Schoen wie Kaesekuchen
wecken. Luisa und ich sind schon unterwegs. Ich habe dir ein paar Klamotten herausgesucht (wir haben ja etwa die gleiche Größe), falls du heute noch keine Lust hast, dir Sachen aus deiner Wohnung zu holen. Ich weiß, dass das schwer ist. :-) Ich komme so gegen sieben nach Hause und du bist herzlich eingeladen, noch einmal bei mir zu übernachten.
LG Connie
Connie ist wirklich ein Engel. Was hatte ich für ein Glück, dass ausgerechnet sie mich nach dem Unfall aufgelesen hat. Kritisch mustere ich die Kleider, die sie für mich herausgesucht hat und muss leise seufzen. Modisch ist das nun wirklich nicht und ich kann kaum glauben, dass ich Größe 42 tragen soll. Ich schlüpfe in die schlecht sitzende No-Name Jeans und das T-Shirt mit dem albernen Pferdemotiv und muss zugeben, dass mir die Sachen perfekt passen. Ich sollte dringend anfangen, mit diesem Körper Sport zu machen.
Ich durchsuche die Schubladen in Connies Badezimmer nach etwas Make-up, um mich etwas ansehnlicher zu machen, aber außer einem kleinen Döschen Puder und einem Labello kann ich beim besten Willen nichts finden. Darüber sollte ich mit Connie dringend einmal sprechen. Eine Frau kann doch nicht so ungeschminkt aus dem Haus gehen. Notdürftig überdecke ich meine Hautunreinheiten mit dem Puder und bringe mein Haar mithilfe von Kamm und Haarspray in Form. Ich werfe einen Blick in den Spiegel, um das Ergebnis zu bewundern. Naja, eine Schönheit kann man aus mir nicht machen, aber zumindest sehe ich ganz passabel aus.
Ich packe noch ein paar Taschentücher ein und werfe einen Blick auf mein iPhone. Ein Anruf von Coco und eine SMS von Etienne. Es kostet mich einige Überwindung, aber die Neugier gewinnt und ich lese die Nachricht, die er mir gestern Abend geschickt hat. Bestimmt hat ihn das merkwürdige Treffen mit meinem neuen Ich ganz schön beunruhigt.
Hallo meine Süße. Mache mir Sorgen, weil ich noch nichts von dir gehört habe. Geht es dir gut? ILD
Dieses Arschloch! Wütend stopfe ich das Handy in die Handtasche und wische mir die Tränen aus den Augen. Coco kann sich auf was gefasst machen, wenn ich sie erwische.
Ich reise die Wohnungstür auf und will mich auf den Weg machen, um Coco eine Abreibung zu verpassen, als ich frontal mit Bernd zusammenstoße. Den hatte ich ganz vergessen. Allein bei dem Gedanke an Coco und Etienne vergeht mir alle Lust auf gute Taten.
»Bernd, ich habe jetzt eigentlich keine Zeit«, versuche ich den Rossignolino abzuwimmeln, aber da hat er sich schon an mir vorbei in Connies Wohnung gedrängt. Das ist der Vorteil, wenn man so klein ist.
»Dir auch einen wunderschönen guten Morgen«, begrüßt er mich mit einer Fröhlichkeit, die ich gerade gar nicht ertragen kann. »Ich will dich gar nicht lange aufhalten. Wo ist mein Kuchen?«
»Ups.« Daran habe ich gestern gar nicht mehr gedacht.
»Was heißt ups ? Ist das so etwas wie eine Mikrowelle?« Neugierig schaut sich Bernd in Connies Wohnung um.
»Ich hab das ganz vergessen. Tut mir leid, aber ich war so froh, dass Connie mir angeboten hat, bei ihr zu übernachten.«
»Och nein, ich hatte mich so gefreut. Und was soll ich jetzt essen? Mir ist schon ganz schwummerig.« Theatralisch fasst sich Bernd an die Stirn und simuliert einen Schwächeanfall.
»Mach doch nicht so einen Aufstand«, fahre ich ihn an und ziehe ihn mit in die Küche. Hoffentlich hat Connie wenigstens noch ein paar Cornflakes. Dieses Gejammer kann ich mir nicht noch länger anhören. Glück gehabt. Ich suche eine Schale aus dem Schrank und setze Bernd eine große Portion Müsli vor. In Ermangelung von Milch, kippe ich einen großen Schuss Sahne darüber.
»Schon besser«, verkündet Bernd und wischt sich mit der Hand die letzten Tropfen Sahne vom Kinn. »Und was hast du heute vor? Hast du schon eine Idee, welch gutes Werk du an der Menschheit verbringen willst?«
Es ist nicht unbedingt ein gutes Werk, das ich für Coco vorgesehen habe, aber das muss der Rossignolino gar nicht wissen.
»Hm, ich dachte, ich suche mir einen Job, um etwas Geld zu verdienen«, lüge ich. »Damit ich ähm... armen Leuten noch besser helfen kann.« Ich schaue ihn gütig an und falte die Hände, so wie es Mutter Teresa immer gemacht hat.
»Das ist eine gute Idee«, stimmt mir Bernd zu. »Ich bin überrascht, wie schnell du dich mit deinem Schicksal abgefunden hast. Samson hat gewettet, dass du dich schwer tun würdest.«
Abgefunden habe ich mich damit bestimmt nicht, aber das einzige, das ich gerade im Sinn
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