Schock
Sleepy, Happy …«
»Ja – bitte weiter.«
»Sneezy und Sleepy.«
»Sie haben Sleepy zweimal genannt.«
»Dopey, Doc, Grumpy, Happy, Sleepy, Sneezy und …« Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Tatsächlich. Wie hieß noch der siebente?« fragte sie.
»Orion«, sagte er, und sie lachte wieder. »Sehen Sie, jetzt lachen Sie schon die ganze Zeit.«
»Wahrscheinlich nur, weil ich Sie komisch finde«, sagte sie ernsthaft. »Aber ich glaube, ich sollte umkehren und doch arbeiten. Im Lesesaal, oder wo auch immer.«
»Warum?«
Sie zuckte die Achseln. »Ach, sehen Sie – ich muß mein Examen machen und dann meinen Master.«
»Ja, ich weiß.«
»Und deshalb kann ich mich einfach auf nichts einlassen.« Sie zuckte noch einmal die Achseln.
»Ein Spaziergang an einem schönen Herbsttag, das heißt doch noch nicht, sich auf etwas einlassen, oder?«
»Ich weiß nicht. Ich habe bei Ihnen das Gefühl, Sie sind zu allem fähig.«
»Wozu bin ich fähig?«
»Und außerdem sind Sie ein Steinbock. Ich will nicht lügen – irgendwie machen Sie mich nervös.«
»So?« sagte er kurz.
»Nein, ich meine das nicht so, wie es vielleicht klingt.
Nicht, daß Sie mich etwa physisch nervös machten oder dergleichen.«
»Ich flöße Ihnen nur ein gewisses Unbehagen ein, ja?«
»Ja, das ist es.«
»Schönen Dank.«
»Aber so habe ich es doch auch nicht gemeint!«
»Wie haben Sie es dann gemeint?«
»Es ist doch nur, daß ich mein Examen machen muß …«
»Ja. Und dann Ihren Master. Ich weiß.«
»Ja, ja, ganz richtig.«
»Okay denn«, sagte er.
»Sie sind leicht zu ärgern, nicht wahr?«
»Gewöhnlich nicht«, erwiderte er.
»Aber Sie wirken verärgert. Sie sollten Ihr Gesicht sehen.«
»Nun, ein Mann hat es eben nicht gerne, wenn ein Mädchen ihm sagt, daß es zuerst irgendein verdammtes Examen machen muß, und dann …«
»Und dann den Master.«
»Ja, und dann den Master.«
»Aha«, sagte sie.
»Sie sollten wissen, daß ich im Krieg war. – Das wußten Sie doch?« fragte er plötzlich.
»Nein das wußte ich nicht.«
»Es ist aber so.«
»Gut«, sagte sie. »Studieren Sie mit einem GI-Stipendium?«
»Ja.« Er nickte wütend und sagte: »Ich meinte nur, daß Sie es vielleicht wissen sollten.«
»Ich bin froh, daß Sie es mir gesagt haben.«
»Ich meine, ich habe einiges von der Welt gesehen. Bin erst seit kurzem aus Japan zurück.«
»Und wie war es da?«
»Wie war was?«
»Nun, Japan.«
»Oh, nicht übel. Durchaus nicht übel.« Er nickte abermals und fuhr fort: »Aber ich wollte etwas anderes damit sagen. Wenn ein Mann Sie zu einem Spaziergang einlädt, dann heißt das noch nicht, daß er bereit ist, Sie morgen zu heiraten. Ich meine, das sollten Sie sich vielleicht klarmachen.«
»Oh, das ist mir klar.«
»Natürlich. Sehen Sie – ich weiß, wichtig ist Ihr Examen, Ihr Master und all das; ich meine nur, daß Sie nicht jedes Mal das Weite zu suchen brauchen, wenn ein Mann Sie zum Spazierengehen einlädt.«
»Natürlich; das ist mir klar.«
»Dann ist es ja gut.«
»Und ich denke nicht daran, das Weite zu suchen.«
»Um so besser«, sagte er.
»Heißt das etwa, daß Sie mit mir ausgehen wollen?« fragte sie.
»Nun, ich hatte etwas Ähnliches im Sinn«, sagte er verärgert. »Aber daran, daß ich das ganze System höherer Bildung auf den Kopf stelle, ist natürlich nicht zu denken.«
»Wann wollen Sie denn mit mir ausgehen?«
»Ich hatte an Samstagabend gedacht.«
»Ich weiß gar nicht, warum Sie so wütend sind«, sagte sie.
»Sehen Sie, wir haben uns gerade erst kennen gelernt. Auf einer Parkbank. Im Grunde kennen wir uns überhaupt noch nicht.«
»Und?«
»Und deshalb brauchen Sie auch nicht so wütend zu sein. Ich habe Ihnen in aller Offenheit von meinen Plänen erzählt – daß ich mein Examen machen will und dann …«
»Ja, ja, um Himmels willen«, sagte er.
»Sehen Sie, ich bin nun einmal für Offenheit«, sagte sie.
»Okay. Wann soll ich Sie am Samstagabend abholen?«
»Am Wochenende bin ich nicht in der Stadt«, sagte sie.
»Was soll das heißen?«
»Ich bin nur wochentags hier. Ich fahre jeden Freitagabend nach Hause.«
»Nach Hause?«
»Ja, zu meiner Familie.«
»Ich hole Sie ab.«
»Das ist aber eine lange Fahrt.«
»Die ich durchaus nicht scheue. Wann soll ich Sie abholen?«
»Ist das etwa schon abgemacht? Ich wüsste nicht.«
»Es ist abgemacht«, sagte er.
Sie starrte ihn lange schweigend an; dann sagte sie: »Ja, ich glaube, das ist
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