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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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wird ihm gehen wie Ihnen«, sagte Hardo müde. »Und hundert anderen. Er wird sich ein Quartier gesucht haben, um nicht nochmal auf die Straße zu müssen. Hof ist quasi Sibirien. Dort oben tauen sie erst zu Ostern wieder auf. Wenn überhaupt.«
    »Dann hätte er sich gemeldet«, flüsterte Katinka. Ihr wurde kalt, durch und durch. Sie griff nach ihrem Handy. »Ich habe ihn doch angerufen. Bevor Sie kamen. Lange vorher.«
    Sie wählte Toms Nummer. Keine Reaktion. Nur die Mailbox. Sie hinterließ eine kurze Nachricht. Ruf mich bitte zurück. Egal um welche Uhrzeit.
    Hardo sah sie so seltsam an.
    »Was ist?«, fragte Katinka.
    »Nichts. Sie sollten schlafen.«
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie fragte:
    »Könnten Ihre Kollegen …«
    Hardo stand auf, schnappte sich sein Handy und telefonierte mit der Polizeidirektion Bamberg. Katinka hörte ihm stumm zu. Es waren eine Menge Unfälle gemeldet worden, aber Kleinigkeiten, ohne Verletzte.
    Krankenhäuser, bedeutete sie ihm mit den Lippen.
    »Überprüft die Krankenhäuser an der Strecke«, hörte sie ihn sagen. »Es eilt.«
    Er legte auf.
    »Danke«, sagte Katinka.
    Er nickte.
     

17. Opfer im Schnee
    »Können Sie mit der Heckler & Koch schießen?«
    »Warum nicht?« Katinka hatte sich auf dem Sofa zusammengerollt. Ihr Kopf lag auf Hardos Schoß, seine mächtige, warme Hand auf ihrem Ohr. Er wies mit dem Kinn auf seine Dienstwaffe.
    »Das System ist unüblich. Es gab einige Unfälle damit.«
    »Ich weiß«, murmelte Katinka. Sie war schläfrig. Der Gedanke, jemand könne dort draußen im Schnee lauern, kam ihr immer unrealistischer vor. Es war viel zu kalt und unwirtlich in dieser Nacht.
    »Die Waffe ist total entspannt«, sagte Hardo, »solange die Spannleiste nicht eingedrückt ist.«
    »Ich weiß, ja«, wiederholte Katinka. »Sabine Kerschensteiner hat mich mal mit ihrer Waffe schießen lassen.«
    »Unsere Kerschensteinerin?« Er sprach von seiner Kollegin, als sei sie eine Art WG-Blumentopf, den zu gießen reihum jeder Mitbewohner die Pflicht hatte.
    »Ja. Klar.« Katinka richtete sich zur Hälfte auf. In ihrem Kopf rumorten Dieselmotoren, die einem Eisbrecher auf hoher See alle Ehre gemacht hätten. »Die Schlagbolzenfeder wird aktiviert, sobald die Spannleiste eingedrückt ist. Mittel-, Ring- und kleiner Finger müssen sie eindrücken, und der Zeigefinger am Abzug muss solange Ruhe halten. Das ist die Krux bei dieser Pistole.«
    Hardo lächelte:
    »Kluges Mädchen. Sie haben es schon mal probiert?«
    »Ja! Sag ich doch.«
    »Dann machen Sie es nochmal.«
    »Soll ich Lehmanns Hütte wegpusten?«
    »Schmonzes. Nur die Trockenübung. Kein Schuss. Dazu kriegen Sie schon noch Gelegenheit.«
    Er entlud die Waffe und gab sie Katinka in die Hand. Sie zielte, drückte die Spannleiste.
    »Brav.« Er nahm ihr die Heckler & Koch aus der Hand. »Und nochmal.«
    Katinka übte ungefähr zehn Minuten lang. Es ging immer leichter.
    »Man muss es im Schlaf können«, sagte Hardo. »Ein paar Kollegen haben sich schon in den Hintern geschossen. Die Handhabung läuft der natürlichen Fingerhaltung zuwider. In dem Sinne haben wir eine Fehlkonstruktion in der Faust, um unser Beamtenleben zu verteidigen.« Er nahm ihr die Waffe aus der Hand. Katinka schwitzte mit einem Mal, zog sich den Pullover über den Kopf und warf ihn aufs Sofa.
    »Warum gehen wir nicht raus und sehen nach, wer da seinen Nachtspaziergang absolviert?«, schlug sie vor.
    »Sind Sie jeck? Wer auch immer dort herumläuft, hat uns sofort im Fadenkreuz.«
    »Es sei denn, er ist schon eingefroren. Vielleicht ist es nur Lehmann gewesen, der nach seiner Hütte sehen wollte. Es muss doch niemand mit einer Knarre sein.«
    »Kann sein«, murrte Hardo. »Ich weiß nur, dass ich Spuren gesehen habe. Wenn es Lehmann ist, wieso kommt er dann nicht näher und erkundigt sich, wer seine Residenz in Besitz genommen hat?«
    »Er kann Sie gesehen haben und fürchtet sich jetzt!«
    Hardo wuschelte ihr durchs Haar.
    »Ich kalkuliere mit dem Durchhaltevermögen von jemandem, der in diesem Sturm aushalten muss. Das geht nicht lange.«
    Sein Handy klingelte. Er riss es ans Ohr und rief: »Ja?« Hörte ein paar Augenblicke konzentriert zu und nickte.
    »Danke«, sagte er, die Augen prüfend auf Katinka gerichtet. »Das hilft mir weiter.«
    Er legte auf.
    »Was ist!«, rief Katinka.
    »Kein Tom Thiele zu finden. In den Kliniken an der Strecke ist niemand dieses Namens eingeliefert worden. Beruhigt Sie das?«
    Katinka nickte.
    »Danke. Danke,

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