Schnupperküsse: Roman (German Edition)
bettelt, bis der Zeiger der Uhr nach zwei steht und ich Guy sage, dass ich mich auf den Weg machen müsse.
»Ich möchte die Kinder nicht warten lassen«, erkläre ich und nehme meine Handtasche und Schlüssel.
»Genauso wenig wie ich meine Damen«, bemerkt Guy lächelnd. »Wir sehen uns.«
»Auf jeden Fall.« Ich rufe Lucky, lasse Guy durch die Haustür hinaus und schließe sie hinter mir ab. »Tschüs dann.« Unsere Verabschiedung fühlt sich komisch an. Freunde, oder doch ein bisschen mehr als das? Ich wünschte, ich würde wissen, wie wir zueinander stehen.
Ich beginne, zu verstehen, warum Luckys frühere Besitzer ihn auf der M5 ausgesetzt haben. Er bellt ununterbrochen im Auto, bis wir den McDonald’s in Sparkford erreichen, wo ich mir nicht sicher bin, was ich mit ihm tun soll, da ich auf der Windschutzscheibe des Allradwagens neben mir einen Aufkleber sehe, auf dem geschrieben steht, »Hunde können in überhitzten Autos sterben.« Es ist zwar schon fast vier, aber immer noch ziemlich warm, und ich möchte Lucky ungern sterben lassen, besonders jetzt, da ich ziemlich viel Geld in ihn investiert habe. Ich nehme ihn mit und leine ihn an, doch auf der Tür des McDonalds’ befindet sich ein Schild mit dem Hinweis »Keine Hunde«. So bleibe ich draußen.
Ich kann es kaum erwarten, Adam, Georgia und Sophie wiederzusehen. Hätte ich Guy und Lucky nicht gehabt, wäre das Wochenende für mich ziemlich lang geworden. Ich erkenne Davids Auto, als er auf den Parkplatz fährt, und laufe hinüber zu ihnen, um sie zu begrüßen. Die Mädchen umarmen mich, während Adams Aufmerksamkeit Lucky gilt, der an ihm hochspringt und dabei mit seinen schmutzigen Pfoten Spuren auf seiner Jeans hinterlässt.
»Dad, ich verhungere«, verkündet Adam und schaut hoch zu seinem Vater.
»Gut, du kannst einen Burger haben, wenn du willst«, erwidert David. »Möchtest du einen Kaffee, Jennie?«
»Sehr gerne, aber einer von uns muss mit Lucky draußen warten.«
»Das mache ich«, sagt Adam.
»Ich bleibe auch draußen«, verkündet Georgia.
»Ich auch«, schließt Sophie sich ihren Geschwistern an. Ich lächle in mich hinein. Sie haben den Hund mehr vermisst als ihre Mum.
Bevor wir uns mit dem Kaffee hinsetzen, kauft David Burger und Pommes frites und bringt sie den Kindern hinaus.
»Hattest du ein schönes Wochenende?«, frage ich.
»Es war lustig«, erwidert David. »Und wie war deins? Hast du es geschafft, das Haus ein bisschen mehr auf Vordermann zu bringen?«
»Nicht wirklich, aber ich habe an meinem Businessplan gearbeitet und beschlossen, einen Stand auf dem nächsten Bauernmarkt zu mieten, um das Terrain zu sondieren.«
»Wie läuft dein Geschäft mit dem Kuchenbacken? Wie viel Umsatz hast du inzwischen gemacht?« Er interpretiert mein Schweigen richtig und meint daraufhin: »Das habe ich mir gleich gedacht. Du bist einfach nicht hungrig genug. Man braucht für ein eigenes Geschäft richtige Leidenschaft« – er schlägt sich auf die Brust – »hier drin. Es wird nicht funktionieren, und das weißt du. Du solltest dir besser einen Job suchen und als Angestellte arbeiten.«
»Das will ich aber nicht. Meine Kuchen sind Qualitätsprodukte, und ich weiß, dass ich verkaufen kann. Außerdem kam doch der Vorschlag von dir, mich mit dem Backen selbständig zu machen, wenn du dich noch daran erinnern kannst.«
»Ich würde es an deiner Stelle sein lassen und versuchen, dieses riesige alte Haus loszuwerden, um mir dann mit dem Kapital etwas Bescheideneres in der Vorstadt zu kaufen.«
»Was hast du da gerade gesagt?«
»Du wirst es nie allein ohne deine Eltern schaffen. Die springen doch immer, wenn du rufst.«
»Aber das haben sie nie getan.«
»Doch, sie waren ständig bei uns – zumindest deine Mutter. Sie hat dir immer geholfen. Genau wie deine Schwester und Summer. Glaub mir, du wirst innerhalb eines Jahres wieder zurück sein. Warum ersparst du dir nicht viel Kummer und kommst schon jetzt wieder zurück?«
»Auf keinen Fall, David.«
»Es wäre aber vernünftig, Jennie. Adam hat mir am Wochenende sein Herz ausgeschüttet. Er wollte von Anfang an nicht nach Devon ziehen. Ich habe mir inzwischen die Schule vor Ort angeschaut, und sie ist alles andere als toll.«
»Sie ist in Ordnung. Ich habe nachgesehen, welchen Platz sie im Ranking der Schulen einnimmt, und sie liegt im Durchschnitt.«
»Der Durchschnitt ist nicht gut genug. Abgesehen davon geht es nicht nur um Prüfungen, sondern auch um den sozialen
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