Schnupperküsse: Roman (German Edition)
nicht ins Haus«, sage ich, denn das verrät seine Miene.
»In die Scheune können wir sie allerdings auch nicht stellen«, fährt er fort.
»Weil die nämlich schon vollsteht«, fügt Adam hinzu.
»Mit was?«, frage ich, und meine Stimme klingt scharf, da ich mir vorstelle, wie meine Couchgarnitur im Freien stehen muss – Wind und Wetter ausgesetzt.
»Mit Müll«, erwidert Adam.
»Mit Gerümpel«, korrigiert ihn mein Vater. »Alte Lampenschirme, Schränke, eine Rolle Hasendraht …«
»Leitern, Traktorreifen, sogar ein rostiger alter Traktor«, fährt Adam fort.
»Großartig«, lautet mein (sarkastischer) Kommentar. »Mir wurde gesagt, sie würde ausgeräumt sein, noch bevor wir hier einziehen.«
»Hast du das schriftlich?«, fragt mich mein Vater und lächelt ironisch, denn er kennt bereits die Antwort.
»Nein. Der Makler sagte, er hätte mit dem Sohn der Besitzerin gesprochen, und dieser hätte versprochen, sich darum zu kümmern.« Ich fühle mich im Stich gelassen.
»Komm und schau es dir selbst an«, sagt Adam zu mir und zieht mich am Arm.
»Aber nur für eine Minute. Kommt ihr hier klar?«, frage ich meine Mutter, die den AGA einheizt, um die Tiefkühlpizzen aufzubacken, die sie mitgebracht hat.
»Ich bin mir nicht sicher«, erwidert sie. »Gibt es eine Bedienungsanleitung für den Herd?«
»Wenn ja, dann ist sie in Mittelenglisch«, meint Adam und klingt inzwischen etwas fröhlicher.
»Eine Bedienungsanleitung habe ich nicht, aber ein Buch.« Es war das Abschiedsgeschenk von Summer, meiner besten Freundin. Sie gab es mir, bevor wir wegfuhren. »Es heißt › Wie schließe ich Freundschaft mit meinem AGA -Herd‹ «. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob uns das gelingen wird, wenn ich ihn mir so betrachte. Ich bedaure es schon fast, meinen alten Herd nicht mitgebracht zu haben. Die Emaillelackierung des AGA blättert ab und ist zerkratzt. Abgesehen davon werde ich wohl nie herausfinden, wie all diese Öfen funktionieren, von denen es insgesamt vier gibt, neben den zwei Kochplatten, auf denen oben Deckel liegen.
»Alles braucht seine Zeit. In dem Tank draußen ist aber schon Öl, oder?«, fragt mich meine Mutter.
»Davon gehe ich mal aus, denn Mr. Barnes hat es mir bis auf den letzten Liter in Rechnung gestellt.« Er überließ mir nichts für umsonst, außer dem Gerümpel, das Dad und Adam in der Scheune vorgefunden haben.
Ich folge ihnen durch die Hintertür nach draußen in die spätnachmittägliche Sonne, um mir ein Bild von der Misere zu machen. Ich gehe den mit Steinplatten gepflasterten Weg entlang, der mit Gras vollgewuchert ist und entschuldige mich bei der armen Schnecke, die ich dabei zertrete. Der Hof ist mit Kopfstein gepflastert und an den Stellen, an denen sich das Unkraut seinen Weg gebahnt hat, mit Ziegelsteinen ausgebessert worden. Wir gehen um den Lkw herum, auf dessen Heckklappe die Männer sitzen und eine Pause machen, und erreichen die offen stehende Scheune, die wie das Haus aus Lehm und Stroh erbaut worden ist und vom Boden bis zu den Dachsparren – nun ja, ich bin geneigt, Adam rechtzugeben – mit Müll vollgestellt ist, was mich alles andere als erfreut. Ich habe schon einen langen heißen Tag hinter mir, der zunehmend frustrierender wurde, und das hier ist so ziemlich das Letzte, was ich jetzt noch brauche.
»Dieser Typ, dieser Barnes, ist mir bisher nichts als auf die Nerven gegangen«, sage ich und bin den Tränen nahe. Er hatte mir das Haus nicht verkaufen wollen, und jetzt scheint es, als würde er es mir heimzahlen, dass ich mein gutes Geld – bares Geld übrigens – dafür gezahlt habe. Seine Verzögerungstaktiken hatten mich fast gezwungen, von dem Kauf zurückzutreten, als die Käufer meines Hauses damit drohten, ihr Angebot zurückzuziehen, wenn sie nicht bis zum Beginn der Sommerferien einziehen könnten. Doch ich schaffte es, sie zu besänftigen, indem ich noch einmal zweitausend von meinem Kaufpreis nachließ. »Wenn er das Haus nicht hätte verkaufen wollen, hätte er es erst gar nicht anbieten sollen.«
»Ich denke, er hatte seine Gründe«, meint Dad philosophisch. »Diese alteingesessenen Leute hier in Devon haben es nie eilig. Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir damals in den Ferien Stunden in dem Teeladen auf unseren Tee und Kuchen warten mussten? Irgendwann machten wir Witze darüber und meinten, sie würden die Erdbeeren für die Marmelade noch pflücken gehen.«
»Das sollte ein Witz sein?«, sage ich und kichere. »Ich glaubte dir,
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