Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Arzt, um zu sehen, ob wir professionelle Hilfe bekommen können.«
»Ich weiß genau, wie Adam darauf reagieren wird«, wirft David ein und lächelt kurz.
»Wir können aber das Problem nicht lösen, da wir selbst Teil davon sind.« Nach außen hin schien Adam die Scheidung zu verkraften, doch frage ich mich, ob er sie wirklich je akzeptiert hat und deshalb vielleicht mit dem Trinken begann und so wütend war, als Guy mich küsste … »Er muss mit jemandem reden, jemandem außerhalb der Familie.«
Als wir wieder an sein Krankenbett zurückkehren, ist Adam halbwach, und ich lasse David mit ihm allein, damit die beiden, Vater und Sohn, etwas Zeit miteinander verbringen können. Ich versuche, mit Alice zu plaudern, und frage sie nach der Hochzeit und dem Baby, doch sie ist nicht sehr mitteilsam. Wir haben nicht viel gemeinsam, außer David.
»Sie gehen davon aus, dass er in vierundzwanzig Stunden wieder nach Hause kann«, verkündet David, als er wieder zu uns stößt.
»Ich vermute, ihr wollt mindestens bis dahin bleiben«, sage ich. »Ihr seid beide herzlich eingeladen, bei uns zu übernachten. Ich bin mir sicher, die Mädchen würden sich riesig freuen, dich zu sehen.«
»Wo sind sie? Du hast sie doch nicht allein zu Hause gelassen, oder?«
»Sie sind bei einer Freundin von mir, Maria. Guy hat mir eine SMS geschickt, dass er sie bei ihr vorbeigebracht hat.« Ich halte inne. »Ich gebe dir die Adresse, dann kannst du sie auf dem Weg nach Hause abholen. Ich vermute, sie sind schon krank vor Sorge.«
»O.K., Jennie. Danke.«
Was kann ich sonst noch tun, denke ich. David ist kein schlechter Mensch. Er liebt Alice – ich bemerke, wie er sie anschaut, als ob er sein Glück nicht fassen könnte. Ich sehe, wie er ihre Hand nimmt und sie zu seinen Lippen führt, und mir dreht sich weder der Magen vor Eifersucht um, noch habe ich das Bedürfnis, ihr die Goldlocken vom Kopf zu reißen oder über die Tatsache zu lästern, dass es nur Haarverlängerungen sind, oder zu beten, dass sie durch sie recht bald kahle Stellen am Kopf haben wird.
Sechsunddreißig Stunden später holt David mich und Adam ab und bringt uns nach Hause, nach Jennie’s Folly. Wir setzen gerade den Fuß in die Tür, da kommt Lucky schon herbeigestürmt, um Adam zu begrüßen. Er springt an ihm hoch, schnuppert an ihm, leckt Adams Gesicht ab und knabbert ihm an den Ohren, während dieser sich vor ihn hinkniet.
»Dein Herrchen ist wieder zu Hause«, sage ich, doch zu mehr komme ich nicht, da mir meine Gefühle die Kehle zuschnüren. Ich denke, ich kann inzwischen ehrlich behaupten, dass ich diesen Hund liebe.
»Daddy!«, ruft Sophie, als sie und Georgia in ihren Mänteln und verdreckten Stiefeln aus der Küche gelaufen kommen. Ich will gerade ansetzen zu sagen, dass sie sie ausziehen sollen, als mir der Gedanke kommt, dass es nach allem, was geschehen ist, vollkommen egal ist.
»Du bist wieder da. Und Mummy. Und Adam.«
»Hast du Alice gesehen?«, fragt David und tippt mit einem Finger auf Sophies Nase.
»Sie ist im Wohnzimmer und hat sich noch mal hingelegt«, sagt Georgia, und ich lächle innerlich, als ich um die Tür schaue und sehe, wie sie auf der Couch sitzt, die Füße hochgelegt.
»Es ist nichts zu essen da.« David schaut mich entschuldigend an. »Ich bin nicht einkaufen gegangen – ich war mit den Mädchen und Alice zum Mittagessen bei Mr. Rocks, dem Schnellimbiss in der Stadt.«
»Aber natürlich ist zu essen da«, kläre ich ihn auf. »Wir haben Mehl, Zucker, Käse, Butter und Eier da.«
»Ja, aber keine Mahlzeiten in dem Sinne.«
»Du meinst keine Fertiggerichte.«
»Eine Frau namens Fifi ist gestern Abend mit einem Eintopf vorbeigekommen. Den haben wir allerdings schon gegessen.«
»Das war sehr nett von ihr«, sage ich und bin gerührt von ihrer Großzügigkeit. »Ich weiß nicht, woher sie das mit Adam wusste.«
»Sie sagte, sie hätte den Krankenwagen an ihrem Haus vorbeifahren hören und sich dann erkundigt.« David lächelt. »Ich dachte immer, Dorftratsch sei ein Großstadtmythos.«
»Ich kann dir versichern, es gibt ihn, auch hier in Talyton St. George.«
»Sie wollte dich sehen.«
»Das beruht zurzeit nicht unbedingt auf Gegenseitigkeit«, erkläre ich, obwohl sie mir einen Gefallen tat, das Ausmaß der Beziehung von Guy zu Ruthie darzulegen.
»Ich soll dir von ihr ausrichten, dass es ihr sehr leidtut.«
Was leidtut, frage ich mich. Adams Unfall oder das Einmischen in die Angelegenheiten anderer, wie mit
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