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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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Kissen. Sie
kuschelte sich an ihn, und seine Arme umschlossen sie. Er roch wunderbar, leicht würzig: ein waldiger Geruch, der so gut zu der Umgebung aus Gras und Bäumen passte. Eine Brise flüsterte über ihren Köpfen in den Baumwipfeln, und sie schloss die Augen. Sie fragte sich, ob sie dieses Glück verdiente. Ein schöner Tag, den sie geborgen in der Umarmung ihres Mannes verbringen durfte, während ein kühler, herbstlicher Wind sie umschmeichelte.
    Himmlisch.
    Colton zeigte wirklich ganz neue Seiten, dachte sie schläfrig.
    Und im nächsten Moment war sie auch schon eingeschlafen.
     
    »Ich hoffe, ich halte dich nicht von deinem normalen Tagesablauf ab.«
    Als Antwort auf Coltons Frage gab seine Großmutter ein Geräusch von sich, das einem undamenhaften Schnauben recht ähnlich klang, obwohl er nie wagen würde, es mit diesen Worten zu umschreiben. »Also bitte, Colton. Du bist doch derjenige, der immer in die Angelegenheiten des Anwesens und politische Besprechungen verstrickt ist. Und was da sonst noch ständig deine Aufmerksamkeit fordert. Ich vermute, diese Zusammenkunft hält eher dich von etwas ab, nicht mich.«
    Das stimmte. Der morgendliche Ausritt und das Picknick hatten ihn Stunden gekostet, aber darum sorgte er sich im Augenblick nicht. Er wählte einen Stuhl im Salon seiner Großmutter, der nicht zu zerbrechlich für seine Größe und sein Gewicht wirkte. Die eher weiblich geprägte Einrichtung war in Pastelltönen gehalten. Ein Porträt seines Großvaters, gemalt von Thomas Gainsborough, hing über dem offenen Kamin. Die Familienähnlichkeit war kaum zu leugnen.

    »Also dann«, sagte seine Großmutter und verengte ihre blassblauen Augen. »Was führt dich zu mir?« Sie wedelte mit einer dünnen Hand. Ihr Gehstock lehnte an ihrem Knie. »Nicht, dass ich etwas dagegen einzuwenden habe. Aber ich bin überrascht.«
    Verflixt und zugenäht, es war wirklich etwas peinlich, aber er hatte keine Ahnung, an wen er sich sonst wenden konnte. »Ich möchte gern mit dir reden.«
    »So weit habe ich es wohl begriffen.« Ihre Augen blitzten erwartungsvoll. »Ich bin alt, aber noch nicht völlig senil.«
    Nein, das war sie nicht. Sie war einer der klügsten Menschen, die er kannte. Sie war außerdem eine Frau. Und sie hatte drei Kinder geboren. Er hatte zwei Tanten, die eine lebte in Sussex, die andere in Berkshire.
    »Es geht um Brianna«, sagte er verunsichert, weil er nicht wusste, wie er das Gespräch beginnen sollte – noch dazu mit seiner Großmutter.
    »Eine wunderbare, junge Frau«, bekräftigte die Herzoginwitwe. »Zuerst hatte ich befürchtet, sie wäre eine von diesen hohlköpfigen, verwöhnten Ziegen ohne einen Funken Verstand. Aber sie ist das genaue Gegenteil. Ihre Schönheit übertrifft jedenfalls nicht ihren Intellekt. Gute Wahl.«
    Nun, das glaubte er auch, aber er war nicht hergekommen, um sich in der Wahl seiner Ehefrau bestätigen zu lassen. »Ich danke dir. Ich stimme dir zu. Jedenfalls …«
    Seine Großmutter musterte ihn, als er verstummte. Ihr immer noch kaum faltiges Gesicht war ausdruckslos, das weiße Haar trug sie aufgesteckt, und eine von blauen Venen überzogene Hand ruhte auf dem Knauf ihres Gehstocks. »Jedenfalls?«, wiederholte sie.

    Wie machte man das bloß? Er räusperte sich. »Jedenfalls mache ich mir Sorgen um ihre Gesundheit.«
    »Brianna? Sie sieht großartig aus.«
    Vorsichtig sagte er: »Sie schläft neuerdings ziemlich viel, und heute Morgen klagte sie über Übelkeit. Mehr noch, ich habe auch ein paar andere Symptome bemerkt. Ich vermute, ich bin hier, weil ich eine Expertenmeinung einholen möchte, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.«
    »Ein Kind?« Die Augen seiner Großmutter strahlten. »So bald? Gut gemacht.«
    Herrgott, warum es ihm nicht behagte, darüber zu sprechen, war ihm ein Rätsel. Er war ein verheirateter Mann, und natürlich wusste seine Großmutter, dass er mit seiner Frau intim war. Aber trotzdem war es nicht gerade die leichteste Unterhaltung für ihn. »Sie ist überfällig. Dessen bin ich mir sicher. Es ist eine Weile her, seit sie mich … also …«
    »Seit sie dich aus ihrem Bett verbannt hat?«
    »Ja.« Er war erleichtert, dieses Thema nicht weiter ausführen zu müssen. Er war vielleicht Herzog und seit heute neunundzwanzig Jahre alt, aber er war nicht sicher, ob er weltgewandt genug für ausgerechnet diese Art Unterhaltung war. »Ich will nur wissen, ob du glaubst, dass ich recht habe und sie tatsächlich schwanger ist. Ich

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