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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einen weiteren Tequila an die Bar zurück.
    In diesem Augenblick kam Maeve in den Ballsaal.
    Bei ihrem bloßen Anblick, so stellte Pitt überrascht fest, überlief ihn ein angenehmer, warmer Schauder. Es war, als verschwömme der Raum samt allen Anwesenden in einer Art grauem Dunst, so daß Maeve allein und strahlend dastand.
    Er kam wieder zur Besinnung, als sie vor den Van Fleets das Begrüßungsspalier abschritt, kurz stehenblieb und den Blick über die dichtgedrängten Partygäste schweifen ließ. Sie hatte die langen blonden Haare zurückgekämmt und zu einem Knoten aufgesteckt, so daß ihr Gesicht mit den großartigen Wangenknochen voll zur Geltung kam. Unsicher hob sie eine Hand und legte sie mit leicht gespreizten Fingern an die Brust.
    Sie trug ein kurzes Kleid, das die langen, anmutigen Beine betonte und ihre perfekte Figur unterstrich. Sie ist grandios, dachte er begehrlich. Anders konnte man es nicht ausdrücken.
    Elegant und anmutig stand sie da wie eine sprungbereite Antilope.
    »Na, das ist ja ein süßes junges Ding«, sagte der Barkeeper und starrte zu Maeve.
    »Ganz meine Meinung«, erwiderte Pitt.
    Dann gingen sie und die Van Fleets zu einem Tisch, setzten sich und nannten einem Kellner ihre Wünsche. Maeve hatte kaum Platz genommen, als etliche Männer, teils jung, teils so alt, daß sie ihr Großvater hätten sein können, zu ihr kamen und sie zum Tanz aufforderten. Höflich, aber bestimmt wies sie alle ab. Sie ließ sich durch nichts erweichen, wie Pitt belustigt feststellte. Die Männer gaben rasch auf und zogen davon wie Schuljungen, die einen Korb bekommen haben. Die Van Fleets entschuldigten sich, während sie noch auf den ersten Gang warteten, und begaben sich auf die Tanzfläche. Maeve saß allein da.
    »Das ist eine ganz Wählerische«, meinte der Barkeeper.
    »Wird Zeit, daß der erste Sturm eingreift«, sagte Pitt und stellte das leere Glas auf den Tresen.
    Er nahm den direkten Weg quer über die Tanzfläche zwischen den sich wiegenden Paaren hindurch, ohne auch nur einen Schritt auszuweichen. Ein korpulenter Mann, den Pitt als Senator aus Nevada erkannte, rempelte ihn an. Der Senator wollte etwas sagen, doch Pitt brachte ihn mit einem vernichtenden Blick zum Schweigen.
    Maeve beobachtete aus reiner Langeweile die Leute, als ihr, ohne daß sie sich dessen recht bewußt war, ein Mann auffiel, der entschlossen auf sie zukam. Zuerst schenkte sie ihm kaum Beachtung, dachte, es sei lediglich ein weiterer Fremder, der mit ihr tanzen wollte. Ein andermal, an einem anderen Ort, hätte sie sich ob dieser Gunstbezeugungen geschmeichelt gefühlt, aber jetzt war sie in Gedanken zwanzigtausend Kilometer weit weg.
    Erst als der aufdringliche Kerl an ihren Tisch trat, die Hände auf das blaue Tischtuch legte und sich zu ihr beugte, erkannte sie ihn. Maeves Gesicht strahlte vor Freude auf. »Oh, Dirk, ich dachte schon, ich würde Sie nie wieder sehen«, stieß sie atemlos aus.
    »Ich wollte Sie um Entschuldigung dafür bitten, daß ich mich nicht von Ihnen verabschiedet habe, als Al und ich unverhofft von der
Ice Hunter
aufbrechen mußten.«
    Sein Verhalten überraschte und erfreute sie. Sie hatte gemeint, er mache sich nichts aus ihr. Aber jetzt erkannte sie an seiner Miene, daß dem nicht so war. »Sie konnten ja nicht wissen, wie sehr ich Sie gebraucht hätte«, sagte sie so leise, daß man es bei der Musik kaum hören konnte.
    Er ging um den Tisch herum und setzte sich neben sie. »Jetzt weiß ich es«, sagte er ernst.
    Sie wich seinem Blick aus. »Sie können sich nicht einmal annähernd vorstellen, wie tief ich in der Klemme stecke.«
    Pitt ergriff Maeves Hand. Es war das erstemal, daß er sie bewußt berührte. »Ich habe ein nettes Gespräch mit Boudicca geführt«, sagte er und grinste etwas spöttisch. »Sie hat mir alles erzählt.«
    Sie schien jegliche Haltung zu verlieren. »Sie? Mit Boudicca? Wie ist das möglich?«
    Er stand auf zog sie sanft hoch. »Warum tanzen wir nicht eine Runde? Alles Weitere erzähle ich Ihnen später.«
    Und dann, wie durch ein Wunder, hielt er sie in den Armen, zog sie an sich, und sie reagierte und schmiegte sich eng an ihn.
    Er schloß für einen Moment die Augen und atmete den Duft ihres Parfüms ein, und sie nahm das männlich herbe Aroma seines Rasierwassers wahr – Pitt benutzte ein Eau de Cologne –, das sie an klare Bergseen erinnerte. Sie tanzten Wange an Wange, als das Orchester Henry Mancinis ›Moon River‹ spielte.
    Maeve sang leise den Text

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