Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
nicht bestellt, damit die Besucher sehen, wie sie an der Wand aussehen. Das ist alles.“
„Haben Sie auch außerhalb Ihrer Sitzungen mit ihm Ko n takt gehabt?“
„Nein!“
Die Antwort kam etwas ruckartig, was sie für Fabian fre i lich glaubwürdiger machte. Mustafa war kein gewohnheitsm ä ßiger Lügner. Es sei denn, er war ein psychopathischer Killer, dann waren alle Wetten annulliert.
„Haben Sie sich mal gestritten?“
„Wir haben uns ja kaum unterhalten“, erklärte Mustafa, „ich brauche beim Malen meine volle Konzentration. Ich wus s te nicht viel über ihn. Sogar dass er schwul war, hab ich erst nach der dritten Sitzung erfahren, mehr so nebenbei.“
„Wie das?“
„Er hat da so was erwähnt. Dass ihn sein letzter Freund mit einem anderen betrogen hat.“
„Wie haben Sie reagiert?“
„Ich hätte kotzen können. Ach was, das meine ich nicht so...“
Mustafa war es leid.
„Hören Sie, ich mag Schwule nicht, okay? Aber ich bring sie nicht um. Der Mann hat mir doch gar nichts getan. Im G e genteil, er wollte mit fünftausend Euro für das Bild zahlen. Fünftausend Euro! Da kann er meinetwegen so viele Schwänze lutschen, bis er schwanger wird!“
Fabian glaubte ihm völlig, ohne es erklären zu können. Für irgendwas musste ja seine Erfahrung als Ermittler gut sein. Dennoch waren da noch ein paar Dinge. Er frage die üblichen Dinge über Alter, Herkunft und Werdegang, hob sich die wic h tigste Frage für den Schluss auf.
„Sie sind doch Krankenpfleger im Vivantes in Reinicke n dorf, richtig?“
„Ich bin noch in der Ausbildung. Man muss ja irgendwas vorweisen können, falls es mit der Kunst nicht klappt. Kra n kenpfleger werden immer gebraucht.“
„Haben Sie dort Zugang zu Medikamenten?“
Mustafa runzelte die Stirn. „Naja, klar.“
„Und zu Betäubungsmitteln?“
„Geht’s jetzt hier plötzlich um Drogen? Ich hab doch g e sagt, ich bin clean!“
„Es geht um Narkosemittel.“
„Was, Lachgas? Oder was meinen Sie?“
Fabian sah ihm aufmerksam in die Augen.
„Schon gut. Das wär’s dann. Aber nur eine Bitte: Wären Sie bereit, eine Speichelprobe abzugeben? Wir wollen einen DNA-Vergleich mit Spuren am Tatort machen.“
Mustafa biss sich auf die Lippen. „Nein.“
„Darf ich fragen, wieso nicht?“
„Dürfen Sie.“
Aber Fabian tat es nicht.
Achtzehn
Es war schon Nachmittag, als sich das Team unten in der Eingangshalle traf. Alle vier Kommissare waren geschlaucht und einige wünschten sich, nie wieder zurückkehren zu mü s sen. Sabine Lott hatte die für immer die Nase voll von Küns t lern , Alfie Hoffmann würde nie wieder einen Pinsel mit kindl i cher Unschuld betrachten können . Wie sich herausstellte, war Tim Stewart noch der reinste Sonnenschein im Vergleich zu den anderen Gestalten, die in dieser Hütte ihr Unwesen tri e ben.
Da war diese circa 80jährige ehemalige Prostituierte, die ihren Lebensabend damit zubrachte, tote Tiere, die sie ho f fentlich nur irgendwo fand und nicht höchstpersönlich inh u miert hatte, auszustopfen und grellbunt zu lackieren. Auße r dem hatte sie Alfie ein eindeutiges Angebot gemacht: „Für nur’n Fuffi kriegste meene Pussy, für hunnat die annere Seite!“ Der Ärmste hätte fast gekotzt.
Tatsächlich gekotzt hatte er dann bei Raúl, einem jungen Spanier, der Unaussprechliches tat. Er verwendete für seine Aquarell keine Farben, sondern ausschließlich Sekrete und Flüssigkeiten seines Körpers . Alfie wollte ihn auf der Stelle verhaften, ihm fiel nur der entsprechende Paragraph nicht ein. Wie ihm seine Kollegen nun versicherten, existierte ein solcher Paragraph nicht, und damit stand für ihn fest, dass dieses Land den Bach runter ging. Raúl hatte auch noch die Unve r schämtheit besessen, ihm zehn Euro für sein Erbrochenes zu bezahlen, dass Alfie auf seinem Dielenboden hinterlassen ha t te.
„Muss man ein kranker Perverser sein, um heutzutage als Künstler Aufmerksamkeit zu kriegen?“ fragte Sabine traurig. „Ich meine, es gibt hier auch ein paar begabte Leute, die Schönheit schaffen, Gott sei Dank, aber die meisten ticken doch nicht mehr sauber!“
„Dieser Mustafa malt tolle Sachen“, fand Fabian. „Was mich direkt dazu bringt, ihn auszuschließen. Motiv hat er auch keins.“
„Aber Zugang zu Xenon“, sagte Lisa, „und zwar als einz i ger, wie mir scheint.“
Die anderen pflichteten bei. Niemand sonst arbeitete im Gesundheitswesen.
„Wenn wir jemanden ausschließen, dann aufgrund
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