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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Vor allem im Frühjahr und Sommer fühlte ich mich dort fast wie in Bella Italia. Ich liebte den romantischen Hofgarten mit den uralten sizilianischen Olivenbäumen, den bunten Blumen und dem Kräuterbeet mit mediterran duftendem Lavendel, Rosmarin und Salbei. Auch den Schanigarten am Margaretenplatz fand ich cool. Ich beobachtete gern die vorbeifahrenden Autos und das Getümmel auf der Straße. In New York war ich oft stundenlang in meiner Lieblingsbar Fanelli’s in Soho gesessen und hatte beim Fenster hinausgesehen.
    Die Innenausstattung der Margareta erinnerte mich an eine typische italienische Trattoria. Die Wände waren zum Teil holzvertäfelt oder in Pompeijanisch-Rot gestrichen und der Boden schien aus einem alten venezianischen Palazzo zu stammen. Das ganze Lokal war in eher gedämpften Rottönen gehalten. Beim Eingang und in den Fensternischen standen Grünpflanzen. Die hausgemachte Pasta und die dünne knusprige Pizza wurden vor den Augen der Gäste zubereitet.
    Davide, mein norditalienischer Kollege, brachte mir die Karte. „Heute gibt’s auch wieder frischen Branzino aus dem Hafen von Triest und frische Muscheln“, sagte er und strahlte dabei übers ganze Gesicht.
    Ich entschied mich für den Branzino und ließ mir von ihm einen Weißwein empfehlen. Ich hatte nicht allzu viel Ahnung von Wein.
8
    Mit seinen zwei Metern war Dr. Mader schwer zu übersehen. Für einen Psychiater war er wirklich ein auffallend gut aussehender Mann. Als er die Trattoria betrat, hatte ich gerade meinen Fisch verdrückt. Die Hälfte der wunderbaren Polenta hatte ich übriggelassen.
    Er setzte sich an den kleinen Tisch neben mir, bestellte Sardina in savor und ein Glas Weißwein.
    Ich rückte meinen Stuhl näher an seinen, wandte ihm mein Gesicht zu und sagte: „Guten Tag. Mein Name ist Katharina Kafka.“
    „Doktor Mader. Wir kennen uns vom Cuadro“, sagte er. „Schmeckt Ihnen die Polenta nicht?“
    „Oh doch, aber ich kann nicht mehr“, sagte ich hastig und fragte, ob ich kurz mit ihm reden könne.
    Er nickte, sagte jedoch, dass er um fünfzehn Uhr mit Dr. Gergely verabredet sei.
    Ich redete einfach drauflos. Zuerst schilderte ich ihm den Mordversuch an Orlando. Über die Gasexplosion und den Mord im Bacherpark wusste er schon Bescheid. Den abgebrochenen Hals der Añejo-Flasche, der in Ilonas Möse gesteckt hatte, verschwieg ich ihm. Es war mir einfach unangenehm, darüber zu reden.
    „Stefan Grünbeck hat mir gerade erzählt, dass eine Aushilfskraft von ihm nach einer versuchten Vergewaltigung bei Ihnen in Therapie gewesen ist.“
    Er ging nicht näher darauf ein, sagte nur nachdenklich: „Vergewaltigung ist definitiv ein Verbrechen aus Wut. Deshalb hat es auch keinen Sinn, einen Vergewaltiger zu kastrieren, denn dann produziert man nur einen wütenden Mann, der zwar nicht mehr vergewaltigt, dafür aber tötet.“
    „Über die junge Serbin, die bei der Gasexplosion ums Leben gekommen ist, weiß man nichts Genaueres. Die Polizei hat der Öffentlichkeit noch keine Details mitgeteilt. Glauben Sie, dass das auch ein Mord war?“
    „Es wäre möglich. Serienmörder zeigen oft bereits in ihrer Kindheit einen Zug zu Grausamkeiten. Quälen zum Beispiel kleine Tiere. Tierquälerei, ungewöhnlich langes Bettnässen und Zündeln bezeichnen FBI-Profiler übrigens als die sogenannte Mordtriade.“
    „Sollte die Gasexplosion also kein Unfall, sondern ein Attentat desselben Täters gewesen sein, dann hat er bisher zwei Frauen und einen Mordversuch an einem jungen Mann, den er für eine Frau hielt, auf dem Gewissen“, sagte ich.
    „Der Mordversuch an Orlando deutet darauf hin, dass der Täter etwas naiv oder besser gesagt sexuell unerfahren ist. Er hat offensichtlich nicht kapiert, dass es sich um einen jungen Mann in Frauenkleidern handelte. Aber sowohl bei den Mordfällen als auch dem Mordversuch stellen sich für mich zu allererst die Fragen: Warum hat der Täter die Opfer nicht sexuell missbraucht? Warum wurden die Leichen nicht verstümmelt?“ Er gab sich die Antworten selbst: „Anscheinend ging es ihm nicht darum, die Identität der Opfer auszulöschen. Außerdem handelte er offensichtlich nicht aus sexuellen Motiven. Das erscheint mir ganz wichtig zu sein. Es ist auffällig, dass, außer bei dieser versuchten Vergewaltigung, kein sexueller Angriff stattgefunden hat. Womöglich haben wir es doch nicht mit ein und demselben Täter zu tun?“
    Spätestens jetzt hätte ich die Añejo-Flasche erwähnen müssen. Ich Idiotin

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