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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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allein.«
    Merchant warf Pitt und Giordino einen mißtrauischen Blick zu. »Diese Männer darf man nicht aus den Augen lassen«, wandte er ein. »Ich rate Ihnen dringend, keinerlei Risiko einzugehen.«
    »Meinen Sie etwa, sie könnten versuchen, die Jacht in ihre Gewalt zu bringen?« Dorsett lachte. »Zwei wehrlose Männer gegen ein Dutzend Bewaffneter? Oder haben Sie Angst, daß sie über Bord springen und an Land schwimmen könnten?« Dorsett deutete durch das Fenster auf die schmale Landzunge von Cape Farewell am nordwestlichen Zipfel der Südinsel von Neuseeland, von der sich die Jacht mit hoher Fahrt entfernte.
    »Vierzig Kilometer durch haiverseuchte Gewässer? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ich habe die Aufgabe, Sie und Ihr Unternehmen zu schützen«, sagte Merchant, löste die Hand vom Pistolengriff, knöpfte sein Sportsakko zu und ging ruhigen Schrittes zur Tür.
    »Ich nehme sie ernst.«
    »Ich weiß Ihre Arbeit zu würdigen«, versetzte Dorsett unwirsch und kurz angebunden.
    Sobald Merchant weg war, stellte Maeve ihren Vater zur Rede. »Sag mir auf der Stelle, wie es Sean und Michael geht.
    Ich will hören, daß ihnen dein verkommener Betriebsleiter nichts angetan hat.«
    Wortlos trat Boudicca einen Schritt vor und streckte die Hand aus. Pitt dachte zunächst, sie wolle Maeve besänftigen, doch sie schlug mit voller Kraft zu. Die Ohrfeige brachte ihre Schwester beinahe zu Fall. Sie torkelte zurück und wurde von Pitt aufgefangen, während Giordino sich zwischen die beiden Frauen stellte.
    Giordino, der nur halb so groß wie Boudicca war, verrenkte sich fast den Hals, als er zu ihr aufschaute. Der Anblick wirkte besonders grotesk, weil er dabei ihren gewaltigen Busen überwinden mußte. »Toller Empfang, was?« sagte er scherzend.
    Pitt kannte den Blick, den sein Freund Boudicca zuwarf.
    Giordino war ein scharfer Beobachter, was Gesichter und Wesenszüge anging. Er sah irgend etwas, irgendeine Absonderlichkeit, die Pitt entgangen war. Giordino wollte ein Risiko eingehen, das seiner Meinung nach gerechtfertigt war.
    Mit einem verschmitzten Grinsen musterte er Boudicca von oben bis unten. »Ich biete dir eine Wette an«, sagte er zu ihr.
    »Eine Wette?«
    »Ja. Ich wette, daß du dir weder die Achselhöhlen noch die Beine rasierst.«
    Einen Moment lang schwiegen alle, wenn auch eher aus Neugier als vor Schreck. Dann verzog Boudicca wutentbrannt das Gesicht und holte mit geballter Faust weit aus. Giordino stand ungerührt da. Er rechnete mit dem Schlag, machte aber keinerlei Anstalten, ihm auszuweichen oder ihn abzublocken.
    Boudicca verpaßte Giordino einen schweren Treffer, schwerer als beim olympischen Boxkampf üblich. Ihre geballte Faust erwischte ihn an Wange und Unterkiefer. Es war ein gewaltiger Schlag, ein mächtiger Schwinger, den man von einer Frau nicht erwartete und der die meisten Männer zu Boden gestreckt hätte.
    Von wegen zu Boden gestreckt – vermutlich wäre fast jeder, der Boudiccas ungezähmte Wut zu spüren bekommen hätte, mindestens vierundzwanzig Stunden lang bewußtlos gewesen.
    Giordino wurde herumgerissen, trat einen Schritt zurück, schüttelte kurz den Kopf und spie einen Zahn auf den Teppichboden. Dann baute er sich unbegreiflicherweise wieder vor ihr auf, so daß er genau unter ihrem ausladenden Busen stand. Er schaute sie nur nachdenklich an, ohne jede Feindseligkeit oder Rachsucht. »Wenn du auch nur das geringste Gefühl für Anstand und Fairneß hättest, wär’ ich jetzt am Zug.«
    Boudicca stand staunend und fassungslos da und massierte ihre schmerzende Hand. Ihr unbeherrschter Zorn legte sich und wich einer eiskalten Wut. Sie wirkte wie eine Klapperschlange unmittelbar vor dem tödlichen Biß. »Sie sind vielleicht dumm«, versetzte sie kühl.
    Dann griff sie plötzlich zu und legte die Hände um Giordinos Hals. Er stand da, hatte die Hände zu Fäusten geballt, machte aber keinerlei Anstalten, sie hochzureißen und ihr Einhalt zu gebieten. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht, und seine Augen quollen aus den Höhlen, aber er setzte sich immer noch nicht zur Wehr. Ohne jede Bosheit starrte er sie an.
    Pitt erinnerte sich nur zu genau, wie kräftig Boudicca zupacken konnte – er hatte immer noch blaue Flecken an den Armen. Da er nicht recht wußte, was er von Giordinos ungewöhnlicher Teilnahmslosigkeit halten sollte, rückte er ein Stück von Maeve ab und wollte Boudicca gerade gegen die Kniescheibe treten, als ihr Vater sie anschrie.
    »Laß ihn los!«

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