Schnupperküsse: Roman (German Edition)
hat er in den letzten Monaten geübt und perfektioniert. »Immer triffst du die Entscheidungen für mich, als wäre ich selbst nicht in der Lage dazu.«
»Tut mir leid, aber du warst nicht hier.«
»Du hättest mir eine SMS schicken können.«
»Mummy!«, ruft Sophie und verschwindet in den Stall, aus dem Gekreische und Geflatter dringt. »Vielen Dank, ich liebe sie«, sagt sie und taucht mit einem Huhn auf dem Arm wieder auf. »Das ist das Beste, was mir je passiert ist …« Sie strahlt vor Freude. »Jetzt können wir immer Eier zum Frühstück essen.«
»Du magst keine Eier«, wirft Adam ein.«
»Tu ich doch«, erwidert Sophie.
»Adam, lass sie in Ruhe«, ermahne ich ihn. »Sophie, Guy meint, die Hühner müssen sich erst einleben, bevor sie Eier legen.«
»Macht nichts«, sagt sie.
»Ich glaube, sie brauchen noch mehr Stroh«, meint Georgia und schaut in den Stall.
»Ich bringe ihnen etwas zum Abendessen«, sage ich.
»Und was ist mit meinem?«, fragt Adam.
»Du hast gerade erst gegessen«, antworte ich lachend.
»Das ist schon Stunden her«, protestiert er, grinst dann aber und schaut auf seine Uhr. »Um genau zu sein, eine Stunde und zwölf Minuten.«
»Geh ins Haus und nimm dir was von dem Kuchen – ich glaube, Guy hat etwas übrig gelassen.« Schon wieder Guy. Ich merke, wie Adams Körper leicht erstarrt, und ich habe nicht das Gefühl, dass diese Reaktion auf den Kuchen zurückzuführen ist. Ich kann Ärger voraussehen. Als David mich sitzen ließ, konnte ich mir nicht vorstellen, mich noch einmal auf jemanden einzulassen, doch nach diesem Wochenende in der Gesellschaft eines gut aussehenden und fürsorglichen Mannes kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht bereit bin, meine Meinung zu ändern.
8
Englischer Früchtekuchen
Ich fahre eine Hand aus der Bettdecke und stelle den Wecker aus. Fünf Uhr morgens. Als wir noch in London wohnten, musste ich nie so früh an einem Montagmorgen aufstehen, aber ich quäle mich hoch und klopfe gegen Adams Tür.
»Heiazeit vorbei, Schlafmütze«, rufe ich sanft.
»Bin schon wach, Mutter.«
»Hast du was an?« Ich mache die Tür auf. Er steht bereits in seiner Jeans da und durchwühlt mit den Füßen die Kleider, die auf dem Boden liegen – der Anblick erinnert mich an die Hühner, wenn sie Futter suchen –, bis er das T-Shirt gefunden hat, das er anziehen will. Ich bemerke ein dunkles Augenpaar, das unter Adams Bettdecke hervorlugt und lächle in mich hinein. Ich habe Lucky gestern Abend vermisst, doch seit Adam wieder zu Hause ist, hat der Hund mich völlig vergessen und folgt Adam auf Schritt und Tritt.
»Wäre schön, wenn du dieses ›Heiazeit vorbei‹ nicht mehr sagen würdest.«
Das habe ich schon zu ihnen gesagt, als sie noch kleine Babys waren.
»Es ist peinlich, besonders wenn Josh bei uns übernachtet.« Adam zieht sich ein weißes T-Shirt über den Kopf.
»Ihm hat es nichts ausgemacht.«
»Aber mir. Josh fand es saukomisch.«
»Möchtest du noch etwas frühstücken, bevor du gehst?«
»Nein, ich frühstücke, wenn ich wiederkomme«, erwidert Adam. »Du musst nicht aufstehen und mich die ganze Zeit kontrollieren.«
»Ich wollte nicht, dass du an deinem ersten Tag zu spät bist.«
»Ich hatte mir drei Wecker auf zehn vor fünf gestellt – meinen iPod, mein Telefon und meinen Reisewecker.«
»Warum zehn vor fünf?«
»Damit ich noch zehn Minuten im Bett liegen bleiben konnte.« Er lächelt. »Mach dir keine Sorgen, Mum, und geh wieder ins Bett.«
»Das werde ich.« Lucky schließt sich mir an und kuschelt sich an meine Füße. Ich döse immer wieder ein und frage mich, wie Guy es schafft, jeden Tag so früh aufzustehen, und ob Adam dieses frühe Arbeiten wohl durchhalten wird.
Ich stehe erst auf, als Sophie um acht die Treppe heraufstapft, sich auf mein Bett wirft und mir verkündet, dass es den Hühnern gut geht, sie aber immer noch keine Eier gelegt hätten.
»Ich habe ihnen ihr Frühstück und frisches Wasser gebracht und sie im Stall gelassen. Ich kann es kaum erwarten, dass sie hinausgehen. Glaubst du, sie werden dann Eier legen?«
»Ich hoffe es.«
»Ich kann Lisa und Maggie voneinander unterscheiden«, erklärt sie mir, »aber wer Marge ist, kann ich dir nicht sagen.«
»Du musst eine Zeichnung von ihnen allen machen und eine Legende anfertigen, damit wir wissen, wer wer ist.«
»Das ist eine gute Idee.« Sie schmiegt sich an mich, und ich lege einen Arm um sie.
»Ich habe dich vermisst.«
»Ich dich auch.« Ich
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