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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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Kupfer ganz aufgeregt.
    »Was ist jetzt los?«, fragte Paula Kussmaul.
    »Mit dem hatten wir schon einmal das Vergnügen, und den rufen sie garantiert Lemme und nicht Lenne. Vom Namen Lemgruber her. Der hat doch dieses defekte Lenkgetriebe für den Corsa geliefert, mit dem der junge Familienvater gegen den Brückenpfeiler geknallt ist. Da hätte ich eigentlich draufkommen müssen. Na, diesen Kunden schauen wir uns jetzt aber genau an.«
    Und als er in die Akte schaute, sagte er vor sich hin: »Ohne feste Anstellung. Und dann noch von Aidlingen, wie der Kerl an der Kaffeetheke. Das passt doch.«
    Krajic verstand die Aufregung nicht ganz genau, begriff aber sehr wohl, dass es über Lemgruber alias Schraubenlemme eine Ermittlungsakte gab und es für ihn selbst besser wäre, wenn er nichts verschweigen würde. Gespannt beobachtete er Kupfer, als könnte er ihm die Gedanken vom Gesicht ablesen.
    Dieser wandte sich ihm wieder zu und schaltete einen Recorder ein.
    »Sie wissen doch sicher noch, was Sie Schraubenlemme geliefert haben?«
    »Kaffee, bitte«, sagte Krajic, dem klar wurde, dass er nicht mehr lange gebraucht würde.
    »Okay«, sagte Kupfer lächelnd und goss ihm nach. »Aber noch einmal: Was haben Sie ihm verkauft?«
    »Gewehre, Pistolen, Munition.«
    »Auch Handgranaten?«
    »Auch. Nur einmal.«
    Kupfer schob das Foto einer jugoslawischen Splitterhandgranate über den Tisch.
    »Von diesem Typ?«
    »Ja. Aber nur zwei.«
    »Und wann war das?«
    »Weiß nicht genau. Vor ein paar Wochen vielleicht.«
    »Noch im Sommer?«
    »Nein. Im Herbst. Vor vier Wochen.«
    »Und Sie sind sicher, dass Sie ihm zwei solche Handgranaten verkauft haben und nicht nur eine?«
    Krajic nickte.

28
    Der Montagmorgen war sehr frisch. Die Sonne drang allmählich durch den Nebel und leckte zögernd den Reif von den Dächern. Trotzdem war die breite Tür der Doppelgarage hochgeklappt. Ein älterer Opel Corsa mit grellen Rallyestreifen stand über einer Montagegrube. Sein doppelter Auspuff sollte ihn wohl als frisiertes Kraftpaket zu erkennen geben. Daneben stand ein funkelnagelneues Quad. Sogar seine Bereifung glänzte noch etwas und wies keinerlei Schmutzspuren auf. Kupfer las die Zulassungsnummer und lächelte spöttisch: BB-JD 173.
    Bernd Lemgruber stand mit dem Rücken zur Tür und wühlte klappernd in einem der Regale herum, welche die Innenwände der Garage fast ganz bedeckten. Er war so auf seine Suche konzentriert, dass er Kupfer und Feinäugle nicht kommen hörte.
    »Guten Morgen, Herr Lemgruber«, grüßte Kupfer laut.
    Lemgruber drehte sich um und konnte seinen Schrecken nicht verbergen. Er atmete hörbar ein und hielt kurz die Luft an. Offensichtlich erinnerte er sich sehr ungern an seine letzte Begegnung mit Kupfer und seinem Kollegen, die ihn damals nach seinem Handel mit gebrauchten Fahrzeugteilen befragt hatten. Er grüßte nicht zurück, sondern fragte trotzig: »Und? Was wollen Sie? Ich habe Ihnen doch schon tausend Mal gesagt, dass das verdammte Lenkgetriebe nicht von mir stammt.«
    »Darum geht es auch gar nicht. Wir wollen uns nur nach einem Ihrer Bekannten erkundigen. Schauen Sie her, Sie kennen doch den Herrn.«
    Mit diesen Worten hielt er ihm ein Foto von Krajic hin. Lemgrubers Gesicht blieb reglos.
    »Besonders gut scheint Herr Krajic Sie allerdings nicht zu kennen. Oder rufen Sie ihn Hrvoje? Aber egal, wie Sie ihn rufen. Jedenfalls nannte Krajic Sie Schraubenlenne. Das kann doch nicht stimmen. Muss das nicht Schraubenlemme oder Schrauberlemme heißen? Schrauberlemme passt doch besser.«
    Lemgruber schwieg.
    Feinäugle überließ das Gespräch ganz seinem Kollegen. Mit offenem Mantel und den Händen in den Taschen ging er hin und her wie jemand, der vor dem Bahnhof auf einen Freund wartet. Das mochte Lemgruber gar nicht. Immer wieder schaute er sich unsicher nach Feinäugle um.
    »Sie wollen es mir nicht sagen? Gut, dann halt nicht. Ich werde mich in der Szene erkundigen. Dafür erklären Sie mir jetzt etwas anderes. Immer wenn Krajic freitagabends an der Raststätte Schönbuch Halt macht, ruft er Sie an. Das wäre unter Freunden etwas Normales, wenn dann im Lokal ein fröhliches Zusammentreffen stattfinden würde. Stattdessen geht Krajic aber immer mutterseelenallein in die Dunkelheit hinaus. Und Sie können uns vielleicht erklären, warum dann ihr Freund Joachim Drescher immer aufpasst, dass Krajic von niemand verfolgt wird.«
    Lemgruber sagte nichts und blickte Kupfer hasserfüllt an.
    »Übrigens ein hübsches

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