Schoen wie Kaesekuchen
peelen, zupfen, klopfen, pudern und so weiter. Um halb acht komme ich dann frisch und strahlend aus dem Bad und werfe mich in meine Sportsachen. Schließlich will ich auch beim Training gut aussehen. Wenn ich gleich mit Marc durch den Grunewald Park jogge, werden wir uns wieder köstlich amüsieren.
Am liebsten mag ich die dicken Mamis, die verzweifelt versuchen, ihre Schwangerschaftspfunde durch Walken zu verlieren, obwohl sie genau wissen, dass das niemals gelingen wird. Und was die immer anhaben! Klar, ich gehe auch nicht in High Heels und Mini-Rock laufen, aber muss es denn gleich die 80er-Jahre Glanzleggins mit dem riesengroßen Schlabbershirt sein? Aufgepeppt durch lustige Frottee-Stirnbänder und eine quietsch-bunte Gürteltasche, aus der eine Wasserflasche lugt. Nein danke! Das ist auch der Grund, warum ich keine Kinder will. Das und mein wenig gebärfreudiges Becken. Die Pfunde wird man mit etwas Disziplin vielleicht noch los, aber ich bin mir sicher, dass in den Frauen etwas kaputt geht. Nämlich der Geschmack für Kleidung und das Aussehen als solches. Mütter haben offenbar überhaupt nicht mehr das Bedürfnis gut auszusehen, sondern möchten durch ihr vernachlässigtes Erscheinungsbild ausdrücken: »Ich seh‘ scheiße aus, aber bin soooo glücklich, weil ich Kinder habe!“ Klar, wer’s glaubt. In Wirklichkeit sind sie total desillusioniert, weil sie keine Zeit mehr für sich haben, die Bälger Terror machen und ihr Mann sie mit der Sekretärin betrügt. Da bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als sich in die Selbsttäuschung zu flüchten. Mitleid habe ich mit denen bestimmt nicht. Es kann sich schließlich jeder selbst aussuchen, was er aus seinem Leben macht und wie er herumläuft. Ich jedenfalls mache auch beim Sport eine gute Figur und sehe sogar verschwitzt noch extrem sexy aus.
In einer halben Stunde kommt Marc, um mich durch den Park zu scheuchen. Natürlich kann man sich jetzt fragen, wozu ein Mensch überhaupt einen Personal Trainer braucht, joggen kann man schließlich auch alleine. Falsch! Erstens ist es so viel interessanter, zweitens kann mich Marc richtig motivieren und drittens ist Marc nicht nur mein Personal Trainer, sondern auch eine Art beste Freundin.
Ich setze mich hin, warte und blättere ein bisschen in der neuen Vogue. Hier und da entdecke ich ein bekanntes Gesicht, amüsiere mich über Klatsch und Tratsch und schaue, ob vielleicht eines unserer Stücke als absolutes Must-Have angepriesen wird. Für viele Frauen ist es ja angeblich ziemlich deprimierend, wenn sie in den Hochglanzmagazinen diese ganzen umwerfend schönen Frauen sehen. Nur gut, dass ich aus erster Hand weiß, dass es diese perfekten Wesen nur dank Photoshop gibt. Außerdem bin ich mit meinem Aussehen mehr als zufrieden, selbst wenn das ein oder andere Bildbearbeitungsprogramm auch aus mir noch eine ganze Menge mehr herausholen könnte. Stolz bin ich vor allem auf meine Oberweite. Ich habe ein perfektes C-Cup und das, ohne dass ich dafür einen Chirurgen aufsuchen musste. Bei einer Größe von 174 Zentimetern und einem Gewicht von gerade mal 55 Kilo schon beachtlich. Kein Wunder, dass Etienne seine Finger nicht von mir lassen kann. Hätte mir mein Vater nicht mit Enterbung gedroht, hätte ich das Modeln vielleicht doch etwas ernsthafter verfolgt und nicht nur als Nebenjob angesehen. Die Natur hat mir eigentlich alle dafür notwendigen Voraussetzungen mitgegeben. Nur an der Disziplin hätte es mir mitunter etwas gemangelt. Jeden Tag nur Kalorien zählen, nein danke! Dafür liebe ich gutes Essen viel zu sehr und als Französin weiß ich natürlich auch ein gutes Glas Wein zu schätzen.
Ich entdecke ein Paar perlmuttfarbene Sandaletten von Prada, die ich unbedingt haben muss. Vielleicht schaffe ich es, in der Mittagspause einen kleinen Abstecher einzulegen, dann könnte ich sie gleich heute Abend tragen. Auch wenn ich dann noch eine passende Handtasche finden müsste. Während ich mein Abendoutfit mit Accessoires gestalte, die ich noch gar nicht besitze, klingelt mein iPhone, das Etienne mir vor ein paar Wochen geschenkt hat. Ich bin allerdings nicht von dieser Errungenschaft überzeugt, da es mir einfach zu unhandlich ist. Es passt zwar in die Handtasche, aber in meine Jeans bekomme ich es nicht rein. Gut, Etienne meint, dass in die Hosentaschen meiner Jeans nicht mal ein Blatt Papier passt. Dafür sieht mein Po umso besser darin aus.
»Bonjour.«
»Monique, Darling? Hier ist Marc. Ich fürchte, ich muss
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