Schoen wie Kaesekuchen
erscheint.
»Natürlich. Oder haben Sie befürchtet, ich würde meinen kleinen Schatz bei Ihnen zurücklassen?«
Peinlich berührt versuche ich, möglichst nicht wie ein auf frischer Tat ertappter Ladendieb auszusehen. »Nein, wie kommen Sie denn darauf? Nur die kleine Luisa hat Sie schon so vermisst. Stimmt es nicht, Loulou?«
Luisa gibt einen missmutigen Ton von sich und protestiert lautstark, als Connie sie zurück in den Kinderwagen setzen will.
»Na so was, Luisa scheint Sie wirklich zu mögen. Normalerweise ist sie Fremden gegenüber nicht so aufgeschlossen. Es hat Wochen gedauert, bis sie ihre Babysitterin akzeptiert hat. Sie müssen schwer Eindruck auf sie gemacht haben.«
Nach diesem unerwarteten Kompliment erhebe ich nicht einmal Einspruch, als mir Connie die Kleine schon zum zweiten Mal an diesem Tag in die Arme drückt. Luisa strahlt mich dermaßen glücklich an, dass ich es ihr tatsächlich erlaube, sich nah an mich heranzukuscheln. Innerhalb kürzester Zeit ist die Kleine eingeschlafen und Connie kann sie diesmal ohne Gegenwehr in den Kinderwagen legen.
»Sie können wirklich toll mit Kindern umgehen. Haben Sie keine Eigenen?«, erkundigt sich Connie.
»Normalerweise mögen mich Kinder eigentlich überhaupt nicht. Luisa ist da echt eine Ausnahme«, gebe ich zu. »Mein Verlobter und ich haben Kinder eigentlich nie in Erwägung gezogen. Das passt einfach nicht in unser Leben.«
»Schade, Sie wären bestimmt eine tolle Mutter.«
Nachdenklich blickt sie auf die schlafende Luisa.
Also ich habe wirklich schon viele Komplimente bekommen, aber das hat mir definitiv noch niemand gesagt. Etienne würde sich wahrscheinlich totlachen, wenn er das gehört hätte. Ausgerechnet ich, eine gute Mutter. Erst jetzt fällt mir auf, dass es Etienne und mich in dieser Form gar nicht mehr gibt. Das mit Coco werde ich ihm gewiss nicht verzeihen.
Tapfer kämpfe ich gegen die aufsteigende Traurigkeit an, kann aber nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen schießen.
»Monique, was haben Sie? Habe ich etwas Falsches gesagt? Warum weinen Sie denn?«, fragt mich Connie besorgt und reicht mir fürsorglich ein Taschentuch.
»Nein, nein, es ist nicht Ihre Schuld«, schluchze ich. »Es ist nur ...« Die nächsten Worte ersticken in meinem Schluchzen und erst nach einigen Augenblicken gelingt es mir den Satz zu beenden: »Wissen Sie, ich habe gerade herausgefunden, dass mein Verlobter mich betrügt. Mit meiner besten Freundin.«
»Ach, Sie Ärmste. Das ist ja furchtbar. Und Sie sind sich ganz sicher?«
»Ich habe die beiden vorhin in flagranti erwischt, wie man so schön sagt«, gebe ich trocken zurück. »Ich bin mir also sehr sicher.«
»Wissen Sie was? Ich sage Ihnen jetzt mal etwas: Ich finde, Sie sind ein ganz wundervoller Mensch! Wenn Ihr armseliger Verlobter das nicht erkannt hat und meint, Sie betrügen zu müssen, sollten Sie keinen weiteren Gedanken an ihn verschwenden. Solche Männer braucht niemand! Weder Sie noch Luisa und ich!« Aufgewühlt fährt sie sich durchs Haar und es würde mich nicht wundern, wenn gleich Rauchschwaden aus ihren Nasenlöchern kämen. Die Ähnlichkeit zu einem wütenden Drachen ist kaum zu übersehen und mir kommt der Gedanke, dass sie etwas ganz Ähnliches erlebt hat und deshalb so wütend ist.
Nur ungern unterbreche ich sie in ihrer überaus anschaulichen Darstellung dessen, was man mit Männern wie Etienne anstellen sollte. Nicht nur, dass die Verwünschungen, die sie ohne Rücksicht auf unsere pikiert dreinschauenden Tischnachbarn herausposaunt, meinem gekränkten Ego gut tun, Connie spricht mir mit ihrem verbalen Ausbruch wirklich aus der Seele.
»Äh, sagen Sie mal Connie, möchten Sie mir vielleicht etwas sagen? Ich meine, kann es sein, dass Luisas Vater ... also ich meine, hat er Sie vielleicht auch betrogen?«
Plötzlich in ihren bluttriefenden Verwünschungen unterbrochen schaut mich Connie irritiert an, ehe sie zugibt: »Öhm ... ja, Sie haben recht. Eigentlich bin ich schon darüber hinweg, aber als Sie mir das eben von Ihrem Verlobten erzählt haben, ist es wohl mit mir durchgegangen. Stellen Sie sich mal vor, ich war schon im achten Monat und da erfahre ich, dass er mich schon seit einem halben Jahr mit einer Internetbekannschaft betrügt! Glauben Sie mir, in diesem Moment war ich so fertig, ich wäre am liebsten vor eine S-Bahn gehüpft. Ich verstehe wirklich, was Sie gerade durchmachen.« Connie greift nach meiner Hand und trotz aller Unterschiede, fühle ich
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