Schockwelle
erteilen.«
Rudolph gab die Meldung durch, und dann sahen sie alle zu, wie der Hubschrauber querab von Steuerbord auf sie zuhielt und im flachen Gleitflug zur Landung auf der kurz vor dem Heck gelegenen Hubschauberplattform ansetzte.
Briscoe erkannte auf den ersten Blick, daß der Pilot nicht genügend gegen den kräftigen Wind steuerte und die Maschine kaum im Griff hatte. »Der Trottel fliegt, als hätte er Nervenflattern«, blaffte Briscoe. Er wandte sich an Angus.
»Lassen Sie die Fahrt vermindern und sorgen Sie dafür, daß unser Besucher von einem bewaffneten Empfangskomitee begrüßt wird.« Dann fügte er noch hinzu: »Wenn er meinem Schiff auch nur einen Kratzer zufügt, lassen Sie ihn erschießen.«
Angus grinste freundlich, zwinkerte Rudolph hinter dem Rücken des Captain zu und befahl dem Rudergänger, die Fahrt zu vermindern. Die beiden Männer mochten sich zwar über den Kapitän amüsieren, aber mit Ungehorsam oder Unbotmäßigkeit hatte das nichts zu tun. Briscoe galt als barscher alter Seebär, wurde aber von der gesamten Besatzung verehrt, weil er auf seine Männer aufpaßte und sein Schiff in Schuß hielt. Außerdem wußten sie sehr wohl, daß es nur wenige Kapitäne in der Königlich Britischen Marine gab, die lieber auf See dienten, als sich in den Admiralsrang befördern zu lassen.
Bei dem Besucher handelte es sich um die kleinere Version eines russischen Marinehubschraubers vom Typ Ka-2 Helix, der hauptsächlich zur Beförderung leichter Lasten und zur Luftaufklärung eingesetzt wurde. Diese Maschine, die der Fangflotte zum Aufspüren der Wale diente, sah aus, als müßte sie dringend gewartet werden. Öl sickerte unter der Rotorverkleidung hervor, der Anstrich war verblichen und blätterte teilweise ab.
Die britischen Seeleute, die im Schutz der stählernen Schotten warteten, sahen mit Schaudern, wie der hin und her taumelnde Helikopter knapp drei Meter über dem stampfenden Deck einschwebte. Der Pilot drosselte den Motor zu früh, so daß die Maschine hart aufsetzte, wie betrunken wieder hochfederte, mit voller Wucht auf den Rädern landete und schließlich wie ein geprügelter Hund stehenblieb. Der Pilot stellte den Motor ab, und die Rotorblätter kamen allmählich zum Stillstand.
Der Pilot schob die Einstiegsluke auf, starrte zu der riesigen Radarkuppel der
Bridlington
und wandte sich dann den fünf Seeleuten zu, die mit angeschlagenen automatischen Waffen auf ihn zukamen. Er sprang auf das Deck und musterte sie neugierig, wurde dann grob an den Armen gepackt und durch eine offene Luke gedrängt. Die Seeleute geleiteten ihn über einen breiten Aufgang drei Decks nach oben und bogen dann in einen Gang ein, der zur Offiziersmesse führte.
Der Erste Offizier des Schiffes, Lieutenant Commander Roger Avondale, der sich dem Empfangskomitee angeschlossen hatte, stellte sich mit Lieutenant Angus neben dem kleinen Trupp auf.
Surgeon Lieutenant Rudolph wartete an Briscoes Seite. Er musterte das Gesicht des russischen Piloten, sah die schreckgeweiteten Pupillen und die Müdigkeit, die aus seinem Blick sprach.
Briscoe nickte Rudolph zu. »Fragen Sie ihn, wie, zum Teufel, er auf die Idee kommt, er könnte einfach auf einem fremden Kriegsschiff landen, wenn ihm danach zumute ist.«
»Vielleicht erkundigen Sie sich auch, warum er alleine fliegt«, fügte Avondale hinzu. »Unwahrscheinlich, daß er ohne Begleitung Ausschau nach Walen hält.«
Rudolph wandte sich an den Piloten, worauf es zu einem raschen Wortwechsel kam, der gut drei Minuten dauerte.
Schließlich drehte sich der Bordarzt um und sagte: »Er heißt Fjodor Gorimykin und ist der für das Aufspüren der Wale zuständige Chefpilot bei einer Walfangflotte mit Heimathafen Nikolajewsk. Seiner Aussage zufolge waren er, sein Kopilot und ein Beobachter auf Erkundungsflug für die Fangschiffe –«
»Fangschiffe?« fragte Angus.
»Schnelle, etwa sechzig Meter lange Schiffe, von denen aus die mit Sprengstoff bestückten Harpunen auf die Wale abgefeuert werden«, erklärte Briscoe. »Anschließend wird der Wal mit Luft vollgepumpt, damit er an der Oberfläche treibt, mit einer Funkboje versehen, die einen Peilton aussendet, und zurückgelassen. Unterdessen setzt das Fangschiff die Jagd fort, kehrt später zur Beute zurück und schleppt sie zum Fabrikschiff.«
»Vor ein paar Jahren habe ich in Odessa mit dem Kapitän eines Fabrikschiffes ein paar getrunken«, sagte Avondale. »Er lud mich an Bord ein. Es war ein riesiges Schiff, fast
Weitere Kostenlose Bücher