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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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hätte ja sein können, dass man so einen Glückspilz als Kollegen hat. Ich hätte es ihm jedenfalls gegönnt.«
    Die übrigen Kollegen sagten dasselbe aus. Theo Krumms Arbeitswelt hatte sich keineswegs verändert, noch war eine Veränderung abzusehen gewesen. Und von seiner Absicht, eine neue Ausbildung zu beginnen, hatte er nur Frieder Egeler etwas angedeutet.
    Auf dem Rückweg ins Büro dachte Kupfer an Erika Krumm, die er am Nachmittag nach Tübingen in die Rechtsmedizin begleiten musste. Was sollte er der Frau nun sagen?
    Sollte er sie wirklich wissen lassen, dass ihr Sohn sie angeschwindelt hatte? Wahrscheinlich hatte es Theo Krumm leidgetan, wie sehr sich seine Mutter um ihn sorgte, und hatte deswegen seine Lage besser dargestellt, als sie wirklich war. Dahinter war sicher keine böse Absicht gewesen. Was wäre denn nun gewonnen, wenn Erika Krumm die Wahrheit über ihren Sohn erfahren würde? Es würde nur ihr Bild von ihrem Sohn zusammenbrechen. Kupfer kam zu der Ansicht, dass das nicht sein musste. Und jede Aufklärung wäre auch vorschnell, denn diese hochstaplerische Schwindelei erklärte Theo Krumms Tod nicht. Im Gegenteil, sie warf nur neue Fragen auf.
    Kupfer fand auf seinem Schreibtisch einen knappen Bericht einer Polizeistreife. Theo Krumm hatte tatsächlich ein neues Auto gehabt. Es war auf einem Wanderparkplatz am Waldrand bei Hildrizhausen gefunden worden. Es handelte sich um einen schwarzen Golf GTI, den er erst vor zwei Wochen aus erster Hand gekauft hatte, wie die Nachfrage bei der Kfz-Stelle des Landratsamts ergeben hatte.
    »Schau mal an«, sagte Kupfer laut vor sich hin, »dann ist doch nicht alles geschwindelt. Bloß …«
    »Bloß was?«, fragte Paula Kussmaul.
    »Ich weiß halt nicht, woher der plötzliche Reichtum kommt. So einer wie der bricht in keine Bank ein. Der muss eine ausgefallene Geldquelle angezapft haben.«
    »So isch’s. Gespart hat er nämlich nichts. Die Staatsanwaltschaft hat unsere Anfrage bei der Volksbank abgesegnet. Auf seinem Girokonto war nichts, aber auch gar nichts. Und sonst hat er dort kein Konto gehabt. Da, schauen Sie sich das einmal durch. Das haben wir von der Bank gekriegt.«
    Mit diesen Worten schob sie Kupfer einen kleinen Hefter mit Kontoauszügen herüber.
    Kupfer blätterte die Auszüge flüchtig durch.
    »Da braucht man nicht lange herumzurechnen. Die Lage ist klar. Wenn es bis zum Monatsende gereicht hat, war’s ein guter Monat. Aber es gab mehr schlechte als gute. Mit dem, was über dieses Konto lief, hat er das Auto jedenfalls nicht bezahlt.«
    »Vielleicht hat ihm jemand was geliehen.«
    »Wohl kaum. Nach allem, was ich bis jetzt weiß, kann ich mir nicht vorstellen, dass er reiche Freunde gehabt hat.«
    »Vielleicht hat er jemand überfallen.«
    »Absolut nicht. Er soll relativ zart besaitet gewesen sein, zumindest hat er das, was er im Dienst erlebt hat, nicht so einfach weggesteckt, wie sein Kollege sagt. Gewalttätig war der nicht.«
    »Ja, aber dann bleibt doch nur noch die leise, heimliche Tour.«
    »Kann sein. Aber ich glaube gar nichts, bevor ich mir nicht seine Wohnung angesehen habe. Mal sehen, was dort zu finden ist.«

7
    »Treppe oder Lift?«
    »Treppe.«
    »Wieso? Platzangst?«
    »Das auch. Ich mag alte Lifts nicht. Aber vor allem, weil Treppensteigen gesund ist. Ein paar Mal am Tag den Kreislauf hochdrehen, das sei in meinem Alter unbedingt nötig, sagte mein Hausarzt beim letzten Check.«
    Mit diesen Worten setzte sich Kupfer in Bewegung und ging voran. Feinäugle folgte mit zwei Stufen Abstand.
    »Du schnaufst ja genauso wie ich«, spottete Kupfer, als sie im dritten Stock angekommen waren, und grinste seinen jüngeren Kollegen an. »Für dich ist das genauso gesund wie für mich.«
    »Themawechsel«, sagte Feinäugle und winkte ab. »Mach auf.«
    Kupfer schloss die Wohnung auf. Feinäugle hielt die Luft an und wäre am liebsten durch die kleine Diele geradewegs ans nächste Fenster gestürzt.
    »Die Luft ist zum Schneiden.«
    »Es riecht nach Farbe.«
    »Unter anderem.«
    Kupfer schnupperte. In den Geruch nach Farbe mischte sich ein widerlicher Dunst, der an ungespültes Geschirr und abgestandenes Bier erinnerte.
    »Wie in einer Kneipe, bevor die Putzfrau kommt.«
    »Um Gottes Willen, das ist ja die reinste Rumpelkammer. Das wird ja heiter«, sagte Feinäugle beim ersten Blick ins Wohnzimmer.
    Der Tisch war an die Wand gerückt, zwei Stühle standen darauf, auf dem Boden davor eine blaue Mülltüte, die schon recht voll war. Ein

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