Schnupperküsse: Roman (German Edition)
sehe mal, was ich tun kann«, sagt David und gibt einen tiefen Seufzer von sich.
»Danke.« Mir fällt auf, dass Alice nicht bei ihm ist. Früher waren sie unzertrennlich, und ich frage mich, ob die erste Verliebtheit schon vorbei ist. Sie sind meines Wissens seit mehr als achtzehn Monaten zusammen.
»Was hast du an diesem Wochenende vor?«, fragt David.
»Ich werde arbeiten, ich habe einen Stand auf dem Bauernmarkt.«
»Ach?«
»Was, ach?«
»Hugo deutete an, dass du und dein Nachbar …«
»Da geht wohl Hugos lebhafte Phantasie mal wieder mit ihm durch.«
»Ja, er meinte, der Kerl habe ein bisschen was von einem Proleten und wäre nicht dein Typ.«
»Vielleicht hat sich mein Geschmack in Bezug auf Männer geändert«, bemerke ich und bin leicht angesäuert darüber, dass David die Frechheit besitzt, zu meinen, er wüsste, auf welchen Typ Mann ich genau stehe. Ein Bild von Guy schießt mir durch den Kopf. Eins weiß ich genau – mir ist ein Typ lieber, der sich an der frischen Luft aufhält.
Als ich wieder zu Hause bin, fahre ich mit den Vorbereitungen für meinen Stand fort.
Nachdem ich eine kurze Umfrage bei meinen Gästen gestartet hatte, welchen Kuchen sie am häufigsten kaufen, stellte ich überrascht fest, dass ein guter selbstgemachter Sirupkuchen ganz oben auf der Liste stand. Ich habe mehrere davon gebacken, wickle sie ein und etikettiere sie, bevor ich meine restliche Liste durchgehe. Lebkuchenfiguren. Zitronenkuchen – brauche Zitronenguss. Schokoladenmuffins – besser frisch, ganz am Schluss machen. Marmorkuchen mit Himbeermarmelade.
Die Marmorkuchen mit Himbeermarmelade sind mir zwar gut gelungen, dennoch finde ich sie als meine besondere Spezialität nicht geeignet. Aber das macht nichts. So kann ich noch mehr Rezepte ausprobieren.
Ich packe die letzten Lebkuchenfiguren ein und spüle ab. Von mir aus kann’s losgehen – ich bin bereit. Ich dachte zwar, ich wäre aufgeregter und würde mir mehr Gedanken darüber machen, ob sich meine Kuchen verkaufen oder nicht, doch Adams Ankündigung relativiert alles.
Um drei Uhr morgens liege ich im Bett, mit einer Stunde Schlaf vor mir, bevor der Hahn mich wieder weckt. Warum ist das so? Warum höre ich ihn an manchen Tagen nicht, und an anderen kommt es mir vor, als befände er sich auf dem Kissen neben mir und krähte? Da ich nicht einschlafen kann, stehe ich auf, mache mir einen Tee und hole anschließend die Kuchenbehälter- und bleche aus der Speisekammer, die ich auf der Küchenablage staple. Ich bin gerade in der Speisekammer, als es an der Tür klopft.
»Herein«, rufe ich, und mein Herz setzt einen Schlag aus bei dem Gedanken, Guy wiederzusehen.
»Bist du fertig, Jennie?«, fragt er und steht frisch geduscht und jugendlich aussehend mit noch feuchtem Haar, das sich unten kringelt, in der Tür. »Du möchtest bestimmt nicht zu spät kommen, um alles aufzustellen – die Leute hier gehen gern früh zum Einkaufen in die Stadt.« Er hält inne. »Was kann ich tun?«
»Mal sehen«, sage ich fröhlich. Auch wenn es noch ein bisschen früh am Tag zu sein scheint, um zu flirten, steht Guy eindeutig der Sinn danach. Obwohl ich aus der Übung bin, freue ich mich mitzumachen. Freunde oder »möglicherweise mehr als« Freunde, Exfrauen und andere Frauen … alles egal. Einfach nur ein bisschen Spaß haben.
»Du könntest diese Schachteln ins Auto bringen«, fahre ich fort. Guy hilft mir, alles in den Kofferraum zu packen, bevor ich zusammen mit ihm nach Talyton fahre und den Wagen kurz auf dem Marktplatz parke, auf dem bereits eine ganze Reihe anderer Händler mit ihren Autos stehen.
»Das hier ist dein Platz«, verkündet Guy und zeigt auf eine Stelle vor Petals, dem Blumenladen. Der Stand ist nur ein paar Meter vom Ringstein entfernt, einem der weniger eindrucksvollen Wahrzeichen von Talyton. Er besteht aus einem grob gehauenen Granitblock sowie einem rostigen Eisenring und befindet sich in einer Ecke des Marktplatzes. »Ich denke, er ist in Ordnung.«
»Er sieht perfekt aus«, sage ich und schaue, wie weit er vom Teeladen entfernt ist. Nach dem, was die Empfangsdame bei der Tierärztin erzählt hat, möchte ich nicht den ganzen Tag mit dem Gefühl im Nacken verbringen, unter Beobachtung zu stehen. »Du glaubst doch nicht, dass die Inhaberin vom Copper Kettle irgendwelche Schwierigkeiten macht, oder?«
»Cheryl? Die wird zu sehr damit beschäftigt sein, Tee und Kaffee zu servieren, als dass sie sich Gedanken um Jennie’s Cakes machen
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