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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Stille. »Hallo?« sagte Sandecker. »Wer ist da?«
    »Einen wunderschönen guten Morgen aus dem tiefen Süden, Admiral. Was hört man da? Sie treiben sich auf dem schönen Hawaii herum?«
    Sandecker zitterte so gut wie nie, doch jetzt schüttelte es ihn am ganzen Körper, und er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Dirk, Herr im Himmel, sind Sie das?«
    »Meine kärglichen Überreste«, erwiderte Pitt. »Al und Maeve Fletcher sind auch hier.«
    »Ich kann’s kaum glauben. Sie sind alle am Leben!« rief Sandecker wie elektrisiert.
    »Al sagt, Sie sollen ihm eine Zigarre übriglassen.«
    »Wie geht’s dem kleinen Teufelskerl?«
    »Sauer ist er, weil ich ihn nicht futtern lasse.«
    »Als wir erfahren haben, daß Arthur Dorsett euch unmittelbar vor einem aufziehenden Taifun ausgesetzt hat, habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um eine Suchaktion in die Wege zu leiten. Aber Dorsetts Arm reicht weit. Er hat sämtliche Rettungsversuche hintertrieben. Nachdem wir fast drei Wochen nichts von euch gehört hatten, dachten wir, ihr wärt alle tot.
    Erzählen Sie mir, wie Sie diesmal überlebt haben.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Pitt. »Bringen Sie mich lieber in Sachen akustischer Tod auf den neuesten Stand.«
    »Die Geschichte ist noch viel verwickelter als Ihre. Ich erzähle sie Ihnen in allen Einzelheiten, wenn wir das nächste Mal zusammensitzen. Wo seid ihr jetzt?«
    »Wir haben uns nach Gladiator Island durchgeschlagen. Ich sitze in diesem Augenblick in Arthur Dorsetts Arbeitszimmer.
    Habe mir sein Telefon ausgeliehen.«
    Sandecker traute seinen Ohren nicht. »Das meinen Sie doch nicht ernst.«
    »Ist die reine Wahrheit. Wir schnappen uns Maeves Zwillinge und setzen uns über die Tasmansee nach Australien ab.« Es klang so selbstverständlich, als teilte er mit, daß er kurz zum Bäcker an der nächsten Straßenecke gehen wolle.
    Sandecker wurde bang ums Herz, und diesmal sorgte er sich nicht, sondern ihn graute ob der eigenen Hilflosigkeit. Die Mitteilung kam so unerwartet, so plötzlich, daß er mehrere Sekunden lang kein Wort herausbrachte. Pitts Stimme brachte ihn schließlich wieder zur Besinnung.
    »Sind Sie noch dran, Admiral?«
    »Pitt, hören Sie mir zu!« herrschte Sandecker ihn an. »Sie befinden sich in äußerster Lebensgefahr! Verlassen Sie die Insel! Und zwar sofort!«
    Kurzes Schweigen. »Tut mir leid, ich glaube, ich habe Sie nicht recht –«
    »Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen«, unterbrach ihn Sandecken »Lassen Sie sich nur eins sagen: In knapp zwanzig Minuten wird Gladiator Island von einer ungeheuer starken Schallwelle getroffen werden. Es wird zu Erderschütterungen kommen, durch die voraussichtlich die Vulkane im Norden und Süden der Insel ausbrechen werden. Wenn sich die Eruption zur Westseite der Insel hin entlädt, wird es keine Überlebenden geben. Sie und die beiden anderen müssen schleunigst von dort weg. Keine weiteren Worte. Ich unterbreche hiermit die Verbindung.«
    Sandecker schaltete das Telefon ab. Er war wie benommen, seit ihm klargeworden war, daß er seinen engsten Vertrauten unwissentlich zum Tod verurteilt hatte.

54
    Die schreckliche Erkenntnis traf Pitt wie ein Dolchstoß. Er schaute durch das Panoramafenster zu dem Hubschrauber auf der Jacht, die unten in der Lagune vor Anker lag, schätzungsweise knapp einen Kilometer entfernt. Mit den zwei kleinen Kindern brauchten sie seiner Meinung nach gut fünfzehn Minuten bis zum Kai. Ohne fahrbaren Untersatz, einen Pkw oder einen Laster, könnte es verdammt knapp werden. Für Vorsichtsmaßnahmen war jetzt keine Zeit mehr. Giordino und Maeve sollten die Jungs inzwischen gefunden haben. Sie mußten sie gefunden haben. Wenn nicht, war irgend etwas furchtbar schiefgegangen.
    Er wandte den Blick erst zum Mount Winkleman und ließ ihn dann über den Bergkamm zum Mount Scaggs schweifen. Sie wirkten trügerisch friedlich. Angesichts der Bäume und des üppigen Pflanzenwuchses an den zerklüfteten Hängen konnte er sich kaum vorstellen, daß die beiden Hügel gefährliche Vulkane sein sollten, schlafende Giganten, die jeden Moment glühende Gase und geschmolzenes Gestein ausspeien und Tod und Verderben bereiten konnten.
    Energisch, aber keineswegs hastig oder überstürzt, erhob er sich aus Dorsetts ledernem Bürosessel und ging um den Schreibtisch herum. Im nächsten Augenblick hielt er inne und blieb wie erstarrt mitten im Zimmer stehen, als die ins Herrenhaus führende

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