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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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die man ihm zu Ehren veranstaltete, noch die Auszeichnungen, die man ihm antrug, konnten ihn dazu bewegen, sein Refugium auf dem Camelback Mountain in Arizona zu verlassen.
    Sandecker brauchte Ames, er brauchte ihn dringend. Daher hatte er in den sauren Apfel gebissen und um einen Termin mit dem Tonmeister gebeten, wie Ames von seinen Kollegen aus Wissenschaft und Forschung genannt wurde. Ames hatte sich bereit erklärt, aber nur unter der Voraussetzung, daß Sandecker seine Golfschläger mitbrachte, da das gesamte Gespräch auf dem Rasen stattfinden werde.
    Ames, der in der gesamten wissenschaftlichen Welt hoch angesehen war, galt als eine Art Einstein der Akustik. Er nahm kein Blatt vor den Mund, war egozentrisch, blitzgescheit und hatte sich in über dreihundert Veröffentlichungen mit nahezu allen akustischen Phänomenen befaßt, die sich in den Dienst der Meeresforschung stellen ließen. Im Laufe seiner fünfundvierzig-jährigen Forschungstätigkeit hatte er die Möglichkeiten des Unterwasserradars und der Sonartechnologien erkundet, aber auch die Fortpflanzung von Schallwellen unter Wasser gemessen und untersucht, inwieweit sie durch die Oberflächenspannung zurückgeworfen wurden. Er war einst ein geschätzter Berater des Verteidigungsministeriums gewesen, hatte aber den Dienst quittieren müssen, nachdem er heftigst widersprochen hatte, als man durch weltweite Schallmessungen im Ozean das Ausmaß der globalen Erwärmung hatte feststellen wollen. Auch seine bissigen Attacken wider die von der Marine geplanten Atomversuche unter Wasser hatten ihm die Feindschaft des Pentagon eingetragen. Abgesandte zahlloser Universitäten waren zu ihm gepilgert und hatten gehofft, ihn für ihren Lehrkörper gewinnen zu können, doch er hatte sich geweigert. Er zog es vor, mit einem vierköpfigen studentischen Team zu forschen, das er aus seiner eigenen Tasche bezahlte.
    »Was halten Sie von einem Dollar pro Loch, Admiral? Oder schließen Sie lieber eine ernsthafte Wette ab?«
    »Abgemacht, Doc«, sagte Sandecker aufgeräumt.
    Ames trat ans Tee, visierte das Fairway an wie ein Scharfschütze sein Ziel und schlug ab. Er war Ende Sechzig, aber Sandecker stellte fest, daß er behender war als manch jüngerer Mann und kaum minder schwungvoll ausholte. Der Ball stieg auf und landete knapp hinter der Zweihundertmetermarkierung in einem Sandbunker.
    »Hochmut kommt vor dem Fall«, sagte Ames versonnen.
    Sandecker ließ sich nicht so leicht täuschen. Er wußte, daß er vorgeführt werden sollte. Ames war in Washington geradezu berüchtigt dafür, daß er alle möglichen Leute zu einem Golfturnier verleitete. Und jeder, der ihm auf den Leim gegangen war, bestätigte hinterher, daß er vermutlich Profi hätte werden können, wenn er sich nicht der Physik verschrieben hätte.
    Sie stiegen in den Golfwagen, und Ames steuerte sie zu ihren Bällen. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein, Admiral?« fragte er.
    »Sie wissen sicher, daß die NUMA derzeit damit befaßt ist, ein Phänomen aufzuspüren und zu unterbinden, das wir als akustischen Tod bezeichnen«, erwiderte Sandecker.
    »Ich habe gerüchteweise davon gehört.«
    »Was halten Sie davon?«
    »Ziemlich weit hergeholt.«
    »Die Mitglieder des Nationalen Wissenschaftsrats sind ganz Ihrer Meinung«, knurrte Sandecker.
    »Ich kann es ihnen nicht verübeln.«
    »Sie glauben also nicht, daß Schall sich unter Wasser über Tausende von Kilometern fortpflanzen, an die Oberfläche gelangen und Leben vernichten kann?«
    »Eine Konvergenz von hochintensiven Schallwellen, die von vier verschiedenen Quellen ausgestrahlt werden, sich in einem bestimmten Gebiet überschneiden und alle Säugetiere im Umkreis töten? Eine Theorie, die ich nicht unterstützen würde, jedenfalls nicht, wenn ich meinen guten Ruf bei den Kollegen wahren will.«
    »Pfeif doch auf die Theorie!« platzte Sandecker los. »Es gibt bereits über vierhundert Tote. Colonel Leigh Hunt, einer der besten Pathologen, die wir in diesem Lande haben, hat nachweislich festgestellt, daß der Tod durch starke Schallwellen verursacht wurde.«
    »Die Obduktionsbefunde aus Australien sagen etwas ganz anderes aus.«
    »Sie sind ein alter Schlawiner, Doc«, sagte Sandecker lächelnd. »Sie haben die ganze Sache verfolgt.«
    »Sobald es um irgendwelche akustischen Phänomene geht, bin ich ganz Ohr.«
    Sie kamen zuerst zu Sandeckers Ball. Er wählt ein dreier Holz und schlug seinen Ball in einen zwanzig Meter vor dem Grün liegenden

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