Schockstarre
GHB gemacht.«
»Daran haben Sie gearbeitet?«
»Sie müssen denken, wir sind völlig gelackmeiert. Wer hat Ihnen die Stirn eingedrückt?«
Katinka grinste säuerlich. Sie hätte sich gerne ein bisschen mit Hardo gestritten. Nicht ernsthaft, mehr so, wie junge Tiere sich rauften. Sie beobachtete ihn, wie er in einem Schränkchen nach Verbandszeug suchte, sprang dann entsetzt auf und rannte zur Toilette.
Das Würgen dauerte ewig. Aber außer einem Mundvoll dünner, blassbrauner Flüssigkeit kam nichts aus ihrem Magen. Sie stützte sich mit den Händen an der Wand hinter der Kloschüssel ab und keuchte.
»Katinka?«
Sie wandte den Kopf. Er stand hinter ihr und sah sie drohend an.
»Was ist los?«
»Mir ist schlecht«, sagte sie.
»Von der Verletzung an Ihrer Stirn aber nicht.«
Katinka warf einen halbherzigen Blick in den Rasierspiegel neben dem Handtuchhalter. Eingetrocknetes Blut klebte knapp unter ihrem Haaransatz. Ihr Zeigefinger fuhr über die Kruste.
»Das hat die Natur schon selbst verarztet«, sagte sie. Ihre Augen tränten. Sie wankte an Hardo vorbei, was nicht ganz leicht ging, denn er verengte mit seinen mächtigen Ausmaßen den Durchgang.
»Woher dann?«, fragte Hardo, drückte auf die Spülung und kam Katinka nach.
»Ich habe einen Schlag auf den Hinterkopf gekriegt.« Sie sank auf das Sofa, schüttelte die Stiefel von den Füßen und zog die Beine an. Die Schmerzen drückten ihren Kopf nach unten. Sie legte sich hin, stopfte sich einen Schlafsack als Unterlage unter das Ohr.
Hardo schob ihre Beine ein Stück aus dem Weg und setzte sich zu ihr.
»Also. Sie erzählen mir das jetzt von Anfang an.«
»Gegenleistung gefordert«, sagte Katinka. »Sie schüren den Ofen wieder an.«
»Geht klar.«
Er ging nach draußen. In seinen Armen brachte er so viele Scheite mit, dass sie die nächsten 24 Stunden würden heizen können. Er kehrte die Asche aus und stapelte Papier, Reisig und Holz in den Ofen. Wenig später flammte Helligkeit auf. Ohne ein Wort füllte Hardo den Topf erneut mit Wasser und stellte ihn auf den Ofen. Er besah sich die Teebeutel.
»Wenn Sie mal Tee trinken«, sagte er, »dann muss es arg schlimm sein.«
»Es ist kein Kaffee da. Lehmann ist, glaube ich, überzeugter Teetrinker.«
Katinka zog die Knie an, um Hardo auf dem Sofa Platz zu machen. Er setzte sich, deckte sie zu und wartete ab, bis sie zu erzählen begann. Saugte alles auf, jede Kleinigkeit. Scannte mit seinem Gletscherblick über die Ausdrucke aus Mendels Ghostwriting-Projekt. Er grinste, als sie zu Schillings Schimpfkanonade kam und ignorierte höflich ihren Fußtritt.
»Sie müssen dem Platzhirsch nicht auch noch die Stange halten«, murrte Katinka.
»Tue ich auch nicht«, entgegnete Hardo. »Reden Sie schon weiter.«
»Er hat mich ziemlich in die Knie gezwungen«, seufzte Katinka.
Das Wasser kochte. Hardo stand auf und braute eine Teemischung aus den vorhandenen Beuteln. Sehnsüchtig warf er einen Blick auf den Bierkasten.
»Meinen Sie, wir könnten Herrn Oberstleutnant Lehmann einen Ersatzkasten besorgen, wenn die Geschäfte wieder öffnen, und uns solange hier bedienen?«
Katinka musste lächeln.
»Nur zu. Ich trinke keins.«
Gespielt entrüstet sah Hardo sie an. Er goss ihr eine Tasse Tee ein und balancierte sie zum Sofa. Kramte einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und köpfte eine Bierflasche.
»Haben Sie einen Flaschenöffner dabei?«
»Das wesentliche Werkzeug ist immer am Mann.« Er nahm einen Schluck Bier. »Und Sie? Sagen Sie bloß, Sie haben sich von Schilling ins Bockshorn jagen lassen.«
Katinka stöhnte. Sie probierte von dem Tee und verbrannte sich prompt die Lippen. Der Schmerz lenkte sich kurzfristig von den Tieffliegern in ihrem Hinterkopf ab.
»Er hat mir eingeflüstert, dass ich auf seiner Verdächtigen-Liste an oberster Stelle stehe. Strafvereitelung. Verstoß gegen das Waffengesetz. Was weiß ich noch alles. Und schließlich Beihilfe zum Mord.«
»Und das haben Sie ihm abgekauft?«
Katinka nippte erneut an ihrem Tee.
»Der meinte es ernst!«
»Unsinn. Er hat geblufft, weil er Sie raushaben will. Er hat nichts gegen Sie in der Hand.«
Katinka starrte Hardo entgeistert an.
»Na, kommen Sie schon.« Er lächelte. »Sie sind doch auch nicht eben erst aus dem Ei geschlüpft. So läuft das Geschäft! Sie sind ihm auf die Nerven gegangen. Er hat Andeutungen gemacht, und Sie sind drauf reingefallen.«
»Bin ich nicht!«, erwiderte Katinka verbissen. »Ich habe ihm meine
Weitere Kostenlose Bücher