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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nebelumwaberten Bühne auftaucht.
    Er ging zum Kopfende des Tisches und lächelte den beiden links und rechts von ihm sitzenden Männern freundlich zu. »Tut mir leid, daß ich Sie so lange hier festhalte, meine Herren. Aber ich würde Ihnen keine Überstunden abverlangen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Hiram Yeager, der Chef der Kommunikationsabteilung der NUMA und Herr über die umfassendste meereswissenschaftliche Datensammlung der Welt, kippte seinen Sessel nach hinten, bis er nur noch auf zwei Beinen stand, und nickte Sandecker zu. Wenn es ein Problem zu lösen galt, fing Sandecker immer bei Yeager an. Yeager, den so schnell nichts aus der Ruhe brachte, hatte einen Pferdeschwanz, trug stets Latzhosen, wohnte mit seiner Frau und den Töchtern in einem schicken Viertel der amerikanischen Hauptstadt und fuhr einen nicht serienmäßigen BMW. »Ich mußte mich nur entscheiden, ob ich Ihrer Bitte Folge leiste«, sagte er mit einem leichten Augenzwinkern, »oder meine Frau ins Ballett ausführe.«
    »Angeschmiert bist du so oder so«, warf Rudi Gunn, der stellvertretende Leiter der NUMA, lachend ein. Wenn Dirk Pitt Sandeckers Topmann fürs Krisenmanagement war, dann war Gunn sein Organisationsirrwisch. Er war ein schmächtiger Mann mit schlanken Hüften und schmalen Schultern, ebenso humorvoll wie blitzgescheit. Mit seinen wachsamen Augen und der dicken Hornbrille erinnerte er ein wenig an eine Eule, die darauf wartet, daß die Feldmaus unter ihrem Baum vorbeihuscht.
    Sandecker ließ sich in einen der Ledersessel sinken, streifte die Asche seiner Zigarre in einer Abalonenschale ab und breitete eine Karte des Weddellmeers und der Antarktischen Halbinsel auf der Tischplatte aus. Er tippte mit dem Finger auf eine Kreismarkierung, in die eine Reihe kleiner, roter Kreuze und die entsprechenden Nummern eingezeichnet waren. »Meine Herren, Sie wissen alle über die tragischen Vorgänge im Weddellmeer Bescheid, dem jüngsten Schauplatz eines Massensterbens, wie es auch an einer Reihe anderer Orten vorkam. Kreuz Nummer eins kennzeichnet den Fundort der toten Delphine durch die
Ice Hunter
. Nummer zwei steht für die toten Robben vor South Orkney Island. Die Drei markiert Seymour Island, wo Menschen, Pinguine und See-Elefanten umkamen. Kreuz Nummer vier schließlich kennzeichnet die ungefähre Position der
Polar Queen,
als der Tod zuschlug.«
    Yeager musterte den eingezeichneten Kreis. »Dürfte einen Durchmesser von etwa neunzig Kilometern haben.«
    »Gefällt mir gar nicht«, sagte Gunn mit stark gerunzelter Stirn.
    »Das Gebiet ist doppelt so groß wie die letzte Todeszone in der Nähe von Chirikof Island vor den Aleuten.«
    »Und dieser Katastrophe fielen über dreitausend Seelöwen und fünf Fischer zum Opfer«, sagte Sandecker. Er nahm die auf dem Tisch liegende Fernbedienung zur Hand, richtete sie auf eine Schalttafel an der Wand am unteren Ende des Raumes und drückte auf einen Knopf. Langsam senkte sich ein großer Bildschirm von der Decke herab. Er drückte auf einen weiteren Knopf, worauf eine am Computer entworfene holographische, also dreidimensionale Karte des Pazifischen Ozeans auftauchte.
    Mehrere neonblau leuchtende Kugeln mit graphischen Darstellungen von Fischen und Meeressäugern wurden, wie es schien, von außen auf verschiedene Bereiche der Karte projiziert. Zwei Kugeln, eine über Seymour Island vor der Antarktischen Halbinsel, die andere vor der Küste von Alaska, enthielten menschliche Gestalten. »Bis vor drei Tagen«, fuhr Sandecker fort, »lagen alle bislang gemeldeten Todeszonen im Pazifik. Jetzt, da auch die See um Seymour betroffen ist, haben wir es mit einer weiteren im Südatlantik zu tun.«
    »Womit diese unbekannte Seuche, wenn es denn eine ist, in den letzten vier Monaten insgesamt achtmal aufgetreten ist«, sagte Gunn. »Und sie scheint schlimmer zu werden.«
    Sandecker musterte seine Zigarre. »Und ohne daß wir auch nur den geringsten Hinweis auf die Ursache haben.«
    »Ich komme nicht weiter«, sagte Yeager und hob hilflos die Hände. »Ich habe es mit hunderterlei Computergrafiken versucht, aber nichts gefunden, was auch nur annähernd in dieses Puzzle paßt. Es gibt keine Seuchen oder chemischen Giftstoffe, jedenfalls keine, die wir kennen, die sich Tausende von Kilometern durchs Meer ausbreiten, aus heiterem Himmel innerhalb eines eng begrenzten Gebietes sämtliches Leben vernichten und dann spurlos verschwinden.«
    »Ich habe dreißig Wissenschaftler auf die Sache angesetzt«, sagte

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