Schönbuchrauschen
sehr gesprächig, und ich möchte mich doch mit Ihnen über Ihren kroatischen Bekannten unterhalten. Seit wann kennen Sie Hrvoje Krajic?«
Drescher schaute Kupfer nicht einmal an.
»Nun gut. Damit Sie wissen, worum es geht«, begann Kupfer, »will ich Ihnen etwas erklären: In unserem Land gibt es das sogenannte Kriegswaffenkontrollgesetz, das den Verkauf von Kriegswaffen unter Strafe stellt. Und nicht nur das, schon allein der Versuch, Kriegswaffen zu kaufen, ist strafbar. Ebenso strafbar macht sich …«
»Wieso erzählen Sie mir das?«, unterbrach ihn Drescher frech. »Ich habe noch nie eine Kriegswaffe angefasst und schon gar nicht gekauft oder verkauft.«
Kupfer ließ sich davon nicht beeindrucken.
»Ebenso strafbar macht sich derjenige«, machte er mit gesteigerter Lautstärke weiter, »der zu einem solchen Handel beiträgt. Und das, Herr Drescher, tut auch derjenige, der Schmiere steht.«
»Ich bin nicht Schmiere gestanden«, protestierte er.
»Das kommt drauf an, was man darunter versteht«, entgegnete Kupfer gelassen.
»Ich habe nichts getan.«
»Richtig. Ja, Sie haben meistens nichts getan«, sagte Kupfer und merkte, dass er sein Gegenüber etwas durcheinanderbrachte. »Ich meine ja nicht, dass Sie an irgendeiner Ecke aufgepasst und durch die Finger gepfiffen haben, als es gefährlich wurde, sondern dass Sie in den allermeisten Fällen, wie gesagt, nichts taten. Sie blieben brav hinter Ihrer Kaffeetheke stehen und mussten meines Wissens nur ein einziges Mal, das heißt ausnahmsweise, einen kurzen Anruf tätigen. Und indem Sie in allen anderen Fällen nicht anriefen, haben Sie den Handel auf dem Parkplatz ermöglicht. Ihr Nichtstun war das Signal dafür, dass der Handel in aller Ruhe abgewickelt werden konnte.«
»Pfff«, machte der junge Mann, und Kupfer war sich nicht sicher, dass er verstanden worden war.
»Wollen Sie etwa sagen, dass Hrvoje Krajic uns angelogen hat? Sein Handy spricht übrigens Bände.«
Stummes Achselzucken.
»Heute Morgen habe ich außerdem schon Ihr neues Fahrzeug bewundert. Gleich sechshundert Kubik, ein ganz schönes Kraftpaket, und relativ teuer. Als ich Sie am Sonntagabend hinter Ihrer Kaffeetheke stehen sah und Sie mir auch noch erklärten, dass zehn Euro für Sie viel Geld seien, hätte ich nicht gedacht, dass Sie sich so ein Fahrzeug leisten, das übrigens nicht sehr praktisch ist. Warten Sie mal, bis es noch ein wenig kälter wird.«
»Was geht Sie das an? Ich kann mir kaufen, was ich will.«
»Natürlich. Kaufen Sie nur, was Sie wollen, wenn Sie sich das leisten können. Ich finde nur den Zeitpunkt auffällig. Kurz zuvor hatte Ihr Freund Lemgruber zwei jugoslawische Handgranaten gekauft. Eine davon haben wir gefunden. Die andere suchen wir noch. Wem liefert Lemgruber diese Waffen?«
»Weiß ich doch nicht. So gut kenne ich den auch wieder nicht.«
»Herr Drescher, so kommen wir doch nicht weiter«, sagte Kupfer, als wollte er sich aufs Bitten verlegen. »Sagen Sie mir doch einfach, woher Sie das Geld für das Quad haben.«
»Lange angespart. Was denn sonst.«
Nun beugte sich Kupfer vor und schlug einen schärferen Ton an.
»Jetzt passen Sie mal gut auf, Herr Drescher. Es war nicht schwer, die Bank ausfindig zu machen, wohin Ihr kümmerliches Gehalt überwiesen wird. Und die Staatsanwaltschaft hat uns gerne den Gefallen getan, diese Bank in Ihrem Fall des Bankgeheimnisses zu entheben.«
Mit diesen Worten zog er das Fax eines Bankauszugs aus einem Aktendeckel.
»Diesen Bankauszug haben wir gestern bekommen. Sie erinnern sich bestimmt: Vor vier Wochen noch hatten Sie zweitausend Euro Miese, aber dann kam der warme Regen: einmal achttausend und dann noch einmal viertausend. Und von diesem Konto haben Sie das Quad bezahlt, bar, einfach so, als wär’s ein billiges Fahrrad. Da würden Sie sich an unserer Stelle doch auch fragen, was hinter diesem plötzlichen Geldsegen steckt, oder?«
Joachim Drescher schaute vor sich nieder und ließ sein Haar über die Augen hängen. Ein Zucken ging durch sein Gesicht, seine Backenmuskeln zeichneten sich unter seiner bleichen Haut ab. Langes verbissenes Schweigen.
»Sie wollen mir nichts sagen? Gut, dann muss ich mich gedulden. Aber zunächst mal verhafte ich Sie wegen Beihilfe zum illegalen Handel mit Kriegswaffen und wegen des Verdachts, an einem Mordanschlag beteiligt zu sein.«
Bei Kupfers letzten Worten zuckte Drescher zusammen. Dann saß er wie versteinert da, bis er abgeführt wurde.
29
Inzwischen hatte
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