Schnupperküsse: Roman (German Edition)
aufzupassen? Ich möchte nur schnell ein paar Hundekuchen kaufen.«
Bevor ich mich höflich aus der Affäre ziehen kann, drückt sie mir die Leinen in die Hand und lässt mich mit den sechs Hunden allein. Glücklicherweise stellen sie sich alle in einer Reihe auf, ziehen jedoch dermaßen an den Leinen, um hinüber zu dem Stand mit dem Hundefutter zu laufen, wo Wendy gerade einkauft, dass ich sie loslassen muss, als sie wieder über den Platz zurückkehrt.
»Tut mir leid!«, rufe ich. Sie springen an ihr hoch und wedeln mit den Schwänzen, als hätten sie sie monatelang nicht mehr gesehen. Ich muss lachen, als sie die Tasche mit den Hundekuchen abstellt, um die Leinen wieder einzusammeln – und sich die Hunde wie die Hyänen über das Paket hermachen. »Sieht so aus, als müssten Sie noch ein paar mehr kaufen«, bemerke ich und helfe ihr, die Leinen und die Reste der Tüte vom Boden aufzuheben.
»Ich sollte wirklich mit ihnen zur Hundeschule gehen«, sagt Wendy und hört sich außer Atem an. »Schön, Sie zu sehen, Jennie. Vielleicht können Sie sich ja doch noch dazu entschließen, einen zweiten Hund zu nehmen, der Lucky Gesellschaft leistet, wenn er sich bei Ihnen eingelebt hat.«
»Wir haben mit Lucky mehr als genug zu tun«, sage ich und bewundere ihre Entschlossenheit, für so viele Tierwaisen wie möglich ein neues Zuhause zu finden.
»Es war einen Versuch wert«, gibt sie freundlich zu. »Ich hoffe, ich sehe Sie und Lucky einmal auf einem Ihrer Spaziergänge. Bis dahin, Jennie.«
Ich räume weiter auf, werfe den Müll in einen Karton, falte meine Tischdecke zusammen, nehme das Banner herunter und die Einnahmen aus der Gürteltasche heraus, um sie in die mitgebrachte Kasse zu legen und abzuschließen. Das Ergebnis meiner Arbeit besteht neben den Geldeinnahmen aus einem Stück Rinderbraten, einem Glas Honig, Fifis Gutschein, einem Beutel Pastinaken, zwölf Eiern, drei Schweineohren für Lucky, einer Tüte mit Süßigkeiten vom Zeitschriftenhändler und einem kleinen Strauß Nelken vom Blumenhändler. Zusätzlich habe ich noch Aufträge für zwei Torten erhalten: die eine ist für eine Taufe, die andere für eine goldene Hochzeit.
Trotzdem mache ich mir Sorgen – diese Tauschgeschäfte sind ja schön und gut, aber ich werde mit ihnen nicht den Lebensstandard halten können, an den ich mich während meiner Ehe mit David gewöhnt habe. Nicht dass ich mich beschwere. Solange meine Familie glücklich ist.
Die Kirchenglocke schlägt zwölf, als ich Fifis Stimme wieder höre. Sie steht auf der anderen Seite des Honigstands und spricht mit BB , einer Frau meines Jahrgangs, die ihr dunkles – fast schwarzes – Haar zu einer Beehivefrisur hochgesteckt hat, was zu ihr passt. Sie hat kleine Brüste und ausladende Hüften, eine laute Stimme und ein fröhliches Lächeln.
»Guy und sie sind zusammen hierhergekommen«, höre ich Fifi sagen. »Er dachte, ich hätte ihn nicht gesehen … Wahrscheinlich hat sie ihre Krallen schon nach ihm ausgefahren. Ich habe ihn bereits daraufhin angesprochen.«
»Da bin ich mir sicher«, murmelt BB , »aber wenn er sich in sie verschossen hat, wird er seine Meinung nicht mehr ändern. Guy Barnes’ Liebesleben gehört nun einmal zu den wenigen Dingen in dieser Gemeinde, über die du keine Kontrolle hast.«
»Das mag sein, aber ich werde trotzdem nichts unversucht lassen, denn ich möchte nicht, dass er noch einmal verletzt wird. Ich habe seiner Mutter versprochen …«
Intrigante Wichtigtuerin, denke ich und sehne mich einen Moment lang nach der Anonymität der Großstadt zurück, wo einer den anderen nicht kennt und man in der Masse verschwindet.
»Abgesehen davon«, fährt Fifi fort, »träume ich schon seit Jahren davon, dass Guy und meine wunderbare Nichte Ruthie ein Paar werden. Die beiden passen so gut zusammen. Und im Gegensatz zu Jennie ist sie noch jung genug, um eine Familie gründen.«
Autsch, denke ich. Obwohl ich nicht den Wunsch verspüre, meiner Kinderschar ein weiteres hinzuzufügen, schmerzt es mich dennoch, an meine langsam ablaufende biologische Uhr erinnert zu werden.
»Uphill Farm ist seit Jahren in den Händen der Familie Barnes, und so sollte es auch bleiben«, fügt Fifi hinzu. »Guy hat sich heute Morgen mit Ruthie getroffen. Ich habe gesehen, wie er in ihrem Land Rover zurück in die Stadt fuhr.«
»Na, dann viel Glück bei deinem Vorhaben«, sagt BB .
»Hallo, Jennie«, erklingt es hinter mir, und ich drehe mich um, als ich Guys Stimme höre.
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