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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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mußte nicht erst in den Rückspiegel blicken, um sich davon zu überzeugen. Er wußte genau, daß ihre Flucht zu scheitern drohte, wenn die Wachmänner schnell reagierten und augenblicklich die Verfolgung aufnahmen. Ihn beschäftigte nur noch die Frage, ob es ihm und Giordino rechtzeitig gelingen würde, den Hubschrauber zu starten, ehe die Wachen in Reichweite kamen und sie abschießen konnten.
    Giordino deutete durch die Windschutzscheibe auf das einzige Hindernis, das ihnen noch im Weg war: ein Posten, der vor dem Wachhäuschen stand und dem auf ihn zurasenden Wagen entgegenblickte.
    Pitt gab Giordino die Automatik zurück. »Nimm sie und erschieß ihn, wenn ich ihn nicht zu Tode erschrecken kann.«
    »Wenn du was nicht?«
    Weiter kam Giordino nicht. Pitt stieß mit über hundertzwanzig Stundenkilometern auf den solide gebauten hölzernen Kai und trat dann das Bremspedal durch, so daß der Wagen geradewegs auf das Wachhäuschen zuschleuderte. Der erschrockene Posten erstarrte einen Moment, wußte zunächst nicht, auf welche Seite er sich werfen sollte, und sprang dann im letzten Moment ins Wasser, ehe ihn der Kühlergrill des Wagens erfaßte.
    »Prima gemacht«, sagte Giordino beifällig, als Pitt den Wagen abfing und neben der Gangway zur Jacht abbremste.
    »Schnell!« rief Pitt. »Al, lauf zum Hubschrauber, mach die Vertäuung los und laß den Motor an. Maeve, du nimmst die Jungs und verziehst dich mit ihnen in den Salon. Da drin ist es sicherer, falls die Wachmänner hier eintreffen, ehe wir in der Luft sind. Warte, bis du siehst, daß sich die Rotorblätter drehen.
    Dann rennt ihr zum Hubschrauber.«
    »Und was hast du vor?« fragte Giordino, während er Maeve half, die Jungs aus dem Wagen zu heben und über die Gangway auf das Boot zu scheuchen.
    »Ich mach’ die Belegleinen los, damit die Wachen das Boot nicht entern können.«
    Schwitzend löste Pitt die schweren Leinen der Jacht von den Pollern und ließ sie ins Wasser fallen. Er warf einen letzten Blick auf die zum Dorsettschen Herrenhaus führende Straße.
    Der Fahrer des Transporters hatte sich beim Abbiegen von der Hauptstraße verschätzt, so daß das Fahrzeug ins Schleudern geraten und quer ins lehmige Gelände gerutscht war. Die Wachmänner verloren wertvolle Sekunden, ehe der Wagen wieder auf der Straße zur Lagune war. Dann sprang hustend der Motor des Hubschraubers an, und fast im selben Moment fiel im Innern der Jacht ein Schuß.
    Von heller Panik gepackt, sprintete Pitt die Gangway hinauf.
    Er haßte sich dafür, machte sich bittere Vorwürfe, daß er Maeve und ihre Jungs an Bord geschickt hatte, ohne sich zuvor auf dem Boot umzusehen. Er wollte zu der Neunmillimeter greifen, doch dann fiel ihm ein, daß er sie Giordino gegeben hatte. »Bitte, lieber Gott«, murmelte er, als er über das Deck rannte, die Tür zum Salon aufriß und hineinstürmte.
    Seine Gedanken überschlugen sich, als er Maeves flehende Stimme hörte: »Nein, Deirdre, bitte nicht. Nicht auch noch sie!«
    Pitt bot sich ein furchtbarer Anblick. Maeve saß an einen Bücherschrank gelehnt am Boden und hatte die Arme um ihre Jungs geschlungen, die beide vor Angst weinten. Ein blutroter Fleck breitete sich rund um ein kleines, in Nabelhöhe liegendes Loch in ihrer Bluse aus.
    Deirdre, deren Gesicht und bloße Arme wie poliertes Elfenbein schimmerten, stand mitten im Salon und hatte eine kleine automatische Pistole auf die Zwillinge gerichtet. Sie trug ein Kleid von Emanuel Ungaro, das ihre ganze Schönheit zur Geltung brachte, doch ihre Augen wirkten eiskalt, und die Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt. Der Gesichtsausdruck, mit dem sie Pitt anstarrte, hätte vermutlich reinen Alkohol zum Gefrieren gebracht.
    »Ich wußte, daß du nicht gestorben bist«, sagte sie langsam.
    Ihre Stimme klang eigenartig, so als hätte sie den Verstand verloren.
    »Du bist ja noch verrückter als dein sadistischer Vater und deine mißratene Schwester«, versetzte Pitt kalt.
    »Ich wußte, daß du zurückkommen und meine Familie vernichten würdest.«
    Pitt schob sich langsam vor, bis er Maeve und die Jungs mit seinem Körper deckte. »Betrachte es als Kreuzzug wider eine bösartige Krankheit. Gegen die Dorsetts wirken die Borgias ja wie blutige Anfänger«, sagte er, um sie hinzuhalten, während er sich vorsichtig näher schob. »Ich haben deinen Vater umgebracht. Hast du das gewußt?«
    Sie nickte langsam. Die Hand, in der sie die Waffe hielt, war weiß und fest wie Marmor. »Die

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