Schockwelle
Arbeitspferd des Nordens und wird nach wie vor hoch geschätzt.
Über hundert davon sind noch im Einsatz.«
»Große Sternmotoren sieht man nicht mehr oft.«
»Sind Sie ein Freund von Ed Posey?« fragte der Pilot.
»Bin ich«, antwortete Pitt, ohne sich vorzustellen.
»Bißchen windig heute.«
»Etwa zehn Knoten, würde ich schätzen.«
»Sind Sie Flieger?«
»Ich hatte ein paar Flugstunden.«
»Malcolm Stokes.«
»Dirk Pitt.«
»Meines Wissens wollen Sie nach Black Water Inlet fliegen.«
Pitt nickte. »Ed Posey sagte mir, daß ich dort einen Totemschnitzer namens Mason Broadmoor antreffen könnte.«
»Ich kenne Mason. Sein Dorf liegt an der untersten Spitze von Moresby Island, direkt gegenüber von Kunghit am Houston-Stewart-Kanal.«
»Wie lange dauert der Flug?«
»Anderthalb Stunden über die Hecatestraße. Bis zum Mittagessen sollten wir dasein.«
»Klingt gut«, sagte Pitt.
Stokes deutete auf den schwarzen Koffer. »Was is ‘n da drin, eine Posaune?«
»Ein Hydrophon. Ein Gerät zum Messen von Unterwassergeräuschen.«
Ohne ein weiteres Wort schraubte Stokes den Kraftstofftank zu und hängte den Hahn an die Zapfsäule, während Pitt sein Gepäck an Bord schaffte. Nachdem er die Vertäuleinen gelöst und die Maschine mit einem Fuß vom Anleger weggestoßen hatte, begab Stokes sich ins Cockpit.
»Macht’s Ihnen was aus, vorne mitzufliegen?« fragte er.
Pitt mußte innerlich grinsen. Er sah keinerlei Sitzgelegenheit im Frachtraum. »Nichts dagegen einzuwenden.«
Pitt nahm auf dem Kopilotensitz Platz und schnallte sich an, während Stokes den großen Sternmotor anwarf, ihn warmlaufen ließ und die Instrumente überprüfte. Der Ebbstrom hatte die Maschine bereits drei Meter vom Anleger weggetrieben.
Nachdem Stokes den Wasserweg nach Booten oder anderen Maschinen abgesucht hatte, schob er den Gashebel nach vorn, zog die Beaver hoch, legte sie über Campbell Island in die Kurve und ging auf Westkurs.
Während des Steigflugs dachte Pitt über den Bericht nach, den Hiram Yeager ihm vor der Abreise aus Washington gegeben hatte.
Die Queen Charlotte Islands bestehen aus etwa hundertfünfzig Eilanden, die sich über hundertsechzig Kilometer hinweg parallel zur kanadischen Küste gen Osten erstrecken. Ihre Gesamtfläche beträgt knapp tausend Quadratkilometer. Die fünftausendacht hundertneunzig Bewohner sind hauptsächlich Haida-Indianer, die im achtzehnten Jahrhundert auf die Inseln vordrangen. Die Haida nutzten das Holz der Riesen-Lebensbäume, die hier dichte Wälder bilden, zum Bau ihrer mächtigen Einbaumkanus und der von massiven Torpfosten getragenen Blockhäuser, in denen mehrere Familien zusammenlebten. Außerdem schnitzten sie daraus prächtige Totempfähle sowie Masken, Gefäße und Geschirr.
Die Menschen leben vom Fischfang und von der Forstwirtschaft, aber auch von der Kupfer-, Kohle- und Eisenerzgewinnung. Im Jahr 1997 entdeckten Prospektoren in Diensten der Dorsett Consolidated Mining Ltd. Kimberlitvorkommen auf Kunghit, der südlichsten Insel der Queen Charlotte Islands. Bei einer Testbohrung fand man in einer zweiundfünfzig Kilogramm schweren Bodenprobe insgesamt achtundneunzig Diamanten. Obwohl Kunghit zum South-Moresby-Nationalpark gehörte, gewährte die Regierung der Dorsett Consolidated die Schürfrechte und verpachtete ihr die Insel. Daraufhin begann man in großem Maßstab mit der Förderung und sperrte die Insel für Besucher und Touristen.
Einer Schätzung der New Yorker Maklerfirma C. Dirgo & Co.
zufolge konnte die Mine Diamanten im Wert von bis zu zwei Milliarden Dollar abwerfen.
Stokes unterbrach Pitt in seinen Gedanken. »Eine Frage, nachdem wir jetzt vor neugierigen Blicken geschützt sind.
Woher weiß ich, daß Sie tatsächlich Dirk Pitt von der NUMA sind?«
»Sind Sie zu der Frage befugt?«
Stokes zog ein Lederetui aus seiner Brusttasche und klappte es auf. »Royal Canadian Mounted Police, Abteilung Kriminalpolizei.«
»Dann spreche ich also mit
Inspector
Stokes?«
»Ja, ganz recht, Sir.«
»Was wollen Sie denn sehen? Kreditkarten, Führerschein, NUMA-Dienstausweis, Blutspenderpaß?«
»Sie brauchen mir nur eine Frage zu beantworten«, sagte Stokes. »Es geht um ein Schiffswrack.«
»Schießen Sie los.«
»Was wissen Sie über die
Empress of Ireland
?«
Pitt machte es sich auf seinem Sitz bequem und grinste. »Das war ein Transatlantikdampfer der Canadian & Pacific, der 1914 zwei Meilen vor der Stadt Rimouski nach einer Kollision mit einem Kohleschiff
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