Schockwelle
gebaut.
Converse hatte keinerlei Kosten gescheut, weder bei den mit allem Komfort ausgestatteten Mannschaftsunterkünften noch bei den Navigationsinstrumenten, die dem modernsten Stand der Technik entsprachen. Nur wenige Jachten boten einen ähnlichen Luxus. Converse, ein leidenschaftlicher Abenteurer im Stile eines Errol Flynn, war mit der
Tz’uhsi
von Newport Beach aus zu einer Kreuzfahrt rund um die Welt in See gegangen und befand sich gerade auf dem vorletzten, quer über den Pazifik führenden Abschnitt dieser Reise. Der derzeitige Kurs seines Schiffes führte rund fünfzig Kilometer am Rowland Island vorbei, der Insel, zu der Amelia Earhart unterwegs gewesen war, als sie 1937 verschwand.
Als die beiden Schiffe auf Gegenkurs aneinander vorbeizogen, rief Converse den Frachter über Funk an.
»Grüße von der
Tz’uhsi.
Welches Schiff seid ihr?«
»Der Frachter
Mentawai.
Wir kommen aus Honolulu. Wohin geht eure Fahrt?«
»Zur Weihnachtsinsel und von dort aus nach Kalifornien.«
»Ich wünsche euch eine gute Überfahrt.«
»Ich euch ebenfalls«, antwortete Converse.
Der Kapitän der
Mentawai
betrachtete die vorbeigleitende Dschunke und nickte dann seinem Ersten Offizier zu. »Hätte nie gedacht, daß ich mal so weit draußen im Pazifik eine Dschunke sehe.«
Der Erste Offizier, dessen Vorfahren aus China stammten, nickte mißbilligend. »Ich bin als kleiner Junge auf einer Dschunke gefahren. Ziemlich leichtsinnig, hier draußen damit rumzusegeln, wo sich jederzeit ein Taifun zusammenbrauen kann. Dschunken sind nicht, für schweres Wetter gebaut. Sie liegen zu hoch im Wasser und neigen dazu, wie wahnsinnig zu rollen. Außerdem kann bei rauher See leicht das Ruder brechen.«
»Wer das Schicksal so herausfordert, muß entweder ausgesprochen mutig oder ziemlich verrückt sein«, sagte der Kapitän und wandte sich von der Dschunke ab, die mit zunehmender Entfernung immer kleiner wurde. »Ich jedenfalls fühle mich wohler, wenn ich einen Stahlrumpf um mich weiß und das Stampfen der Maschinen unter Deck spüre.«
Achtzehn Minuten nach der Begegnung zwischen dem Frachter und der Dschunke empfing das US-Containerschiff
Rio Grande,
das mit Traktoren und anderem landwirtschaftlichen Gerät nach Sydney unterwegs war, einen Notruf. Der Funkraum lag unmittelbar neben der geräumigen Brücke, so daß sich der Funker nur umdrehen mußte, um dem Zweiten Offizier, der dort Morgenwache schob, Meldung zu machen.
»Sir, ich habe soeben einen Notruf von dem indonesischen Frachter
Mentawai
empfangen.«
Der Zweite Offizier, ein gewisser George Hudson, griff zum OB-Telefon, gab eine Nummer ein und wartete, bis sich jemand meldete. »Käpt’n, wir haben einen Notruf empfangen.«
Kapitän Jackson Kelsey saß in seiner Kammer und wollte sich gerade den ersten Frühstückshappen in den Mund schieben, als der Anruf von der Brücke einging. »In Ordnung, Mr. Hudson.
Bin schon unterwegs. Sehen Sie zu, daß Sie deren Position erfahren.«
Kelsey schlang seine Eier mit Schinken hinunter, kippte eine halbe Tasse Kaffee hinterher und begab sich über einen kurzen Aufgang zur Kommandobrücke. Er ging sofort in den Funkraum.
Der Funker blickte mit verwunderter Miene auf. »Ein sehr seltsamer Funkspruch, Käpt’n.« Er reichte Kelsey einen Notizblock.
Kelsey las den Text und wandte sich dann an den Funker.
»Sind Sie sicher, daß Sie das richtig verstanden haben?«
»Ja, Sir. Es kam klar und deutlich.«
Kelsey las die Nachricht laut vor. »An alle Schiffe. Kommen Sie schnell zu uns. Hier Frachter
Mentawai
, vierzig Kilometer südsüdwestlich von Howland Island. Beeilung. Alle sterben.« Er blickte auf. »Sonst nichts? Keine Koordinaten?«
Der Funker schüttelte den Kopf. »Danach war Funkstille, und seitdem hab’ ich niemanden mehr erreicht.«
»Dann nutzt auch unsere Funkpeilanlage nichts.« Er wandte sich an den Zweiten Offizier. »Mr. Hudson, setzen Sie einen Kurs auf die letzte von der
Mentawai
gemeldete Position ab, südwestlich von Rowland Island. Mehr können wir ohne genaue Koordinaten nicht tun. Wenn wir nicht auf Sichtweite an sie rankommen, müssen wir sie notfalls über Radar ausfindig machen.« Er hätte Hudson bitten können, die Kursangaben über den Navigationscomputer laufen zu lassen, aber er hielt sich lieber an die alten Seefahrtsregeln.
Hudson ging zum Kartentisch und machte sich mit dem gegeneinander verschiebbaren Parallellineal und dem Stechzirkel ans Werk. Unterdessen teilte Kelsey dem Chefingenieur
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