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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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der Tod durch eine Zerstörung der miteinander verbundenen Gehörknöchelchen des Mittelohrs verursacht wurde, die aus Malleus, Incus und Stapes bestehen, beziehungsweise, wie Sie vielleicht noch aus dem Biologieunterricht wissen, dem Hammer, dem Amboß und dem Steigbügel. Zudem war der Fuß des Steigbügels gebrochen. Das wiederum rief schwerste Schwindelgefühle und einen extremen Tinnitus hervor, ein heftiges Ohrrauschen also, führte zu einem Riß der unteren Balkenarterie im Bereich des Zerebellum und verursachte Blutungen in die vordere und mittlere Grube des Cranium an der Schädelbasis.«
    »Können Sie das so ausdrücken, daß es auch ein gewöhnlicher Sterblicher versteht?«
    »Sagt Ihnen der Begriff ›Infarzierung‹ etwas?«
    »Klingt irgendwie unanständig.«
    »Von einer Infarzierung spricht man, wenn es aufgrund einer Blockierung, zum Beispiel durch eine Luftblase, im Blutkreislauf zu einer Verklumpung toter Zellen oder organischen Gewebes kommt.«
    »Und wo soll das bei den Leichen stattgefunden haben?«
    erkundigte sich Sandecker.
    »Es lag eine Schwellung des Zerebellum vor, wodurch Druck auf den Hirnstamm ausgeübt wurde. Außerdem habe ich festgestellt, daß das vestibuläre Labyrinth –«
    »Wie bitte?«
    »Der Begriff ›vestibulär‹ bezieht sich ganz allgemein auf Körperhöhlungen, so unter anderem auch auf das Labyrinth des Innenohrs.«
    »Fahren Sie bitte fort.«
    »Das Labyrinth scheint durch äußere Gewalteinwirkung verschoben oder zerstört worden zu sein. So ähnlich wie bei einem Sturz in tiefes Wasser, wenn aufgrund der Druckentwicklung Wasser in den Gehörgang gepreßt wird, was wiederum zu einer Kompression der im Ohr befindlichen Luft führt, so daß schließlich das Trommelfell platzt.«
    »Wie sind Sie zu diesem Befund gekommen?«
    »Indem ich die bei einer solchen Untersuchung üblichen Methoden angewandt habe, magnetische Resonanzaufzeichnung und Computertomographie, eine Diagnosetechnik unter Verwendung von Röntgenstrahlen, bei der die Schatten der Skeletteile vor und hinter der zu untersuchenden Stelle eliminiert werden. Des weiteren habe ich hämatologische und serologische Untersuchungen sowie eine Lumbalpunktion vorgenommen.«
    »Mit welchen Symptomen kündigt sich diese Sache an?«
    »Zu den Tümmlern und Robben kann ich mich nicht äußern«, erklärte Hunt. »Aber bei den Menschen ergab sich ein durchgängiges Bild. Ein jähes und überaus heftiges Schwindelgefühl, abrupter Verlust des Gleichgewichtssinns, Erbrechen, schubartige Schmerzen im Schädelbereich und plötzliche Krämpfe, die weniger als fünf Minuten gedauert haben dürften. All dies zusammengenommen, führte zu Bewußtlosigkeit und schließlich zum Tod. Man könnte es mit einem ungewöhnlich schweren Schlaganfall vergleichen.«
    »Können Sie mir sagen, was dieses Trauma verursacht hat?«
    Hunt zögerte. »Das kann ich Ihnen nicht einmal annähernd genau beantworten.«
    Sandecker ließ sich davon nicht beirren. »Dann spekulieren Sie doch mal.«
    »Na schön, nachdem Sie mich so in die Enge getrieben haben.
    Ich wage zu behaupten, daß die Fischer, die Tümmler und die Robben durch die Einwirkung extrem starker Schallwellen umgekommen sind.«
12
    22. Januar 2000
Bei Howland Island, Südpazifik
    Für die an der Reling angetretene Besatzung der
Mentawai
, eines indonesischen Frachters, der von Honolulu nach Jayapura auf Neuguinea unterwegs war, war der Anblick eines unbeholfen wirkenden Schiffes mitten auf dem Ozean höchst ungewöhnlich, wenn nicht geradezu unglaublich. Doch die im traditionellen Ningpo-Stil gebaute chinesische Dschunke segelte ruhig und elegant durch die etwa einen Meter hohe Dünung, die von Osten an ihren Bug rollte.
    Prachtvoll sah sie aus mit ihren leuchtendbunten Segeln, die sich im Südwestwind bauschten, und dem lackierten, im orangegoldenen Licht der aufgehenden Sonne funkelnden Holz.
    Zwei große Augen, deren Blicke sich kreuzten, wenn man sie von vorn betrachtete, und die sie nach altem Glauben sicher durch den Nebel und schwere See geleiten sollten, waren auf den Bug gemalt.
    Die
Tz’uhsi,
benannt nach der letzten chinesischen Kaiserwitwe, war der Zweitwohnsitz des Hollywoodstars Garret Converse, der zwar noch nie für einen Oscar nominiert worden war, aber als Held zahlreicher Actionfilme höchste Einspielergebnisse an den Kinokassen erzielte. Die Dschunke war vierundzwanzig Meter lang, sechs Meter breit und von den Toppen bis zum Kiel aus Teak- und Zedernholz

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