Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
Vom Netzwerk:
klang frech.
    »Nicht viel«, sagte Kupfer ganz ruhig. »Ich wollte mir nur mal ansehen, wer vorgestern Abend für lumpige zehn Euro einen Waffenschmuggler vor der Polizei gewarnt hat.«
    »Was? Ich weiß nichts von einem Waffenschmuggler.«
    »Aber von einem Trucker, der Ihnen zehn Euro geboten hat, wenn Sie ihn anrufen.« Er streckte seine Hand aus. »Ich bitte um Ihr Handy.« Dann aber schien er sich anders zu besinnen. »Oder behalten Sie es. Wir haben ja das Handy des Waffenschmugglers und können feststellen, von wem er angerufen wurde. Übrigens wissen wir von ihm, dass Sie ihn angerufen haben. Wieso tun Sie so etwas?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Zehn Euro für einen kleinen Gefallen. Warum nicht? Ich verdiene hier nicht so viel.«
    »Ist das Ihr einziger Job?«
    »Nein.«
    »Und wo arbeiten Sie noch?«
    »Das wechselt. Mal hier, mal dort.«
    In diesem Moment kam Kundschaft. Kupfer legte seine Karte auf die Theke und sagte: »Übermorgen um elf sehe ich Sie. Die Adresse steht drauf. Bei Ihrer Beschäftigungslage kann ich ja sicher sein, dass Sie sich freimachen können.«
    Dann ging er.
    Mit den Mobiltelefonanbietern hatte Kupfer bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Er hasste es, »von Jingles oder Primitivmusik beschallt«, wie er es nannte, zu warten, bis einer der Callcenter-Sklaven sich meldete: »Guten Tag, mein Name ist Brrrrrrrrr. Was kann ich für Sie tun?« Er wollte nicht von solch einer menschlichen Sprechmaschine auf den Datenschutz aufmerksam gemacht werden. Und der schriftliche Weg über Staatsanwalt Dr. Klöppner schien ihm auch nicht gangbar. Der würde nur wieder umständlich nachbohren, warum denn diese Anfrage, die eine heikle Verletzung des Datenschutzes darstellte, unbedingt sein müsse. Daher war er fest entschlossen, nicht der Handynummer nachzugehen, die Krajic angerufen hatte, sondern Schraubenlennes Identität auf konventionellerem Weg herauszufinden. Wozu gab es immer noch gedruckte Telefonbücher, hatte er sich gesagt und Paula Kussmaul angestellt.
    Sie hatte inzwischen sämtliche Telefonbücher der Region nach einer Mechaniker- oder Kfz-Werkstatt Leonhard durchgesehen, aber absolut nichts gefunden.
    »Leonardo, Leonardt, Leonhard in allen denkbaren Schreibweisen samt Leone bringen alle nichts. Der Kerle muss anders heißen«, sagte sie.
    »Dann bleibt uns nur unser Fotoalbum«, folgerte Kupfer und ließ eine Auswahl aller Fotos von Leuten zusammenstellen, gegen die in den letzten Jahren in Verbindung mit Vergehen, die mit Werkstätten zu tun gehabt hatten, ermittelt worden war.
    »Das Nächstliegende ist sicher der Kfz-Bereich.«
    Paula Kussmaul setzte sich an den Computer und stellte eine Auswahl von Bildern zusammen. Sie zeigten Männer aus dem ganzen Land, und das in beträchtlicher Zahl.
    »Mein lieber Mann, das Album ist ganz schön dick geworden. Man sollt’s nicht meinen«, fasste sie ihren Eindruck zusammen, als sie damit fertig war.
    »Da sieht man’s wieder: Unser Ländle ist halt ein Autoland«, antwortete Kupfer. Dann ließ er Krajic in die Polizeidirektion Böblingen holen, forderte für alle Fälle die Dolmetscherin an und setzte ihn vor einen Bildschirm.
    »Und jetzt, Herr Krajic, schauen Sie sich die Fotos an und sagen mir, wer der Schraubenlenne ist. Sie verstehen mich doch?«
    »Ja, Schraubenlenne gucken.«
    Kupfer ließ Kaffee kommen und erlaubte Krajic auch zu rauchen, um ihn, soweit es möglich war, aus seiner Zellendepression herauszuholen. Er befürchtete eine längere Sitzung, bei der Krajics Konzentration erheblich nachlassen könnte. Umso angenehmer war er überrascht, als Krajic schon bei der dritten Zigarette seinen Zeigefinger auf das Foto eines ungefähr dreißigjährigen dunkelhaarigen Mannes mit schmalem Gesicht richtete.
    »Schraubenlenne, der«, sagte er, wobei ihm der Rauch aus Mund und Nase quoll.
    »Sind Sie sicher, oder sollen wir Ihnen noch mehr Fotos zeigen?«
    »Keine Fotos mehr. Bin sicher. Ist Schraubenlenne.«
    Der Mann, den Krajic als Schraubenlenne identifiziert hatte, hieß Bernd Lemgruber, war einunddreißig Jahre alt, ohne Beruf und lebte von wechselnden Gelegenheitsarbeiten. Er war seit kurzem polizeibekannt. Wenn er nicht gerade einen anderen Job hatte, reparierte er in einer Garage in Aidlingen Autos und betrieb einen schwunghaften Handel mit gebrauchten Fahrzeugteilen, die er sich auf Schrottplätzen holte und die daher nicht immer technisch einwandfrei waren.
    »Der Schmierölfall, die Akte vom Schmierölfall!«, rief

Weitere Kostenlose Bücher