Schön und ungezähmt
habt, hat er mich gefragt, ob Ihr zuletzt müder wärt als sonst, Euer Gnaden. Es ist in Eurem Zustand absolut natürlich. Wir alle freuen uns sehr für Euch beide. Es is’ ein Segen.«
Wir? Oh, wunderbar. Jeder im Haushalt schien zu wissen, dass sie ein Kind empfangen hatte. Außer ihr. Brianna war überwältigt. Sprachlos. Schließlich sagte sie: »Danke.«
»Möchtet Ihr vielleicht gern einen leichten Tee trinken, damit Ihr Euch beruhigt?«
Sie brachte ein Nicken zustande.
Nachdem Molly verschwunden war, saß Brianna da, die Hände im Schoß gefaltet. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken im Rhythmus der Purzelbäume, die ihr Magen schlug.
Würde sie wirklich Coltons Baby bekommen? In ihrer Kehle ballte sich ein Knoten. Sie war so glücklich. Warum sollte sie weinen?
Er war nicht mehr zu ihr ins Bett gekommen, nachdem sie Rolthven verlassen hatten. War das der Grund? Sie hatte sich von seinem Verhalten in den letzten Tagen so verletzt und alleingelassen gefühlt. Auch deswegen hatte sie versucht, mit Damien zu reden.
Das war auch wirklich von Erfolg gekrönt gewesen. Damien war geschickt jeder ihrer Fragen ausgewichen. Letztlich war sie es gewesen, die ihm persönliche Fragen beantwortete.
Brianna saß verlassen auf der Kante ihres großen Betts. Sie wusste noch immer nicht, was mit Robert los war. Und obwohl Coltons Zerstreutheit durchaus der Tatsache geschuldet sein konnte, dass er sich auf ihr Kind freute, hatte sie das Gefühl, keine befriedigende Entschuldigung für die Distanziertheit gefunden zu haben, die er zuletzt an den Tag legte.
Es zerriss ihr das Herz, sich einzugestehen, dass sie absolut keine Ahnung hatte, wie sie mit dieser Entwicklung umgehen sollte.
Was würde Lady Rothburg tun?, fragte Brianna sich. Sie straffte die Schultern und schüttelte bewusst die Melancholie ab. Ihre Gedanken schweiften zurück zum Buch.
So sehr der durchschnittliche Mann auch die Frau erzürnen kann, hat er gewöhnlich einen guten Grund für seine Handlungen. Kein Grund, den wir notwendigerweise verstünden, aber für ihn ist er berechtigt und bestimmt sein Verhalten. Es ist nötig, eine gewisse Diskretion walten zu
lassen, denn kein Mann mag eine Frau, die in seinem Leben herumschnüffelt. Aber es ist nur zu Eurem Vorteil, wenn Ihr wisst, was ihn zwingt, sich auf diese besondere Weise zu verhalten.
Es ist kein Klischee, wenn man sagt, Wissen sei Macht. Es ist die schlichte Wahrheit.
Das ergab Sinn. Eins nach dem anderen: Zuerst musste sie herausfinden, ob sie wirklich ein Kind unter dem Herzen trug, ehe sie Colton mit seiner plötzlichen Distanziertheit konfrontierte.
Kapitel 18
Wenn in Liebesdingen etwas schiefläu ft, wie es ja allzu oft passiert, vertraut einfach Euren Instinkten. Ihr werdet wissen, was zu tun ist.
Aus dem Kapitel »Die Sonne kann nicht immer scheinen«
»Würde es dir etwas ausmachen, mir zu sagen, was zum Teufel wir hier tun?« Robert wandte sich an seinen Bruder. Sein Gesicht war eine starre Maske, als er die Straße vor dem Kutschfenster erkannte. Es war eine elegante Adresse, die nur wenige Blocks vom Zuhause seiner Familie entfernt war.
»Ich habe Lady Marston gegenüber durchblicken lassen, dass ich heute Nachmittag vorsprechen möchte.« Damien machte angesichts seiner frechen List eine undurchdringliche Miene. »Im Übrigen muss ich mit Sir Benedict reden. Meine neuen Befehle sind eingetroffen. Nur ein kleiner Zwischenstopp. Schau mich nicht so entsetzt an.«
»Das ist eine ziemlich unoriginelle Taktik«, bemerkte Robert sarkastisch. »Ich hätte gewarnt sein sollen, als du mich gefragt hast, ob ich mit dir zu Tattersalls gehen wolle. Hin und wieder vergesse ich einfach, dass du nichts aus einfachem Grund tust. Ich werde in der Kutsche auf dich warten.«
»Bei diesem Wetter?« Damien spähte aus dem Fenster. »Verflixt ungemütlich, wenn du mich fragst.«
Draußen war es nass und kalt, ungefähr so angenehm wie in einem mittelalterlichen Kerker. Der Regen fiel in einem dünnen, gleichmäßigen Vorhang. Robert verschränkte die Arme vor der Brust und warf Damien einen verärgerten Blick zu. »Ich werde es überleben. Bleib nicht zu lange, sonst werde ich dem Kutscher sagen, er soll ohne dich weiterfahren.«
»Was denkst du, wie sich Rebecca wohl fühlt, wenn sie erfährt, dass du lieber in der Nässe frierst, statt sie zu sehen?«
»Sie zu etwas ermutigen ist das Letzte, was ich will. Lass es, bitte.«
Sein Bruder bedachte ihn mit einem seiner berühmten,
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