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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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und noch etwas.
    Ihr Kopf hämmerte und dröhnte. Sie brauchte einen Eisbeutel.
    Schnee, dachte Katinka und richtete sich auf. Blinzelnd blickte sie sich um. Das beruhigende Knistern des Feuers fehlte ihr. Sie kroch aus dem Schlafsack und begann sofort zu frieren. Sich den Schlaf aus den Augen reibend, angelte sie nach ihren Stiefeln, schlüpfte hinein, ließ die Schnürsenkel offen und stand zittrig auf. Wenn sie die Arme ausstreckte wie ein Seiltänzer, konnte sie die Balance halten.
    Sie ging zur Tür, lauschte einen Augenblick, hielt den Atem an. Ungeduldig begehrte der Wind Einlass. Der Schmerz trieb einen Keil in ihren Hinterkopf. Sie öffnete die Tür, trat hinaus und griff mit beiden Händen in den nächstbesten Schneehaufen. Sie presste den Klumpen gegen ihren Hinterkopf, bis ihr die Finger beinahe abstarben. Der Schmerz zog sich sofort zurück. Nass klebten die Haare an ihrem Kopf. Sie bückte sich erneut, formte einen festen Ball und drückte ihn wie einen Eisbeutel auf die pulsierende Stelle. Der Wind kam aus Nordosten und trieb eisige Schneeflocken vor sich her. Die Hüttenwand war schon einen knappen Meter zugeweht. Katinka lauschte dem Raunen des Wäldchens. Dann hörte sie es wieder: das gleiche Geräusch wie vorhin.
    Eine Autotür schlug.
    Schlotternd stand sie in der Kälte, ohne Linsen hilflos den ausgefransten Eindrücken ausgeliefert. Hörte knärzende Schritte. Sie ließ den Schneeball fallen, trat zurück in die Hütte, schloss die Tür und knipste die Deckenlampe aus. In der Dunkelheit konnte sie sich selbst keuchen hören.
     

16. Sturm
    Das Ohr gegen die Wand gepresst, das Radar auf Empfang, lauschte sie in die stürmische Nacht. Kam Lehmann her, in der Hoffnung auf Heilung seiner Schlaflosigkeit? Bei dem Sturm?
    Die Schritte näherten sich behutsam, diskret beinahe. Alle paar Sekunden verschluckte sie ein Windstoß. Katinka tastete sich zum Ofen, nahm einen der wenigen verblieben Holzscheite aus der Schütte und postierte sich neben der Tür.
    Sie lauschte mit voller Konzentration. Die Schritte entfernten sich ein Stück. Hin und wieder schoss eine neue Salve glitzernder Vierecke durch ihr Blickfeld. Katinka hob langsam den Scheit. Wer auch immer dort draußen durch den Schnee stiefelte, er kam näher. Sie straffte die Schultern. Die Anspannung ließ ihre Muskeln zittern. Konzentrier dich, befahl sich Katinka.
    Es klopfte.
    Um ein Haar wäre ihr der Holzscheit aus der Hand gefallen. Sie schnappte nach Luft. Wieder. Ein zurückhaltendes Klopfen. Nein, dachte Katinka und grinste. Du kriegst mich nicht auf die höfliche Art, Baby, wer auch immer du bist. Schweiß trat auf ihre Stirn.
    »Katinka?«
    Diesmal rutschte ihr der Scheit aus den Händen und polterte zu Boden. Dankbar um ihre dick gefütterten Schuhe trat sie einen Schritt zurück und drückte die Klinke nach unten.
    »Guten Abend, Herr Hauptkommissar«, sagte sie. Ihre Stimme klang zerknautscht, als würde das letzte bisschen Luft aus einem Gummibrot gequetscht.
    »Von drauß vom Walde komm ich her«, begann Harduin Uttenreuther und trat über die Schwelle. Der Wind schleuderte ein paar Schneepakete herein.
    »Angenehm, Palfy«, sagte Katinka. Sie kickte den Scheit weg.
    »Was …«, er schloss die Tür hinter sich und sah sie erschrocken an. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
    »Sie meinen vielleicht mein rückwärtiges Gesicht«, sagte Katinka. »Ich bin janusköpfig, schon gemerkt?«
    Uttenreuther packte sie mit einer Hand am Arm und zog sie zu sich. Sein linker Zeigefinger fuhr sanft über ihre Stirn.
    »Was ist das?«
    »Was denn?«
    »Eine Platzwunde, Herzchen. Wollen Sie mir weismachen, dass sie sie noch nicht bemerkt haben?«
    Katinka zog die Stirn kraus.
    »Platzwunde?«
    »Sie sehen mir ziemlich mitgenommen aus«, sagte Hardo, ein unruhiges Flackern in den Augen. »Und schattig haben Sie es auch hier drin.«
    Katinka stöhnte und riss sich los. Jetzt, da das Adrenalin versiegte, machten sich die Kopfschmerzen wieder bemerkbar, und übel wurde ihr auch. Sie setzte sich auf das Sofa.
    »Mein Abend lief nicht so rund.«
    »Das habe ich bemerkt. Besitzen Sie sowas wie einen Verbandskasten?«
    Katinka zuckte die Schultern.
    »Das hier ist die Lodge eines passionierten Anglers. Vielleicht hat er ein paar Pflaster und Mull da, um den Karpfen die Schuppen zu verarzten.«
    Hardo warf ihr einen Blick zu.
    »Warum haben Sie sich nicht gemeldet? Wo stecken Sie eigentlich die ganze Zeit? Wir haben Fortschritte bei der Suche nach

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