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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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anschließend gestrandet sein mußte. Backbords lag sie bereits hoch an Land, doch auf der anderen Seite leckte die sanfte Dünung am Rumpf.
    Tantoa stieß einen Schrei aus, doch niemand antwortete ihm.
    Wie verloren lag die Dschunke da. Sämtliche Segel waren gesetzt, und am Heck flatterte das Sternenbanner der Vereinigten Staaten im leichten Wind. Der Teakholzrumpf glänzte wie frisch lackiert. Tantoa hatte das Gefühl, die aufgemalten Augen am Bug verfolgten ihn, als er um das Schiff herumging.
    Schließlich faßte er sich am Herz, kletterte an dem mächtigen Ruder empor, zog sich über die Reling und betrat das Achterdeck.
    Unschlüssig blieb er stehen. Offenbar war niemand an Bord.
    Alles war da, wo es hingehörte. Die Leinen waren aufgerollt, die Takelage stand straff und fest. Nichts lag lose herum.
    Tantoa stieg durch eine Luke hinab und ging bangen Herzens durch den Schiffsbauch. Er rechnete jeden Augenblick damit, auf Leichen zu stoßen. Um so dankbarer war er, als er dort unten weder Tod noch Chaos vorfand. Offenbar war keine Menschenseele an Bord.
    Kein Schiff kann ohne Besatzung von China aus über den halben Pazifik segeln, sagte sich Tantoa schließlich. Dann ging die Phantasie mit ihm durch, und er sah Gespenster. Die Geister der Besatzung, die dieses Schiff gesegelt hatte. Erschrocken stürmte er an Deck und sprang über die Reling in den warmen Sand. Er mußte dem Gemeinderat der kleinen Ansiedlung auf Cooper Island von dem gestrandeten Schiff berichten. Tantoa rannte den Strand hinauf, bis er sich halbwegs sicher wähnte, blickte dann zurück und überzeugte sich davon, daß ihn keine Schreckensgestalten verfolgten.
    Einsam und verlassen lag die Dschunke im Sand. Nur die unerbittlichen Augen am Bug starrten ihn ingrimmig an. Tantoa rannte zu seinem Dorf, ohne sich ein weiteres Mal umzublicken.
13
    Bei der Abschiedsparty, die von der Besatzung und den Wissenschaftlern zu Ehren der Überlebenden der
Polar Queen
veranstaltet wurde, herrschte eine seltsam gedämpfte Stimmung in der Messe der
Ice Hunter.
Roy Van Fleet und Maeve Fletcher hatten während der letzten drei Tage Seite an Seite gearbeitet, rund um die Uhr die Überreste der zu Studienzwecken eingesammelten Pinguine, Robben und Delphine untersucht und ihre Feststellungen dokumentiert.
    Van Fleet hatte Maeve regelrecht ins Herz geschlossen, doch er ließ sich diese Zuneigung in keinster Weise anmerken. Zu deutlich hatte er seine hübsche Frau und die drei Kinder vor Augen. Er bedauerte, daß sie nicht weiterhin miteinander arbeiten konnten. Die anderen Wissenschaftler im Labor der
Ice Hunter
waren ebenfalls der Meinung, daß sie ein prächtiges Team abgaben.
    Der Küchenchef der
Ice Hunter
hatte sich selbst übertroffen und ein Feinschmeckermenü aus Filets vom Tiefseekabeljau mit Pilzen und Weinsoße aufgetischt. Kapitän Dempsey drückte beide Augen zu, als der Wein in Strömen floß. Nur die zum Wachdienst eingeteilten Offiziere mußten nüchtern bleiben, zumindest bis ihre Schicht beendet war und sie ebenfalls an der Party teilnehmen konnten.
    Dr. Mose Greenberg, der Witzbold vom Dienst, hielt eine lange, mit allerlei albernen Anspielungen durchsetzte Ansprache, in der er niemanden an Bord aussparte. Er hätte vermutlich noch eine Stunde weiter schwadroniert, wenn Dempsey dem Küchenchef nicht ein Zeichen gegeben hätte, daß er die eigens zu diesem Anlaß gebackene Torte auftragen sollte.
    Sie stellte ein getreues Abbild des australischen Kontinents dar, einschließlich der bekanntesten Sehenswürdigkeiten wie dem Ayers Rock und dem Hafen von Syd ney, die sorgfältig aus Zuckerguß modelliert waren. Maeve hatte Tränen in den Augen und war sichtlich gerührt. Deirdre schien das Ganze nur zu langweilen.
    Dempsey saß als Kapitän am Kopfende des längsten Tisches, die Frauen nahmen die Ehrenplätze zu seiner Seite ein. Da Pitt Leiter der Abteilung für Spezialprojekte bei der NUMA war, hatte man ihm den Platz am Fußende des Tisches zugewiesen.
    Er entzog sich den Gesprächen rundum und konzentrierte sich auf die beiden Schwestern.
    Unähnlicher konnten sich Geschwister kaum sein, dachte er.
    Maeve war herzlich und ungestüm, strahlte geradezu vor Lebhaftigkeit. Er ließ seiner Phantasie freien Lauf, stellte sich vor, sie sei die ungebärdige Schwester eines Freundes. Er sah sie förmlich vor sich, wie sie in einem engen T-Shirt und abgeschnittenen Jeans, die ihre mädchenhaft schlanke Taille und die wohlgeformten Beine bestens zur Geltung

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