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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Frauen über fünfunddreißig. Jedes Dellchen in der Haut sprang einen aus diesen Spiegeln tausendfach an.
    Ich pinkelte trotzdem seelenruhig und stellte mir dabei vor, wie es auf der Herrentoilette zuging. Gut gebaute schwule Männer neben Heteros mit hochroten Köpfen, die nicht mehr wussten, wohin sie schauen sollten. Womöglich mit geschlossenen Augen pinkelten? Wahrscheinlich konnten es die meisten doch nicht lassen, ihre Schwänze mit denen der anderen zu vergleichen. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat den Größten im ganzen Land?
    Als ich ins Lokal zurückkehrte, war Orlando verschwunden. Seine Erdbeer-Nougat-Knödel standen unangetastet am Tisch. Beunruhigt sah ich mich nach ihm um. Hatte Bernd ihn rausgeworfen oder war er wieder einmal abgehauen?
    Eigentlich hatte ich keine Lust, ihn schon wieder zu suchen. Die Knödel lachten mich verführerisch an. Ich vernaschte sie in aller Ruhe und bestellte mir dann einen doppelten Fernet.
    Als ich ging, zwinkerte ich Bernd zu und sagte: „Mach dir keine Sorgen, dieser Idiot kommt bald wieder pünktlich zur Arbeit. Dafür werde ich sorgen.“
    Bildete ich mir ein, dass er dankbar lächelte? Schade, dass dieser Mann für mich tabu war.
10
    Orlando saß am Trottoir vor dem Lokal. Die kalte Nachtluft schien ihm gut getan zu haben. Er wirkte wieder relativ nüchtern.
    „Willst du hier übernachten? Ich warne dich, du wirst dir deinen Schwanz verkühlen“, sagte ich.
    Er blieb auf dem Gehsteig sitzen und starrte mich böse an.
    „Führ dich nicht so auf! Wieso hast du überhaupt meine Wohnung verlassen? Noch dazu ohne deinen Busen? Hast du nicht gemeint, du würdest in Lebensgefahr schweben? Warum treibst du dich dann mitten in der Nacht in derselben Gegend herum, in der du gerade überfallen worden bist?“
    „Soll er mich doch kriegen. Ich will ohnehin nicht mehr leben.“
    „Hör auf herumzuspinnen! – Hast du schon vergessen, dass du mit mir gemeinsam die Morde aufklären wolltest? Ich habe jedenfalls heute Detektiv gespielt“, versuchte ich Orlando auf andere Gedanken zu bringen. Mein Trick funktionierte.
    Fast empört sagte er: „Ich hab’s allein bei dir zuhause nicht ausgehalten. Du hast es ja nicht einmal der Mühe wert gefunden, mich anzurufen. Außerdem wollte ich dir ein bisschen Arbeit abnehmen. Ich war nämlich auch nicht untätig. Habe mich den ganzen Abend lang umgehört und was Interessantes rausgefunden. Es gibt da einen Typ, der mit Ilona, der Toten vom Bacherpark, befreundet war. Leider weiß ich nicht, wie er heißt. Aber das erfahr ich bestimmt noch. Es ist wahrscheinlich eh derselbe, mit dem ich sie am Abend ihrer Ermordung im Motto gesehen habe. Er ist angeblich so ein richtiger Ladies’ Man. Lässt sich von älteren oder zumindest von gutbürgerlichen mittelalterlichen Frauen aushalten und treibt’s gleichzeitig mit jüngeren oder mit Nutten. Ein ziemlich windiger Typ.“
    „Und warum sollte der versucht haben, dich umzubringen?“
    „Weil ich die Leiche gefunden habe. Wahrscheinlich dachte er, ich wäre Zeuge des Mordes gewesen.“
    „Womanizer sind an sich keine typischen Frauenmörder“, warf ich ein.
    Mittlerweile waren wir in meiner Wohnung angelangt. Ich überreichte Orlando die Brustprothese und die Netzstrümpfe. Erwartete, meine Mitbringsel würden ihn aufheitern. Aber er meckerte: „Was soll ich damit? Diese Dinger sind mir viel zu groß. Außerdem kann ich wegen meiner Verletzung sowieso keinen BH anziehen.“
    „Die Netzstrümpfe sind ein Geschenk von Frau Klaric“, sagte ich in der Hoffnung, dass er sich wenigstens darüber freuen würde.
    „Sisi trug keine Netzstrümpfe“, murmelte er, während er mit den falschen X-Large-Brüsten herumspielte. „Ich könnte sie meiner Freundin Marilyn schenken. Die traut sich übrigens wegen diesem Mörder auch nicht mehr auf die Straße.“
    „Seid ihr Transen alle so paranoid?“, fragte ich.
    Er ging nicht darauf ein, sondern begann, mich mit Details über den tollen Sex, den er am Abend mit irgendeinem Stricher unten bei den Toiletten am Ende des Naschmarkts gehabt hatte, zu langweilen.
    „Der Kleine war fantastisch …“
    „Liebst du nicht den Bernd? War das, was du gerade im Motto aufgeführt hast, nur eine Art Late-Night-Show?“, unterbrach ich ihn.
    „Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Das hast du gestern selbst behauptet.“
    Widerwillig musste ich ihm Recht geben.
    „Hast du letztens nicht gesagt, dass du im Motto normalerweise nicht als

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