Schoen wie Kaesekuchen
mich ihr auf einmal sehr verbunden. Wenn ich mir das so überlege, bin ich noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Immerhin kann ich mir jederzeit einen Ersatz für Etienne suchen. Aber Connie? Ich meine, wer will schon eine übergewichtige, alleinerziehende Altenpflegerin?
»Wir sollten diese albernen Förmlichkeiten mal beiseitelassen oder findest du nicht, Monique? Jetzt, wo wir sozusagen Leidensgenossinnen sind.« Connie lächelt mich treuherzig an und ich überlege derweil, wie ihre Chancen bei einem Datingportal stünden. Wer weiß, vielleicht gibt es noch irgendwo einen möglichst wohlhabenden Mann, dem es nichts ausmacht, das Kind von einem anderen großzuziehen und der nicht allzu viel Wert auf Äußerlichkeiten legt ...
Innerhalb der nächsten Stunde erfahre ich soviel über Connies Leben, dass ich das Gefühl habe, sie länger zu kennen als die meisten meiner Freunde. Ich muss zugeben, dass es nicht gerade nach einem angenehmen Alltag klingt, den sie mir da so lebhaft beschreibt. Fast könnte ich entschuldigen, dass sie sich so gehen lässt. Besonders wenn man kein Sechser im Lotto ist, sollte man doch umso mehr in das bisschen Aussehen investieren, das einem Gott gegeben hat. Oder etwa nicht? Vielleicht sollte ich mich mit ihr einfach mal zu einer Rund-um-Erneuerung verabreden. Das könnte ich dann ebenfalls als gute Tat verbuchen und auch wenn sie mir das jetzt bestimmt nicht glauben, ich würde mich wirklich darüber freuen, Connie etwas Gutes zu tun. Und wenn sie mein Geld nicht will, helfe ich ihr am besten dabei einen Mann zu finden, der für sie und die kleine Loulou sorgen kann.
Schon setze ich meinen neuen Plan in die Tat um: »Was halten Sie, äh ich meine du, davon, wenn wir uns zur Entschädigung mal einen schönen Tag machen? Richtig was für Frauen eben. Shopping, Wellness, Friseur und was sonst noch dazugehört.«
»Das klingt wundervoll, aber es wird wohl ein Traum bleiben«, antwortet mir Connie niedergeschlagen. »Es sei denn, wir gehen erst zum Discounter und anschließend schneiden wir uns gegenseitig die Haare. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das in deinem Sinn ist.«
Das habe ich bei meinem Plan völlig außer Acht gelassen. Wenn Connie schon unter den 50 Euro Erhöhung für Luisas Tagesstätte ächzt, kann sie wohl nicht mal eben so eine ausgiebige Shoppingtour machen. Ich würde das Finanzielle zwar gerne übernehmen, aber so wie sie mich vorhin hat abblitzen lassen, beiße ich da bestimmt auf Granit. Abgesehen davon, müsste ich damit ohnehin erst warten, bis ich wieder ich selbst bin und ich wüsste nicht, wie ich Connie diese Rundum-Erneuerung erklären sollte.
»Schade«, gebe ich zurück und meine es wirklich ernst.
»So, ich muss dann auch langsam los. Ich habe morgen leider die Frühschicht erwischt«, verkündet Connie mit einem Blick auf die Armbanduhr. »Wo wohnst du denn? Dann können wir uns vielleicht zusammen auf den Weg machen?«
Da hat Connie einen wunden Punkt getroffen. Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass mein momentaner Wohnort die U-Bahn Station am Zoo ist. »Ja, eigentlich wohne ich schon hier in der Nähe, aber ich muss mir wohl ein Hotel suchen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass ich wenig Lust habe, meinem Verlobten über den Weg zu laufen.«
»Oh, entschuldige.« Betroffen schaut mich Connie an. Ich wollte dich nicht daran erinnern. »Aber du hast doch überhaupt nichts dabei. So kannst du doch unmöglich in ein Hotel!«
»Ich habe wohl keine Alternative. Ich kann ja schlecht am Bahnhof übernachten, oder?«
»Nein, das geht natürlich nicht. Aber du könntest doch einfach ein paar Tage zu mir kommen. Eine Zahnbürste habe ich bestimmt noch übrig und wenn dir eine Couch zum Schlafen reicht, ist das doch gar kein Problem.«
Gerührt schaue ich Connie an. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. »Aber du kennst mich doch kaum«, werfe ich ein.
»Ich habe eine gute Menschenkenntnis, Monique. Jemand, der die Katze seiner Nachbarin sucht, um der alten Dame eine Freude zu machen, kann so schlimm gar nicht sein. Und es ist bestimmt kein Zufall, dass wir uns seit gestern ständig über den Weg rennen. Keine Widerrede, du kommst mit zu mir!«
Dankbar nehme ich das Angebot an. Die Aussicht die Nacht auf einem schön weich gepolsterten Sofa zu verbringen ist doch sehr verlockend.
Ich opfere mein letztes Geld, um Connie einzuladen und schon laufen wir gemeinsam in Richtung Bahn, um ans andere Ende der Stadt zu kommen, wo Connie
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