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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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wohl in seinem Entschluss bestärkt. Sie ist selbst eine tatkräftige Person, arbeitet für einen Rechtsanwalt.«
    Katinka vergrub die Hände in den Manteltaschen. Links über ihnen erhoben sich die trutzigen Burgmauern. Matte Straßenbeleuchtung tauchte die Szenerie in ein trübes, nebelhaftes Licht.
    »Und wer ist Thurid Maas?«
    »Ein junges Ding, Frank hat ihr den Job bei Fenering zugeschanzt.«
    Frank Mendel und die Frauen, sinnierte Katinka. Sie holte tief Atem und fragte:
    »Was denken Sie über Alissa?«
    Maria Mendel ging zielsicher weiter, über den Parkplatz.
    »Sind Sie verheiratet?«, fragte sie.
    Katinka verneinte. Erstaunt bemerkte sie, dass es aufgehört hatte zu schneien.
    »Dazu fühlen Sie sich noch zu jung, nicht? Recht haben Sie. Ich habe sehr jung geheiratet, ich war 21. Verliebt und glückselig, eine enge, erstickende Familie mit überbesorgten Eltern hinter mir zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, wie das Abenteuer Ehe einmal enden würde. Mit einem Mord.« Sie lachte auf. »Absurd. Völlig absurd.«
    »Sie haben einen Ehevertrag!«
    Maria Mendel blieb stehen und wandte sich Katinka zu .
    »Warum arbeiten Sie nicht bei der Polizei? Die haben genau dasselbe gefragt.«
    »Sie hätten im Fall der Scheidung nicht so schlecht dagestanden wie die meisten Frauen, die ihren Beruf aufgaben, um sich ausschließlich um die Kinder zu kümmern, oder?«
    »Das hört sich an«, sagte Maria Mendel und sah wieder mit ihren Feenaugen durch Katinka hindurch, »als müsste ich dankbar sein für eine Selbstverständlichkeit.«
    Katinka trat von einem Fuß auf den anderen. Maria Mendel hatte recht, aber ihre emotionslose Art, über den Mord an ihrem Mann zu sprechen, brachte Katinka aus der Fassung. Der klebrige Schweiß auf ihrem Körper gefror zu einer dünnen Eisschicht. Sie fröstelte.
    »Jetzt erben Sie alles.«
    »Frau Palfy, ich habe Frank nicht umgebracht. Ich bin ein Mensch, der lernen kann, sich mit den unausweichlichen Dingen abzufinden. Mein Mann liebte mich nicht mehr. Ich ihn schon noch, eine ganze Weile. Aber ich lernte. Ich wurde älter und lernte. Solche Dinge geschehen. Die Liebe kommt eben einfach abhanden, verliert sich. Es gibt ein schönes Gedicht von Erich Kästner * darüber.«
    Katinka machte sich im Geiste eine Notiz, den Literaturliebhaber Harduin Uttenreuther darauf anzusprechen.
    »Sie haben sich abgefunden mit der Scheidung?«
    »Sicher. So wird man am zufriedensten. Indem man sich abfindet. Ich bin 39, mein Leben ist noch nicht vorbei. Bis meine Kinder aus dem Haus sind, und der Älteste ist bald soweit, habe ich meine Verpflichtungen, aber später habe ich durchaus vor, neu anzufangen. Nicht unbedingt, was Männer betrifft. Das halte ich sogar für ziemlich unwahrscheinlich.«
    Sie ging ein paar Schritte, blieb wieder stehen.
    »Sie haben nach Alissa gefragt. Ehrlich gesagt, ich bemitleide sie ein wenig. Sie machte sich Hoffnungen, dass Frank sie unendlich liebte und ich der alleinige Hinderungsgrund für ihr Glück wäre. Aber in spätestens zehn Jahren wäre es ihr gegangen wie mir heute: ausgerissen wie eine Pflanze, dann verwelkt und schließlich weggeworfen. So war Frank. Er hätte sich für eine andere Frau nicht geändert.« Maria Mendel schauderte. Sie ließ den Blick tief hinunter in die Ebene schweifen. Die beleuchteten Häuser versprachen Wärme und Geborgenheit. Katinka trat von einem Fuß auf den anderen, um ihre Zehen aufzutauen.
    »Alissa war schon einmal verheiratet«, erzählte Maria Mendel. »Die Ehe hat nur drei Jahre gehalten. Wenn man sich mit 25 scheiden lässt, sehen die Dinge wohl doch anders aus. Außerdem wäre Frank nicht noch einmal Vater geworden. Dazu kenne ich ihn viel zu gut. Zwar war er in gewisser Weise stolz auf seine Kinder. Das schon, aber nicht auf sie als Individuen, sondern auf gute Zeugnisse, sportliche Leistungen. Unsere mittlere Tochter ist eine hervorragende Springreiterin und gewinnt ein Turnier nach dem anderen. Das hatte Geltung für Frank, war greifbar. Aber nicht die Träume der Kinder, ihr langsames und oft mühevolles Erwachsenwerden. Das hat ihn abgestoßen.«
    Katinka kroch tiefer in ihren Mantel. Noch eine Minute, und ihre Zähne würden anfangen zu klappern. Sie war hungrig, erschöpft, zum Umfallen müde. Maria Mendel dagegen war in Fahrt gekommen.
    »Beklagt hat er sich, mein Mann, dass die Kinder so teuer kommen. Demnächst fahren sie ins Skilager …« Sie brach ab, als würde sie der Gedankenstürme in ihrem Kopf nicht mehr

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