Schnupperküsse: Roman (German Edition)
und wendet sich den Mädchen zu. »Viel Spaß bei der Rallye!«
Den haben sie. Georgia grinst die ganze Zeit über beide Ohren, als sie mit Bracken in der Reithalle auf einem Pferdehof nördlich von Talyord reitet. Neben einer Lehrerin mit mächtigen Oberschenkeln und dröhnender Stimme namens Polly nehmen an der Rallye insgesamt fünf Mädchen und deren Ponys teil.
Ich sitze zusammen mit Sophie, Maria und den anderen Müttern vom Ponyklub oben auf dem Balkon auf einem kaputten Stuhl und schaue unseren angehenden Zara Phillipses zu, wie sie mit ihren Ponys gehen, traben und langsam galoppieren. In der Halle ist es eiskalt. Mir kribbeln innerhalb von zehn Minuten die Füße, und ich spüre meine Finger nicht mehr. Ich habe heißen Kaffee und einen Kolibrikuchen mitgebracht, der eher als Dankeschön für Maria gedacht ist, weil sie sich weigert, für das Bringen von Bracken Geld anzunehmen, als ein schamloser Versuch, Marketing für mein Geschäft zu betreiben.
»Der schmeckt aber klasse!«, lobt sie mich. »Was ist das?«
»So was Ähnliches wie ein Möhrenkuchen, nur dass statt der Möhren Ananas und Bananen drin sind. Ach ja, und ich habe keine Pekannüsse, sondern Walnüsse verwendet.«
»Wie läuft das Geschäft?«, fragt Maria.
»Ganz gut«, erwidere ich, denn in letzter Zeit gab es mehrere angenehme Überraschungen. Die Woche zuvor waren zwei Bestellungen eingegangen, und ich hatte drei Anfragen nach Hochzeitstorten – Cupcakes, so wie bei Penny. Soeben habe ich sechs Geburtstagskuchen ausgeliefert, und natürlich habe ich auch immer noch den Stand auf dem Bauernmarkt. Noch besser allerdings ist, doch darüber will ich erst sprechen, wenn alles in trockenen Tüchern ist, dass ich in Verhandlungen mit dem Geschenkeladen in Talyton stehe, um ihnen während des Sommers regelmäßig Apfelweinkuchen zu liefern.
Ich zittere. Ich kann den Sommer kaum erwarten.
»Freut mich«, sagt Maria. »Ich glaube, alle hätten gerne deine Cupcakes zur Hochzeit. Penny war völlig begeistert, wie du eine drohende Katastrophe in eine besondere Erinnerung verwandelt hast.« Sie grinst. »Sie hat mir die Geschichte von eurem Hund erzählt, ich schneide auch ihr das Haar. Ihre Hochzeitsfrisur stammt von mir. Außerdem ist es unmöglich, hier etwas geheim zu halten.«
»Das ist mir nicht entgangen«, sage ich vergnügt. Die Mütter vom Ponyklub sind entgegen meinen Erwartungen nicht hochnäsig. Ich habe das Gefühl hierherzugehören und unter Freunden zu sein. So wie ich das Gefühl habe, von Talyton St. George akzeptiert zu werden. Ich bin stolz darauf, Teil der Gemeinschaft zu sein.
»Es gibt da Gerüchte über dich und Guy …«, beginnt Maria.
»Nur Gerede«, antworte ich und versuche, nicht zu schroff zu klingen.
»Warst du nicht mit ihm beim Besingen der Bäume zusammen?«
»Ich war mit halb Talyton dort«, stelle ich fest. »Wir waren nicht in dem Sinne zusammen dort.«
»Schade. Es gab mal eine Zeit, da dachten wir, er und Ruthie würden ein Paar werden. Sie kümmert sich um Legebatteriehennen. Kennst du sie?«
»Nur flüchtig.«
»Ruthie war immer da, im Hintergrund, und wartete auf den richtigen Moment. Sie ging mal eine kurze Zeit mit Guys Bruder aus. Aber gut, wer tat das nicht?« Maria lächelt reumütig. »Doch ich will hier nicht auf die Geheimnisse meiner vergeudeten Jugendzeit eingehen. Wie dem auch sei, Ruthie hat Guy sehr geholfen, als ihn seine Frau verließ, und mir erzählt – im Vertrauen, deshalb behalt es bitte für dich –, dass sie hoffe, er würde sie heiraten, sobald er über Tasha hinweggekommen sei.«
»Und?«, frage ich.
»Entweder hat er das Ende seiner Ehe nicht verkraftet, oder« – sie hält inne und schaut mich lange an – »eine andere, exotischere Frau ist aufgetaucht und hat sein Interesse geweckt.«
»Dazu kann ich nichts sagen – ich kenne ihn nicht so gut.« Ich dachte einmal, ihn zu kennen, doch ich bin mir nicht sicher, ob er der Mann ist, der er für mich zu sein schien.
»Er wäre ein guter Fang«, fährt Maria fort, doch ich denke mir, lieber würde ich mir im Moment eine Grippe einfangen als Guy Barnes. Ich glaube nicht, ihm jemals verzeihen zu können.
»Mummy«, bringt Sophie sich bei mir in Erinnerung, indem sie von ihrem Stuhl aufsteht und sich auf meinen Schoß setzt, »mir ist langweilig.«
»Es dauert nicht mehr lange«, beruhige ich sie. »Die Rallye geht insgesamt eine Stunde, und eine halbe Stunde davon ist schon vorbei.«
»Kann ich auch Mitglied vom
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