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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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lassen, wie Frau Löbers mir sagte. Wir beide können ja immer noch ganz gut miteinander, nach so vielen gemeinsamen Jahren als Ehefrau beziehungsweise Sekretärin ein und desselben Mannes. Das ist so eine Art Parallelehe gewesen.« Sie kratzte mit den Schuhen Muster in den Schnee. »Diese Mordsache übersteigt Thurids Kräfte. Sie ist ziemlich am Ende. Manche Menschen sind ja schon in jungen Jahren mit allen Wassern gewaschen. Aber ohne Mendel wird es Thurid schwer haben. Mendel hat sie beschützt.«
    »Vor wem?«
    »Thurid ist gut in ihrem Job. Das passt Hartmann nicht. Er wehrt sich gegen alle Neuerungen, ist unflexibel bis dorthinaus. Außerdem hat er Probleme mit Frauen, die gut sind.«
    »Er hat Thurid gemobbt?«
    »Wissen Sie«, sinnierte Irmela Fenering und stampfte mit den Füßen, um sich aufzuwärmen, »Hartmann muss man zu nehmen wissen. Man darf ihm keinen Millimeter entgegenkommen. Ansonsten …«
    »Ist Ihr Mann mit Thurid Maas ins Bett spaziert?«, fragte Katinka. Ihre klappernden Zähne versperrten den Wörtern den Weg. Sie kamen kantig und verzerrt aus ihrem Mund.
    »Kann sein. Dabei steht Edgar ja auf verheiratete Frauen. Die Untreue ist für ihn der Kick.«
    »Wenn«, sagte Katinka langsam, »in der Agentur Fenering so eifrig die Partner getauscht wurden … was hatte das für eine Auswirkung auf die berufliche Zusammenarbeit?«
    Irmela Fenering lachte laut auf.
    »Nur gute, nehme ich an. Näher als beim Sex können Sie einem Menschen nicht kommen.«
    »Ich meine etwas anderes«, entgegnete Katinka ungerührt. »Da bleiben immer Spuren: Eifersucht, Neid, Einsamkeit, das Gefühl, zurückgewiesen zu werden, zu kurz zu kommen.«
    Irmela Fenering zuckte die Schultern. »In jeder Firma mit mehr als zwei Leuten gibt es Frust, Missverständnisse, Mobbing, Ausbeutung, Unterschlagung, Vorteilsnahme!« Sie holte mit dem Arm aus, um zu zeigen, sehen Sie, so verwerft ist die Welt.
    »Das ist ja das Interessante«, mutmaßte Katinka und beobachtete Irmela Fenering scharf. »Wie kann ein Mensch zeigen, dass er dieses und jenes nicht mehr mit sich machen lässt – ohne gleich den anderen umzubringen?«
    »Spannende Frage, das Thema fasziniert mich ebenso wie Sie.« Irmela Fenering zog die Schultern hoch. »Ich halte es ja mit den preußischen Typen: Contenance wahren, keine Miene verziehen und irgendwann zuschlagen.«
    Katinka zog die Stirn in Falten.
    »Das klingt nicht, als würde es für Sie sprechen.«
    »Hej, Lady«, wehrte Irmela Fenering ab. »So geht’s ja nun nicht! Glauben Sie, ich könnte der Vernunft keine Chance geben? Außerdem hatte ich kein Problem mit Mendel. Er war gut. Im Job und im Bett. Er hatte Humor. Das ist selten bei Männern. Humor verlangt innere Stärke.«
    Da ist was Wahres dran, dachte Katinka und schnitt Grimassen, um ihr Gesicht vor dem Einfrieren zu bewahren.
    »Sagen Sie, Frau Fenering«, bedächtig suchte sie nach den richtigen Worten, »mit wem ging Hartmann ins Bett?«
    »Hartmann?« Irmela Fenerings Lachen kam laut und metallisch aus ihrem Hals, als hätte jemand ein paar Bleche geknickt. »Hartmann? Das können Sie doch nicht ernst meinen! Hartmann legt eine Frau flach? Die ist danach platt, als hätte ein Vierzigtonner sie überrollt.«
    Ein unbedachtes Kichern perlte aus Katinka heraus, aber sie biss es schnell weg. Sie mochte die Selbstzufriedenheit nicht, mit der Irmela Fenering losprustete.
    »Sie sind Sportschützin, Frau Fenering«, hakte sie hastig nach. Sie hatte nur noch den einen Gedanken: schnell aus der Kälte rauszukommen. »Der Mörder hat Mendel erst aus großer Distanz angeschossen und ihn dann gleichsam exekutiert, aus nächster Nähe. Was halten Sie von dieser … Vorgehensweise?«
    Irmela Fenering wiegte den Kopf. Sie schien nun auch zu frieren, gab sich aber alle Mühe, es zu verbergen.
    »Also«, sagte sie. »Es ist ungewöhnlich. Ein Mörder, der sich mit Schusswaffen auskennt, wartet, bis sein Opfer nah genug ist. Wie nah etwas sein muss, das lernt man.«
    »Womit schießen Sie?«
    »Mit Sportgewehren. Und ich habe zwei Waffen zu Hause. Einen Korth Sportrevolver, richtig schick, mit Griffschalen aus Elfenbein und Monogrammeinlage. Und einen Colt. Python 8´´.«
    Die ist ausgerüstet wie Calamity Jane, dachte Ka-tinka.
    »Haben Sie ein Alibi?«
    »Nein. Fernsehen. Zu Hause. Allein. Plüschtiere.«
    »Sagen Sie mal, Frau Fenering … in Sachen Drogen, wie sieht da die Coburger Szene aus?«
    »Drogen?« Irmela Fenering lächelte matt. »Hier gibt es

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