Schockwelle
über die Beamten und Parlamentarier denken, die in Dorsetts Sold standen. »Aus den gleichen Gründen. Gekaufte Helfershelfer und schlaue Anwälte.«
»Geld bringt Geld«, sagte Sandecker schwerfällig. »Dorsett ist zu reich und zu gut abgesichert, als daß man ihm mit herkömmlichen Mitteln beikommen könnte. Der Mann wird von einer schier unglaublichen Habgier getrieben.«
»Diese Schwarzseherei sieht Ihnen gar nicht ähnlich, Admiral.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie vor Arthur Dorsett die Flinte ins Korn werfen.«
Sandecker blickte ihn an wie eine Viper kurz vor dem Zuschlagen. »Wer hat denn was von Flinte ins Korn werfen gesagt?«
Pitt genoß es, wenn er seinen Chef ein bißchen triezen konnte.
Keinen Moment lang hatte er angenommen, daß Sandecker einer Auseinandersetzung aus dem Weg gehen würde. »Was gedenken Sie zu unternehmen?«
»Ich kann nicht mit Waffengewalt in ein Firmengelände eindringen, weil dabei möglicherweise Hunderte Unschuldiger umkämen. Und irgendwelche Sondereinheiten, die man aus der Luft absetzen könnte, um sämtliche Förderstätten stillzulegen, stehen mir nicht zur Verfügung. Bleibt also nur ein Ausweg.«
»Und der wäre?« bohrte Pitt.
»Wir wenden uns an die Öffentlichkeit«, sagte Sandecker, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich berufe morgen früh eine Pressekonferenz ein und stelle Arthur Dorsett als das schlimmste Ungeheuer dar, das seit Attila, dem Hunnenkönig, auf die Menschheit losgelassen wurde. Ich gebe die Ursache dieses Massensterbens preis und weise ihm die ganze Schuld zu.
Danach stifte ich ein paar Kongreßabgeordnete dazu an, Druck aufs Außenministerium auszuüben, damit man von dort aus auf die kanadische, chilenische und russische Regierung einwirkt und verlangt, daß sie die auf ihrem Boden liegenden Förderstätten schließen. Anschließend lehnen wir uns zurück und warten ab, was dabei rauskommt.«
Pitt bedachte Sandecker mit einem langen, bewundernden Blick, dann grinste er. Der Admiral wagte sich in schwieriges Fahrwasser vor, ohne sich auch nur im geringsten um die Folgen zu scheren. »Sie würden es mit dem Teufel persönlich aufnehmen, wenn er Ihnen krumm käme.«
»Sie müssen schon entschuldigen – ich mußte einfach Dampf ablassen. Sie wissen so gut wie ich, daß es keine Pressekonferenz geben wird. Solange wir keine handfesten Beweise vorlegen können, erreichen wir damit gar nichts, außer daß ich auf kürzestem Weg im Irrenhaus lande. Männer wie Arthur Dorsett können eine Menge wegstecken. Sie sind Geschöpfe einer Welt, in der Habgier zu Macht führt. Das Erbärmliche dabei ist, daß diese Männer mit ihrem Reichtum weder etwas anfangen können noch ihn an die Bedürftigen weitergeben.« Sandecker schwieg einen Moment und zündete genüßlich seine Zigarre an. »Ich weiß noch nicht, wie ich’s mache, aber ich schwöre einen heiligen Eid, daß ich den Drecksack drankriege, daß ihm Hören und Sehen vergeht.«
Maeve machte gute Miene zum bösen Spiel. Am Anfang hatte sie ständig geweint, sobald sie allein in dem kleinen, im Kolonialstil gebauten Haus in Georgetown war, das Mittelsmänner ihres Vaters für sie gemietet hatten. Panische Angst erfaßte sie, wenn sie daran dachte, was ihren beiden Jungs auf Gladiator Island zustoßen könnte. Sie wollte ihnen beistehen, sie in Sicherheit bringen, doch sie war machtlos. Sie träumte sogar, daß sie bei ihnen wäre. Doch sobald sie aufwachte, stellte sich wieder der alte Alptraum ein. Gegen die schier unerschöpflichen Mittel und Möglichkeiten ihres Vaters kam sie niemals an. Selbst jetzt, davon war sie überzeugt, wurde sie vom Sicherheitsdienst ihres Vaters auf Schritt und Tritt beobachtet, auch wenn sie bislang noch keinen Beschatter entdeckt hatte.
Roy Van Fleet und seine Frau Robin, die Maeve unter ihre Fittiche genommen hatte, hatten sie zu einer Party eingeladen, die vom wohlhabenden Besitzer eines privaten Meeresforschungsunternehmens gegeben wurde. Sie hatte keine Lust hinzugehen. Aber Robin hatte sie gedrängt, hatte behauptet, sie müsse sich auch mal amüsie ren, und wollte von einer Absage nichts wissen. Von den Qualen, die Maeve durchlitt, hatte sie keine Ahnung.
»Jede Menge High-Society und Politiker«, hatte Robin ihr vorgeschwärmt. »Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen.«
Maeve schminkte sich, kämmte ihr Haar zurück und band es zu einem Knoten. Dann zog sie ein braunes Kleid aus Seidenchiffon und besticktem Tüll mit einem perlenbesetzten
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