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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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schwieg weiterhin.
    Es war kurz vor fünfzehn Uhr. Bevor mein Chef erschien, wollte ich lieber verschwinden. Obwohl ich eigentlich neugierig war, ihn endlich zu Gesicht zu bekommen, war mir jetzt nicht danach, ihm zu begegnen. Allerdings nützte ich die Gelegenheit, um Dr. Mader ein bisschen über den Gergely auszufragen. „Er war doch mal Journalist, oder?“
    „Ja, er hat 17 Jahre lang als Wissenschaftsjournalist für das Profil, die Süddeutsche Zeitung und für Die Zeit gearbeitet. Hat sogar mehrere internationale Preise für seine journalistische Tätigkeit eingeheimst. Was wollen Sie sonst noch über ihn wissen? Sie platzen ja fast vor Neugier“, sagte er mit einem schelmischen Grinsen.
    „Wahrscheinlich hatte es auch etwas Gutes, dass er damals beim Profil gegangen ist. Denn wenn er dort geblieben wäre, gäbe es heute kein Schlossquadrat und die Gegend um den Margaretenplatz wäre vermutlich genauso vergammelt wie vor zwanzig Jahren.“
    „So kann man das auch betrachten“, sagte Dr. Mader amüsiert und blickte auf seine Armbanduhr.
    Hastig sagte ich, dass ich unser Gespräch demnächst gern fortsetzen würde. Zuletzt wagte ich es endlich auch, ihm den wahren Grund für meine Kontaktaufnahme zu gestehen: „Machen Sie auch Psychotherapie?“
    Er nickte.
    „Ich war schon mal kurz in psychotherapeutischer Behandlung. Damals, als meine Eltern ermordet wurden.“
    Sein entsetzter Blick freute mich.
    „Vielleicht interessiere ich mich deshalb so sehr für Verbrechen und habe das Gefühl, mich immer einmischen zu müssen. Aber genau darüber würde ich gern mal in Ruhe mit Ihnen reden.“
    Er griff sofort nach seinem Terminkalender. „Im Moment ist es etwas schwierig. Ich könnte Ihnen höchstens morgen in aller Früh, bevor ich ins Spital fahre, einen Termin für ein Erstgespräch anbieten“, sagte er.
    „Passt wunderbar. Danke.“ Ich spürte, dass meine Wangen heiß wurden. Das konnte ja eine lustige Therapie werden.
    „Die Aufklärung dieser schrecklichen Morde sollten Sie lieber der Kriminalpolizei überlassen. Es scheint sich um einen sehr gefährlichen Täter zu handeln. Sie könnten sich ernsthaft in Gefahr bringen, wenn Sie weiterhin Amateurdetektivin spielen.“
    Ich war zwar nicht beleidigt, aber die „Amateurdetektivin“ würde ich ihm so rasch nicht verzeihen.
    Als Davide ihm die Sardina in savor servierte, sprang ich auf.
    Dr. Mader erhob sich ebenfalls, um sich zu verabschieden. Trotz meiner stolzen 1,76 kam ich mir neben ihm wie ein Zwerg vor.
    Nach diesem aufschlussreichen Gespräch ging ich in die Buchinsel, eine kleine Buchhandlung schräg gegenüber, und kaufte mir zwei Psychothriller. Ich hoffte, von diesen amerikanischen Bestsellerautoren mehr über Serienkiller zu erfahren, um für Dr. Mader eine ebenbürtigere Gesprächspartnerin zu sein. Normalerweise recherchierten amerikanische Kriminalschriftsteller recht sorgfältig.
    Pünktlich um sechzehn Uhr begann ich meinen Dienst im Cuadro.
    Als Kellnerin hört man, vor allem abends, jede Menge Lebensbeichten. Auch tagsüber kamen viele Leute auf einen Kaffee oder einen Drink vorbei, um sich auszuweinen, sich über ihren Chef oder ihre Ehefrau zu beklagen. Anscheinend wähnten unsere Gäste ihre kleinen Geheimnisse bei uns gut aufgehoben. Wahrscheinlich ersetzten wir so manchem den Psychotherapeuten oder den Priester.
    Heute Abend hatte ich keine Geduld für die Probleme anderer Leute. Als zu später Stunde der fesche Tony Meyers ins Cuadro reinschneite und mich mit seinem umwerfend charmanten Lächeln zu bewegen versuchte, ihn ins Motto zu begleiten, war meine Laune am Tiefpunkt angelangt.
    „Ein anderes Mal gern. Heute bin ich total fertig“, sagte ich.
    Er trug hautenge Jeans und ein T-Shirt mit V-Ausschnitt. Das Goldketterl mit einem Kreuz war nicht zu übersehen. Er glich aufs Haar dem typischen Latin Lover, den man aus italienischen Filmen und aus Caorle kennt.
    Tony streichelte meine Hand und sagte in zärtlichem Ton: „Du hast wunderschöne Augen, richtige Tatarenaugen.“
    „Ich weiß“, sagte ich nüchtern. „Meine Mutter war eine Romni – eine Zigeunerin“, fügte ich hinzu, da ich ihn für zu blöd hielt, um die korrekte Bezeichnung zu kennen.
    „Hab ich gehört“, flüsterte er, als wäre das ein großes Geheimnis zwischen uns beiden. „War sie auch rothaarig?“, fragte er und strich mir über den Kopf.
    „Nein. Die roten Haare verdanke ich meinem Vater.“
    „In deinen Augen spiegeln sich alle Farben des

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