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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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dem Takt geriet, blieb er auf der Stelle stehen. Erst jetzt wurde ihm klar, welche Angst er bei dem Zusammenstoß mit der Polizei ausgestanden hatte. Er wandte sich um, fast eine Reflexbewegung, erwartete, den Polizeichef oder vielleicht den Staatsanwalt vor sich zu haben, und sah sich statt dessen einem ungefähr sechzigjährigen Mann gegenüber, der lächelnd seine Pfeife rauchte.
    »Ja?« sagte Buddwing.
    »Kann man ein paar Worte mit Ihnen reden?« fragte der Mann.
    »Nein«, sagte Buddwing. Er war es allmählich satt, mit Fremden zu reden. Ihn verlangte danach, einem bekannten Gesicht zu begegnen, eine Hand zu schütteln, die ihm vertraut war.
    »In Ordnung«, sagte der Mann und ging neben Buddwing weiter.
    »Haben Sie mich etwa nicht verstanden?« fuhr Buddwing auf. »Ich sagte …«
    »Natürlich habe ich Sie verstanden.«
    »Schön, dann darf ich vielleicht bitten …«
    »Ich habe beobachtet, was da drüben los war«, sagte der Mann.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein, nein«, sagte der Mann kichernd. »Merkwürdiger Gedanke! Wie kommen Sie nur darauf?«
    »Schön, was wollen Sie dann?«
    »Ich fand das Ganze recht interessant«, sagte der Mann. »Ich saß Ihnen gegenüber, als Sie in den Park kamen. Haben Sie mich nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Doch, doch, ich saß Ihnen gegenüber.« Der alte Mann riß ein Streichholz an und hielt es an seine Pfeife. »Ich war dabei, als Sie aufsprangen und ›Grace‹ schrien, und ich war auch dabei« – er paffte an seiner Pfeife und versuchte, sie wieder in Brand zu setzen – »als Sie … paff, paff … als Sie … paff, paff … da, jetzt brennt sie wieder.«
    »Als ich was?«
    »Als Sie sagten, daß Sie Edward Vossler sind«, sagte der alte Mann lächelnd.
    Er ließ eine Pause eintreten.
    Er lächelte immer noch und schwieg.
    Dann sagte er: »Sind Sie wirklich Edward Vossler?«
    »Warum fragen Sie?« sagte Buddwing.
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Was mich betrifft, scheint die ganze Welt verdammt neugierig zu sein, oder?«
    »Verrückte ziehen immer Neugier auf sich«, sagte der Mann gelassen und zog an seiner Pfeife.
    »Aber ich bin nicht Edward Vossler«, sagte Buddwing schnell.
    »Weshalb haben Sie es dann gesagt?«
    »Da ist eine Belohnung ausgesetzt, stimmt's?«
    »Nein, nicht daß ich wüsste. In den Zeitungen stand nichts von einer Belohnung.«
    »Also, was wollen Sie dann?«
    »Ich will mit Ihnen reden.«
    »Warum?«
    »Weil Sie gesagt haben, Sie wären Edward Vossler – eine ziemlich gefährliche Behauptung in einem öffentlichen Park; zumal wenn Sie es nicht sind.« Er hielt inne. »Aber ich glaube, Sie sind es.«
    »Und weshalb glauben Sie das?«
    »Weil Sie dem Polizisten Ihren Ausweis nicht zeigen wollten.«
    »Ich habe keinen Ausweis«, sagte Buddwing.
    »Sehen Sie.«
    »Aber das heißt noch nicht, daß ich Edward Vossler bin.«
    »Wer sind Sie dann?«
    Darauf läuft es immer hinaus, dachte Buddwing müde – auf diese Frage, die nur eine Antwort kennt.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Aha!«
    »Und was zum Teufel geht Sie das an?«
    »Sagen wir einfach, ich bin ein interessierter Mitbürger.«
    »Sagen wir einfach Adieu«, entgegnete Buddwing.
    »Ah, nein«, sagte der Mann und hakte sich in Buddwings Arm ein. »Nein, nein.«
    »Hören Sie, Mister«, sagte Buddwing warnend. »Machen Sie keine Dummheiten. Mit meinen Nerven steht es nicht zum besten; ich bin imstande …«
    »Aber, aber«, sagte der Mann und schüttelte den Kopf. »Ich will Ihnen doch nur helfen.«
    »Und wie?«
    »Wie wäre es Ihnen denn am liebsten?« fragte der Mann.
    »Am liebsten wäre mir, wenn Sie verschwänden«, sagte Buddwing.
    »Damit wäre Ihnen nicht geholfen.«
    »Ich habe auch nicht darum gebeten.«
    »Ich weiß, ich bin freiwillig gekommen.«
    »Schön, dann verschwinden Sie auch freiwillig.«
    »Nein«, sagte der Mann und schüttelte wieder den Kopf. Buddwing beobachtete ihn und dachte: wahrscheinlich werde ich ihn schlagen müssen – ein Gedanke, der ihn müde machte. Schließlich wollte er nur in Ruhe gelassen werden. Er wollte nicht mehr, als namenlos und unbehaust durch die Stadt wandern. Weshalb ließ man ihn dabei nicht in Frieden?
    »Mister«, sagte er, »Sie sind ein alter Mann. Ein gebrechlicher alter Mann. Ich möchte mich nicht mit Gewalt von Ihnen losmachen müssen, Mister, aber bei Gott, ich tue es, wenn Sie nicht die Hand von meinem Arm nehmen. Wird's bald, Mister? Und werden Sie vergessen, daß Sie mich je gesehen haben? Oder muß

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