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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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waren etwa mannsgroß.
    Maeve, die von ihren mitunter geradezu menschlich anmutenden Verhaltensmustern fasziniert war, hatte einen ganzen Sommer lang eine Brutkolonie beobachtet und studiert und sich immer mehr in diese hinreißenden Vögel verliebt. Im Gegensatz zum größeren Kaiserpinguin konnte der Adelie bis zu fünf Kilometer pro Stunde zurücklege n, manchmal sogar mehr, wenn er bäuchlings, wie ein Schlitten, über das Eis rutschte.
    Wenn man denen eine Melone aufsetzt und ein Stöckchen zum Herumwirbeln gibt, dachte sie oft, sehen sie genauso aus wie Charlie Chaplin.
    »Ich glaub’, der verdammte Schneeregen läßt nach«, sagte einer ihrer Begleiter. Er hatte eine Lederkappe auf und rauchte eine Zigarette.
    »Wird auch Zeit«, grummelte der andere, der sich einen Schal um den Kopf geschlungen hatte. »Ich komm’ mir vor wie ein nasser Lappen.«
    Sie hatten jetzt etwa einen halben Kilometer Sicht auf die See.
    Das einstmals wie ein Spiegel daliegende Meer schäumte und gischtete unter dem Wind. Maeve wandte den Blick zu der Brutkolonie.
    Pinguine, soweit das Auge reichte, über fünfzigtausend Stück.
    Als sie mit den beiden Australiern näher kam, fiel ihr auf, daß keines der Tiere aufrecht stand und sich, wie üblich, mit den Schwanzfedern abstützte, damit es nicht hintüberfiel. Sie langen kreuz und quer durcheinander, zumeist auf dem Rücken, als wären sie einfach umgekippt.
    »Irgendwas stimmt da nicht«, sagte sie. »Keiner steht aufrecht.«
    »Die Vögel sind ja nicht blöde«, meinte der Mann, der sich den Schal wie einen Turban um den Kopf geschlungen hatte.
    »Die wissen eben, daß man bei einem Schneesturm nicht aufrecht stehen bleiben darf.«
    Maeve rannte zu der Brutkolonie und betrachtete die am äußersten Rand liegenden Pinguine. Kein Laut war zu hören.
    Nichts rührte sich oder reagierte, als sie näher kamen. Sie kniete sich hin und untersuchte eins der Tiere. Es lag reglos am Boden und starrte sie mit toten Augen an. Erschüttert ließ sie den Blick über die zigtausend Vögel schweifen, die keinerlei Lebenszeichen von sich gaben. Sie starrte auf zwei Seeleoparden, die natürlichen Feinde der Pinguine , deren Leiber von der leichten Dünung am steinübersäten Strand hin und her gespült wurden.
    »Sie sind alle tot«, murmelte sie schockiert.
    »Verdammt noch mal«, versetzte der Mann mit der Lederkappe. »Sie hat recht. Die kleinen Kerle machen keinen Mucks mehr.«
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte Maeve. Sie stand wie angewurzelt da. Auch wenn sie die Ursache dieses Massensterbens nicht erkennen konnte, spüren konnte sie es nur allzu deutlich.
    Plötzlich kam ihr der Gedanke, daß jegliches Leben auf der Welt der gleichen rätselhaften Krankheit zum Opfer gefallen sein könnte. Könnte es sein, daß wir die einzigen lebenden Wesen auf einem toten Planeten sind? fragte sie sich, und der Gedanke versetzte sie beinahe in Panik.
    Der Mann, der sich den Schal um den Kopf gewickelt hatte, bückte sich und hob einen Pinguin hoch. »Wenigstens müssen wir sie nicht mehr umbringen.«
    »Liegenlassen!« schrie Maeve ihn an.
    »Warum?« erwiderte der Mann ungehalten. »Wir brauchen alle was zu essen.«
    »Wir wissen nicht, woran sie gestorben sind. Es könnte sich um eine Seuche handeln.«
    Der Mann mit der Lederkappe nickte. »Die junge Frau hat recht. Wenn die Pinguine einer Krankheit zum Opfer gefallen sind, könnten wir die nächsten sein. Ich weiß nicht, wie’s mit dir steht, aber ich hab nicht vor, die Verantwortung für den Tod meiner Frau auf mich zu laden.«
    »Aber die sind an keiner Krankheit gestorben«, versetzte der andere. »Genausowenig wie die beiden alten Damen und der Seemann. Das war eher so eine Art Naturphänomen.«
    Maeve blieb eisern. »Ich denke nicht daran, Menschenleben aufs Spiel zu setzen. Die
Polar Queen
wird zurückkehren. Man hat uns nicht vergessen.«
    »Falls uns der Käpt’n einen ordentlichen Schreck einjagen wollte, macht er seine Sache verdammt gut.«
    »Es gibt bestimmt einen Grund dafür, weshalb er nicht zurückgekehrt ist.«
    »Ob mit oder ohne Grund – ich hoffe nur, daß Ihre Firma entsprechend versichert ist, weil wir sie nämlich verklagen werden, daß ihr Hören und Sehen vergeht, sobald wir wieder in der Zivilisation sind.«
    Maeve hatte keine Lust, sich zu streiten. Sie wandte sich von der vernichteten Brutkolonie ab und trat den Rückmarsch zu der Höhle an. Bevor die beiden Männer ihr folgten, blickten sie hinaus auf die tosende

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