Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
daß die meisten Männer nach kurzer Zeit ausgebrannt gewesen wären. Er war seit langem geschieden. Seine Tochter lebte mit ihrem Mann und den drei Kindern auf der anderen Seite der Welt, in Hongkong, doch er war alles andere als einsam.
    Da er bei den älteren, alleinstehenden Frauen als erstklassiger Fang galt, wurde er geradezu überhäuft mit Einladungen zu Dinners in trauter Zweisamkeit und den Partys der sogenannten gehobenen Kreise von Washington. Doch sosehr er weibliche Gesellschaft auch genoß, seine wahre Liebe, seine ganze Leidenschaft galt der NUMA. Die Meeresforschungsbehörde ersetzte ihm die Familie. Er war es gewesen, der sie ins Leben gerufen und zu der riesigen Institution aufgepäppelt hatte, die auf der ganzen Welt bewundert und geachtet wurde.
    Sonntags schipperte er in einem Doppelender, einem alten Walfangboot, das er aus Marinebeständen gekauft und restauriert hatte, die Ufer des Potomac ab. Der runde Bug drängte das trübe, braune Wasser beiseite, als er das Rad herumriß, um einem Stück Treibholz auszuweichen. Dieses kleine, nur acht Meter lange Boot hatte eine ruhmreiche Vergangenheit, und Sandecker hatte seine Geschichte genau dokumentiert. Es war 1936 auf einer kleinen Werft in Portsmouth in Maine gebaut und dann nach Newport News, Virginia, transportiert worden, wo es an Bord des neu in Dienst gestellten Flugzeugträgers
Enterprise
verladen worden war.
    Während des Krieges und im Verlauf zahlreicher Schlachten im Südpazifik war es Admiral Bull Halseys persönliches Beiboot gewesen. Nachdem die
Enterprise
1958 außer Dienst gestellt und abgewrackt worden war, hatte man den betagten Doppelender auf einem Abstellplatz hinter dem New York Shipyard deponiert, wo er langsam vor sich hin rottete. Dort hatte Sandecker die traurigen Überreste entdeckt und erstanden.
    Anschließend hatte er das Boot liebevoll restauriert, bis es wieder genauso aussah wie an dem Tag, da es die Werft in Maine verlassen hatte.
    Während er auf das leise Tuckern des alten Budavier-Zylinder-Dieselmotors horchte, ließ er die Ereignisse der vergangenen Woche Revue passieren und dachte über Maßnahmen in der kommenden nach. Seine größte Sorge waren diese verheerenden Todeswellen im Pazifischen Ozean, die durch Arthur Dorsetts Habgier verursacht wurden. Gleich danach kamen Pitt und Giordino, die unverhofft entführt und anschließend verschwunden waren. Es machte ihm größte Sorgen, daß ihm bislang zu beiden Fällen nicht einmal eine annähernd praktikable Lösung eingefallen war.
    Die Kongreßabgeordneten, an die er sich gewandt hatte, hatten sich seinen Bitten, drastische Maßnahmen gegen Arthur Dorsett zu ergreifen, widersetzt, da dessen Schuld nicht eindeutig feststehe.
    Ihrer Meinung nach gab es noch nicht genügend Beweise dafür, daß er etwas mit dem Massensterben zu tun hatte, eine Argumentation ganz im Sinne von Dorsetts hochbezahlten Lobbyisten. Wie zu erwarten war, dachte Sandecker ungehalten.
    Die Bürokraten reagierten immer erst, wenn es zu spät war. Jetzt konnte er nur noch hoffen, daß sich der Präsident überzeugen ließ, aber ohne die Unterstützung von mindestens zwei Kongreßabgeordneten war auch das vergebliche Liebesmüh.
    Leichter Schnee fiel auf den Fluß und blieb auf den kahlen Bäumen und braunen Sträuchern am Ufer liegen. An diesem Wintertag war kein anderes Boot in Sicht. Der Nachmittagshimmel war eisblau, die Luft schneidend kalt.
    Sandecker schlug den Kragen seiner vielgetragenen Seemannsjoppe hoch, zog die schwarze Pudelmütze bis über die Ohren herunter, drehte mit dem alten Walfänger und hielt auf den Pier am Ufer von Maryland zu, wo er das Boot liegen hatte.
    Als er flußabwärts darauf zusteuerte, sah er eine Gestalt, die aus einem allradgetriebenen Jeep stieg und über den Anleger lief.
    Selbst aus fünfhundert Metern Entfernung erkannte er diesen seltsam gehetzten Gang. Es war Rudi Gunn.
    Sandecker steuerte das alte Walfangboot quer zur Strömung und nahm das Gas zurück, bis der alte Buda-Diesel fast im Leerlauf tuckerte. Als er sich dem Anleger näherte, sah er Gunns grimmige Miene. Er versuchte den kalten Angstschauder, der ihm über den Rücken lief, zu ignorieren und stieß die Gummifender über die Backbordwand. Dann warf er Gunn eine Leine zu, worauf der das Boot längsseits an den grauen Holzsteg zog und Bug und Heck an den Belegklampen vertäute.
    Der Admiral holte eine Persenning aus dem Stauraum, und Gunn half ihm, sie über das Boot zu spannen. Als sie

Weitere Kostenlose Bücher