Schockwelle
Kommandeurinseln, der Osterinsel und Gladiator Island ausgingen und sich vor Howland Island schnitten. Dann fügte er vier rote Linien hinzu. »Das ist die Konvergenzzone, die der russischen Walfangflotte nordöstlich von Hawaii zum Verhängnis wurde«, erklärte er.
»Und wo kommt es deinen Berechnungen zufolge zur nächsten Konvergenz?« fragte Gunn.
»Wenn die äußeren Bedingungen in den nächsten drei Tagen so bleiben wie bisher, müßte die nächste Todeszone ungefähr hier liegen.«
Die Linien, diesmal waren es gelbe, überschnitten sich neunhundert Kilometer südlich der Osterinsel.
»In diesem Bereich besteht kaum Gefahr, daß es ein Schiff trifft«, sagte Sandecker nachdenklich. »Aber ich werde vorsichtshalber alle Schiffe vorwarnen und darauf hinweisen, daß sie dieses Seegebiet meiden sollen.«
Gunn begab sich näher zum Bildschirm. »Wie hoch ist deine Fehlerquote?«
»Plus minus zwölf Kilometer«, antwortete Yeager.
»Und in welchem Umkreis kommt es zu Todesfällen?«
»In einem Umkreis von vierzig bis neunzig Kilometern, je nach Stärke der Schallwellen, nachdem sie eine große Entfernung zurückgelegt haben.«
»Wie weit im voraus können Sie künftige Konvergenzzonen feststellen?« wollte Sandecker wissen.
»Die Meeresbedingungen vorauszusagen ist ziemlich kitzlig«, erwiderte Yeager. »Bis zu dreißig Tagen im voraus kann ich halbwegs genaue Berechnungen erstellen. Alles weitere ist reine Glückssache.«
»Haben Sie über diese nächste Zone hinaus errechnen können, wann und wo es zu weiteren Konvergenzen kommt?«
»Heute in siebzehn Tagen.« Yeager blickte zu einem großen Kalender, der eine bezaubernde junge Frau in engem Rock am Computer zeigte. »Am zweiundzwanzigsten Februar.«
»So bald?«
Yeager wandte sich mit eiskalter Miene an den Admiral. »Das Schlimmste habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben.« Seine Finger huschten über die Tastatur. »Meine Herren, am zweiundzwanzigsten Februar wird es zu einer Katastrophe von atemberaubendem Ausmaß kommen.«
Auf das Bild, das jetzt am Monitor auftauchte, waren sie nicht vorbereitet. Sandecker und Gunn glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie sahen, welches Verhängnis sich da anbahnte, ohne daß sie etwas dagegen unternehmen konnten. Fassungslos starrten sie auf den Schnittpunkt der vier violetten Linien.
»Jeder Irrtum ausgeschlossen?« fragte Gunn.
»Ich habe meine Berechnungen über dreißigmal durch den Computer laufen lassen«, sagte Yeager matt. »Ich habe sie auf sämtliche Fehlerquellen, Irrtümer und Unstimmigkeiten hin abgeklopft. Aber wie ich’s auch drehe und wende, es kommt immer das gleiche Ergebnis heraus.«
»Um Gottes willen, nein«, flüsterte Sandecker. »Nicht dort.
Irgendwo in den Weiten des Ozeans, aber nicht ausgerechnet dort.«
»Wenn es nicht zu einem unverhofften Ausbruch irgendwelcher Naturgewalten kommt, die sich sowohl auf die Atmosphäre als auch auf das Meer auswirken«, sagte Yeager leise, »dann liegt die nächste Konvergenzzone ungefähr fünfzehn Kilometer von Hono lulu entfernt.«
34
Der Präsident war, ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dafür bekannt, daß er Entscheidungen rasch und ohne sich beirren zu lassen traf. Er weigerte sich, an Stabssitzungen teilzunehmen, die für gewöhnlich endlos dauerten, ohne daß etwas dabei heraussprang, und politische Berater, die ob der jüngsten Umfrageergebnisse entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt durch die Gegend wuselten, konnte er schon gar nicht leiden. Konferenzen, in denen es nur darum ging, wie man sich gegen Kritik in den Medien und Unmut in der Öffentlichkeit zur Wehr setzen konnte, interessierten ihn nicht. Er war mit dem Versprechen angetreten, in seiner vierjährigen Amtszeit so viel wie möglich zu erreichen. Wenn er scheiterte, nutzte alle Beredsamkeit nichts, dann konnte er noch so salbungsvolle Ausflüchte vorbringen oder die Schuld auf die Opposition schieben, deswegen würde er trotzdem nicht wiedergewählt werden. Die Parteischranzen rauften sich die Haare und baten ihn inständig, er möge etwas umgänglicher sein. Doch er kümmerte sich nicht um sie. Er widmete sich den Regierungsgeschäften im Interesse des Volkes, ohne sich darum zu scheren, wem er dabei auf die Füße trat. Sandeckers Bitte um ein Gespräch mit dem Präsidenten war bei Wilbur Hutton, dem Stabschef des Weißen Hauses, zunächst auf wenig Verständnis gestoßen. Er war ziemlich rigoros, was diesbezügliche Anfragen anging, solange
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