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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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verrückt sein, sage ich Ihnen. Und schließlich bringe ich sie zu diesem feudalen Landsitz am Wasser, genau wie sie gesagt hat, sie geht rein, um Geld zu holen, kommt wieder raus und gibt mir auf einen Fahrpreis von achtundzwanzig Dollar ein Trinkgeld von fünfundzwanzig Cents. ›Meine Dame‹, sagte ich zu ihr, ›sind Sie sicher, daß Sie sich das leisten können? Mit Ihren Tennisplätzen und dem Swimmingpool da drinnen? Wissen Sie genau, daß Sie jetzt nicht pleite sind?‹ Da lächelt sie mich ausgesprochen süß und sexy an, das blonde Haar hängt ihr halb übers Gesicht, und dann sagt sie zu mir: ›Mister, so eine Fahrt hatten Sie in Ihrem ganzen Leben noch nicht.‹ Und schließlich marschiert sie die Einfahrt rauf und macht gerade vor der Tür noch einmal kehrt und zeigt mir, was sie zu bieten hat, als wären wir in einem der finstersten Löcher von Union City. Fünfundzwanzig Cents. War's das wert, frage ich Sie? Mann, das ist vielleicht ein Geschäft!«
    »Sie biegen ab«, sagte Buddwing.
    »Das sehe ich. Beruhigen Sie sich.«
    »Wo sind wir eigentlich?«
    »An der Ecke von Central Park West und Siebenundneunzigster Straße. Nun beruhigen Sie sich schon, Mister.«
    »Wohin fahren sie?«
    »Weiß ich, wohin sie fahren? Wohnt sie in der Stadt oder nicht. Bisher, scheint mir, sind wir vom Broadway bis Central Park West gefahren, und nun geht es wieder zum Broadway zurück. Wenn das kein Umweg ist, weiß ich nicht, was ein Umweg ist. Also beruhigen Sie sich, ja?«
    »Sehen Sie zu, daß Ihnen der Laster nicht dazwischenkommt!« rief Buddwing.
    »Soll ich mich mit einem Laster um den Platz prügeln?«
    »Folgen Sie lieber dem Taxi da vorn.«
    »Das tue ich ja.«
    »Wenn sie die Verkehrsampel an der nächsten Ecke schaffen, haben sie uns abgehängt.«
    »Ich habe in dieser Stadt nicht über die Verkehrsampeln zu bestimmen, Mister. Wenn Sie sich beschweren wollen, tun Sie's beim Commissioner Barnes. Vielleicht können Sie ihm sogar helfen, den Verkehr noch mehr durcheinander zu bringen.«
    Mit einem schmerzlichen Seufzer sah Buddwing, daß Doris' Taxi die Kreuzung in der Tat noch bei grünem Licht überquert hatte und die Ampel nun auf Rot umgesprungen war. Der Lastzug hielt und blockierte die Straße vor Buddwings Taxi; er mußte den Kopf weit aus dem Fenster recken, um den anderen Wagen noch zu sehen, der, wie es schien, auf der Siebenundsechzigsten Straße westwärts fuhr.
    »Nun sind wir sie los«, sagte er. »Dabei sollten Sie sie nicht außer Sichtweite lassen.«
    »Ich sehe sie noch«, sagte der Fahrer. »Der Wagen hält beim nächsten Straßenblock.«
    »Dann beeilen Sie sich gefälligst.«
    »Die Ampel ist noch rot.«
    »Sie springt gleich um. Da! Los nun!«
    »Soll ich etwa durch den Lastzug fahren? Oder drunter weg, wie?«
    »Dann hupen Sie.«
    »Er fährt schon an.«
    »Sehen Sie sie noch?«
    »Das Mädchen steigt gerade aus.«
    »Dann beeilen Sie sich.«
    »Was heißt hier beeilen? Wenn in dieser verdammten Stadt doch nur einer die Zeit zur Ruhe hätte!« Der Fahrer schüttelte den Kopf und wartete, bis der Lastzug in die Columbus Avenue eingebogen war. Dann gab er Gas und brauste rücksichtslos die Siebenundsechzigste Straße hinauf. Doris' Taxi rollte gerade von der Bordkante auf die Fahrbahn. Buddwing beugte sich vor und sah ihre schwarzbestrumpften Beine die Treppe eines älteren Hauses hinaufsteigen. Er suchte in der Tasche nach Geld. Der Fahrpreis betrug fünfundsiebzig Cents. Er gab dem Fahrer eine Dollarnote und sprang mit einem Satz auf den Gehsteig.
    »Doris!« rief er.
    Die Tür des Hauses schloß sich hinter dem Mädchen.
    »Doris!« rief er noch einmal, stürzte dann die Treppe des Hauses hinauf und rüttelte an der Tür. Sie war verschlossen. Er überlegte, ob er nach dem Hausmeister läuten sollte, fragte sich dann, was er dem Mann sagen würde, wenn er zur Tür käme, und verzichtete schließlich darauf, zu läuten. Mit einem Seufzer stieg er die Treppe wieder hinab und stand auf dem Gehsteig, wo einige Mülltonnen auf die Abfuhr warteten.
    Die Stadt war hellwach; er bemerkte es erst jetzt. Er hatte mit Eric am Fluss viel Zeit vergeudet und war dann voll und ganz damit beschäftigt gewesen, Doris zu folgen; unbemerkt und in aller Stille war die Stadt um ihn herum wach geworden. Und nun stand er auf dem sonnenüberfluteten Gehsteig und versuchte sich zu orientieren, überrascht, wie lebendig diese Stadt war, deren Atem er mit scharfer, sehnsüchtiger Intensität spürte.
    Zwischen

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