zu viel Gras und zu wenig Bewegung.«
    »Ja«, gebe ich beschämt und verlegen zu. Warum habe ich nicht auf ihn gehört? Ich fühle mich so schuldig. Ich sehe den Schmerz in Brackens Augen immer noch vor mir. »Hättest du vielleicht zufällig etwas Heu, das du mir verkaufen könntest? Sie muss im Stall bleiben.«
    »Wie viele Ballen brauchst du?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich bringe dir erst mal fünf rüber.«
    »Danke.«
    Er ist innerhalb von zehn Minuten wieder zurück – Adam ist neben ihm oben im Führerhaus des Traktors. Sie fahren mit den Ballen hinten auf dem Anhänger ratternd die Auffahrt herunter. Guy lädt die Heuballen völlig problemlos ab, doch als ich verstohlen versuche, einen hochzuheben, bekomme ich ihn nicht mehr als ein paar Zentimeter bewegt. Er bringt sie in den Stall neben den von Bracken, stapelt sie auf einer Palette, die er aus der Scheune geholt hat und passt auf, dass sie nicht mit den Wänden in Berührung kommen.
    »Was schulde ich dir?«, frage ich.
    »Ach, mach dir darum mal keine Sorgen. Das verrechnen wir mit den Äpfeln, wenn ich sie gepflückt habe«, lautet seine Antwort. »Ich werde den alten Bill fragen, mir morgen zu helfen – er arbeitet auf einem der Höfe hier. Sonstige Hilfe ist herzlich willkommen. Den Apfelwein machen wir dann nächstes Wochenende, dann haben die Äpfel genügend Zeit gehabt, zu reifen.«
    »Ich mag den Geruch von Heu«, sage ich, greife nach einem Halm und halte ihn mir unter die Nase.
    »Das ist gutes Heu, Ernte von diesem Jahr. Für ein Pony wie Bracken ist Wiesenheu besser als Saatheu«, verkündet er voller Stolz. »Heu zu machen ist, als würde man nach einem Rezept arbeiten. Dabei muss man behutsam vorgehen. Ist es zu trocken, gehen die guten Inhaltsstoffe verloren. Ist es zu feucht, setzt sich Schimmel fest. Abgesehen davon braucht man natürlich auch die richtigen Zutaten – gutes Gras, Dünger, Regen und Sonnenschein.«
    »Mir war gar nicht klar, dass so viel dafür nötig ist.«
    »Manchmal frage ich mich, ob dir überhaupt etwas klar ist«, bemerkt Guy trocken.
    »Was willst du damit sagen?«, antworte ich, verletzt über seine bissige Äußerung. »Ich hatte nicht vor, dem

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