Schön scheußlich
ist, in denen die sozioökonomischen Bedingungen möglicherweise dafür verantwortlich sein könnten, sondern auch für Finnen und Ungarn gelten, die in andere Länder emigriert sind, was wiederum als Zeichen für eine biologische Grundlage gewertet wird.
Niemand würde behaupten, dass es ein einzelnes Selbstmord-Gen gäbe oder dass man Selbstmord und psychische Erkrankungen in irgendeiner Weise als positiv zu betrachten hätte. Viel zu häufig erscheint Selbstmord ausgerechnet den Jungen als eine verlockende Alternative, die ihn, mit dem romantischen Schleier der Würde und Poesie verbrämt, als sinnvollen Schritt erachten, wenn sich der Übergang ins Erwachsenendasein für sie allzu traumatisch darstellt - Vorstellungen, die kein vernünftiger Erwachsener teilen würde.
Dennoch mag es plausible evolutionäre Erklärungen für zumindest einige dieser selbstzerstörerischen Handlungen geben. Eine Reihe von Theoretikern ist der Ansicht, dass der Trieb, sich selbst zu töten, möglicherweise Ausdruck eines Instinkts zur Selbstaufopferung zugunsten überlebender Verwandter ist - entweder weil die Verwandten auf diese Weise selbst vor dem Tod bewahrt werden oder weil sie von den ihnen nunmehr reichlicher zufallenden Ressourcen profitieren können. Die überlebenden Verwandten ihrerseits könnten auf diese Weise die Gene des opferbereiten Artgenossen weitergeben. Um ein kurzes und zugegebenermaßen höchst vereinfachtes Beispiel zu geben: Ein Hominide im Dschungel könnte sein genetisches Überleben erhöhen, wenn er sich einem Leoparden opfert, der andernfalls sechs seiner Brüder und Schwestern erlegen würde. Da wir jedoch in komplexen sozialen Gruppen leben, könnte sich ein solcher Drang zum Märtyrertum gelegentlich zu komplex verzerrten Formen auswachsen und auch die Seelen derjenigen elend zerreißen, die selbst keine Familie haben, die von ihrem Tod profitieren oder dafür sorgen könnte, dass ihr genetisches Erbe überleben wird.
In einem anderen Szenario wird Selbstmord nicht als erblich betrachtet, sondern als das überaus tragische Ergebnis eines anderen Merkmals, das die natürliche Selektion scheinbar begünstigt hat: den Hang zu Depressionen. Manche darwinistischen Theoretiker vertreten den Standpunkt, dass bereits die extrem schwarze Stimmungslage bei weitem zu häufig sei, um ein rein pathologisches Vorkommnis darzustellen. Sie glauben, dass der gelegentliche Ausbruch von Depressionen nützlich ist. Er zwinge die Menschen in eine Art emotionalen Winterschlaf und verschaffe ihnen Zeit, über ihre Fehler nachzudenken. Doch wenn eine solche Strategie zu lange oder zu häufig angewandt werde, verkehre sie sich ins Schlechte, wenn nicht gar Tödliche und äußere sich dann als jene quälende Krankheit, die wir unter dem Namen Major Depression kennen.
Mit dem Argument, dass Menschen Merkmale in der Regel nicht neu erfinden, sondern vielmehr komplexe Versionen von Verhaltensweisen zeigen, die an anderer Stelle im Tierreich zu beobachten sind, haben sich die Biologen anderen Arten zugewandt, um nach den Ursprüngen von Selbstmord und Depressionen zu suchen. Diese Praxis ist nicht frei von Gefahren. Nicht menschliche Tiere hinterlassen natürlich keineswegs etwas so Eindeutiges wie einen Brief oder eine Nachricht. Auch ist es wenig wahrscheinlich, dass sie über genügend Reflexion verfügen, um so weit zu gehen, wie sich freiwillig von einem Felsen zu stürzen. Dennoch gibt es eine Menge Beispiele dafür, dass ein Geschöpf sich zugunsten seiner Verwandten opfert - Termiten beispielsweise, die ihren Darm explodieren lassen, sodass sich dessen faulig-schleimiger Inhalt über einen Feind ergießt, der das Nest bedroht. Oder Nagetiere, die sich freiwillig zu Tode hungern, um nicht riskieren zu müssen, dass sich in ihrem Bau eine Infektion ausbreitet. Überzeugender noch als das mag die Tatsache sein, dass viele nicht menschliche Primatenarten ebenfalls an schweren Depressionen leiden, wenn sie unter Stress stehen. Während einer solchen melancholischen Phase zeigen die Affen unter Umständen alle möglichen lebensbedrohlichen Verhaltensweisen: Sie verweigern das Essen, bis sie an Unterernährung eingehen, oder sie turnen an gefährlichen Ästen herum, in deren Nähe sich kein normaler Affe wagen würde. Die Depressionen eines Affen haben solche Ähnlichkeiten mit den unseren, dass sich auch bei ihnen die Symptome durch die Gabe eines Antidepressivums wie Prozac lindern lassen.
Zugegeben, man muss dieses
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