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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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raufgehen, um die Aussicht zu genießen. Heute ist es wohl sinnlos.«
    »Schauen wir mal«, widersprach Uttenreuther. »Kommen Sie.«
    Sie folgte ihm die Treppen hinauf, an der Lutherkapelle vorbei. Der Nebel leckte an den Mauern. Schichten nassen und wieder gefrorenen Schnees machten das Steigen mühselig. Das Wachtürmchen auf der Bastei tauchte für Sekunden aus dem Nebel auf und versank wieder, wie ein kenterndes Boot. Hardo hielt direkt darauf zu und wurde von einer Sekunde auf die andere unsichtbar.
    »Hardo?«
    Sie konnte die Furcht nicht aus ihrer Stimme verdrängen, die Angst saß zu fest, ihr Kopf begann zu dröhnen und Katinka streckte beide Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. Sie ging knapp an Hardo vorbei, ohne ihn im Nebel zu sehen, und streifte seine Hand. Vor Schreck entschlüpfte ihr ein panischer Laut, der vom Nebel zerdrückt wurde und irgendwo in der weißen Masse hängenblieb.
    »Katinka!« Er nahm sie beim Arm. »Was ist los mit Ihnen?«
    »Entschuldigen Sie. Ich bin … einfach nervös.«
    »Tut mir leid. Ich hätte daran denken sollen. Sie hatten hier gestern wirklich kein schönes Erlebnis.«
    »Es war in dem anderen Burghof.« Sie standen vor dem Wachtürmchen. Kurz riss der Nebel auf. Katinka sah Kanonen an der Basteimauer stehen. Schemenhaft, unwirklich. Sie zitterte in der Kälte und sehnte sich nach einem warmen Auto, einem brummenden Motor, der sie von hier wegbrachte. Hardos Gesicht war nah vor ihrem.
    »Gehen wir«, sagte er.
    Sein Handy klingelte. Katinka machte einen Satz vor Schreck und konnte Hardos Blick nicht mehr standhalten. Sie lehnte sich an das Wachtürmchen. Die Mauer fühlte sich eiskalt an.
    »Uttenreuther?«
    Er lauschte einen Moment. Dann antwortete er, und seine Stimme klang zu laut in dem stillen, wattebepackten Burghof:
    »In Ordnung, Schilling. Danke für den Anruf.«
    Er legte auf und steckte das Handy weg.
    »Was wollte er?«, fragte Katinka.
    »Die Kollegen haben noch etwas herausbekommen. Hartmanns Sohn Freddy hat einen Waffenschein und eine Waffe. Eine neun Millimeter SIG Sauer-Pistole.«
    »Ich verwette meine Beretta: Die Pistole lagert in Hartmanns Haus.«
    »Exakt.«
    Katinka unterdrückte das Klappern ihrer Zähne.
    »Wir sollten gehen«, bemerkte Hardo.
    Der Schuss raste so plötzlich durch den Burghof, dass sie beide zunächst nicht realisierten, was sie gehört hatten. Der Knall kam gedämpft und echote zwischen den Mauern, ein ganzer Chor abgehackter Stimmen. Katinka wich ein Stück zurück und packte Hardo am Arm.
    »Hier rein«, wisperte sie. Sie zwängten sich in das winzige Wachtürmchen. Am hinteren Ende ging es wieder hinaus, auf eine schmale, nur durch ein einfaches Geländer gesicherte Aussichtsplattform hoch oben, mindestens zwanzig Meter über der Erde. Darunter lag nichts als Nebel.
    »Hier kommen wir nicht weg«, flüsterte Katinka.
    Hardo hielt schon wieder sein Handy in der Hand.
    »Schilling, Uttenreuther hier«, sagte er leise. »Ich kann nicht lauter sprechen. Wir sind auf der Veste, Frau Palfy und ich. Hartmann muss uns gefolgt sein. Er schießt auf uns.«
    Katinka zog die Beretta aus dem Holster und befahl ihrer Hand, ruhig und sicher zu zielen. Nur zur Probe.
    »Schilling schickt jemanden«, flüsterte Hardo, während er das Handy wieder verstaute.
    Katinka konnte kaum sprechen, ihre Zähne schlugen hastig aufeinander, als hätten sie es eilig, von hier wegzukommen. Ein zweiter Schuss krachte. Katinka drückte sich an die Mauer des Wachtürmchens. Diese Burg hatte Jahrhunderte lang Schutz gegen Eindringlinge geboten. Ausgerechnet sie beide gerieten nun ins Visier eines Mörders, im Inneren der Trutzburg, schutzlos plötzlich, und nur auf sich selbst angewiesen.
    »Hartmann!«, hörte sie Uttenreuther rufen. Er stellte sich vor Katinka, sein mächtiger Rücken nahm ihr die spärliche Sicht durch den schmalen Eingang auf einen schmauchgrau verschleierten Burghof. »Die Veste wird in diesen Augenblicken umstellt, Sie haben keine Chance!«
    Es herrschte eine so umfassende Stille, dass Katinka für Sekunden zu atmen vergaß.
    »Kauern Sie sich in den Durchgang zur Plattform«, wies Hardo sie an. »Sollte er hier auftauchen, haben wir nur eine Chance, wenn wir nicht beide in derselben Falle sitzen.«
    Katinka nickte und tastete sich zu der Maueröffnung vor. Sie musste sich bücken, um durchzupassen.
    »Vergessen Sie’s!«, tönte zeitversetzt eine Stimme über den Hof.
    Das gibt’s nicht, dachte Katinka und erstarrte. Das

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