Schockwelle
gewußt, daß wir kommen, und wollte eine Überraschungsfete schmeißen.«
»Irgend jemand bei der NUMA wird von ihm ausgehalten.«
Pitt schaute kurz zu Maeve. »Du nicht, hoffe ich.«
»Ich nicht«, versetzte Maeve.
Giordino ging nach hinten und hielt durch das Rückfenster Ausschau nach eventuellen Verfolgern. Zwei schwarze Kleinbusse kurvten um den beschädigten Laster herum und nahmen die Jagd auf. »Wir haben Hunde auf unserer Fährte.«
»Die Guten oder die Bösen?« fragte Pitt.
»Ich überbringe ja ungern traurige Kunde, aber weiße Hüte haben sie nicht auf.«
»Nennst du das etwa eine eindeutige Identifizierung?«
»Wie wär’s damit: Sie haben das Firmenzeichen von Dorsett Consolidated Mining auf den Türen.«
»Du hast mich überzeugt.«
»Wenn sie noch näher kommen, kann ich sie nach ihrem Führerschein fragen.«
»Vielen Dank, aber ich habe einen Rückspiegel.«
»Wenn man bedenkt, wieviel Schaden wir angerichtet haben, möchte man doch meinen, daß sich mittlerweile etliche Polizeiwagen an uns gehängt haben müßten«, grummelte Giordino. »Warum tun die nicht ihre Pflicht und fahren im Hafen Streife? Ich fände es nur gerecht, wenn du wegen deiner rücksichtslosen Fahrweise festgenommen werden würdest.«
»Wie ich Papa kenne«, sagte Maeve, »hat er ihnen einen Tag bezahlten Urlaub spendiert.«
Der ungekühlte Motor lief rasch heiß, so daß dicke Dampfwolken unter der Haube hervordrangen. Zudem konnte Pitt das beschädigte Fahrzeug kaum mehr steuern. Plötzlich tat sich vor dem Bus eine schmale Durchfahrt zwischen zwei Lagerhäusern auf. Pitt vertraute ein letztes Mal auf sein Glück und raste in die Gasse. Pech gehabt. Viel zu spät bemerkte er, daß er auf einem verlassenen Pier gelandet war, von dem aus es nicht mehr weiterging.
»Ende der Fahnenstange«, sagte Pitt.
Giordino drehte sich um und schaute wieder nach hinten.
»Die Verfolger wissen es. Sie haben angehalten und genießen ihren Triumph.«
»Maeve?«
Maeve ging nach vorn. »Ja?« sagte sie ruhig.
»Wie lange kannst du die Luft anhalten?«
»Ich weiß es nicht. Eine Minute vielleicht.«
»Al? Was machen sie?«
»Kommen mit ziemlich fies aussehenden Keulen auf den Bus zu.«
»Die wollen uns lebend«, sagte Pitt. »Okay, Freunde, setzt euch hin und haltet euch fest.«
»Was hast du vor?« fragte Maeve.
»
Wir
, meine Liebste. Wir gehen nämlich gemeinsam baden. Al, mach die Fenster auf. Ich möchte, daß die Karre sinkt wie ein Stein.«
»Hoffentlich ist das Wasser halbwegs warm«, sagte Giordino, während er das Fenster öffnete. »Ich kann kaltes Wasser nicht ausstehen.«
»Atme ein paarmal tief durch«, sagte Pitt zu Maeve, »damit dein Blut möglichst viel Sauerstoff aufnimmt. Atme aus, ehe wir über die Kante gehen, und hol dann tief Luft.«
»Wetten, daß ich unter Wasser weiter schwimmen kann als du«, erklärte sie mit ungebrochenem Mut.
»Jetzt kannst du’s beweisen«, erwiderte er voller Bewunderung. »Du darfst keine Zeit verlieren. Sobald der Bus vollgelaufen ist, steigst du rechts aus dem Fenster und schwimmst unter den Pier.«
Pitt griff hinter den Fahrersitz, zog seine Reisetasche auf, entnahm ihr ein Nylonbündel und stopfte es sich vorn in die Hose, so daß sie sich geradezu unanständig ausbeulte.
»Was machst du da?« fragte Maeve.
»Das ist meine Wundertüte für den Notfall«, erwiderte Pitt.
»Die nehme ich immer mit.«
»Sie sind gleich da«, vermeldete Giordino ruhig.
Pitt schlüpfte in eine Lederjacke, zog den Reißverschluß bis zum Kragen zu, drehte sich um und ergriff das Lenkrad. »Okay, mal sehen, ob wir von den Preisrichtern ein paar gute Noten kriegen.«
Er ließ den Motor aufheulen und schaltete die Getriebeautomatik auf L. Der zerschrottete Bus spie eine Dampfwolke aus, durch die Pitt kaum etwas erkennen konnte, schoß mit flatternden Vorderrädern los und holte Anlauf.
Keinerlei Geländer umgab den Pier, lediglich ein niedriger Balken, eine Art Bordstein, der den Lastwagen beim Zurückstoßen als Orientierungshilfe diente. Die Vorderräder prallten mit voller Wucht dagegen und wurden endgültig abgerissen. Das radlose Chassis schürfte über das Holz, die Hinterreifen drehten kreischend und qualmend durch und schoben den demolierten Bus schließlich über die Kante des Piers.
Wie in Zeitlupe hing der Bus in der Luft, kippte dann vornüber und schlug klatschend im Wasser auf. Das laute Zischen, als der überhitzte Motor jählings untertauchte, war Pitts letzter
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